Einige Meilen entfernt und einige Jahre zurück in einer kleinen Hütte, nicht unweit des „Tempels für verlorene und hoffnungsvolle Seelen", gewidmet der verlorenen Göttin Dandela, sitzen drei Frauen verschiedenen Alters zusammen und plaudern.
Deplhi schenkt sich reichlich Wein nach und schwatzt, als gäbe es kein Morgen. Wie die Waschweiber, denkt Delta still. Ihr geht das Gehabe rund um die Orakel eher ab. Sie braucht weder das Geschwätz der Läute, noch die Bestätigung und Anerkennung der Betenden, die jeden Tag zum Tempel pilgern, um dem Orakel ihre Gaben zu bringen und auf weise Worte als Dank hoffen. Nur selten erhalten sie eine zufriedenstellende Antwort. Delphi plaudert zwar mit jedem, dem sie begegnet, doch sind ihre Prophezeiungen alles andere als verbindlich. Vielmehr so allgemein, dass sie unmöglich einer bestimmten Person oder einem Ereignis zugeordnet werden können. Trotzdem schöpfen die Pilger aus ihren Worten Kraft. Doreen dagegen hält sich von den Massen grundsätzlich fern und spricht nur dann eine Prophezeiung aus, wenn sie wirklich etwas in den Nebeln der Klarheit gesehen hat. Ein äußerst seltenes Ereignis.
Delta selbst, hält ihre Weissagungen gerne kryptisch. Auch sie ist wie Doreen eher sparsam mit Prophezeiungen, doch im Gegensatz zu dieser vertritt Delta die Auffassung, dass sie den Menschen nicht alles auf dem Silbertablett servieren sollten. Als Liebhaberin alter Mythen und Legenden fasst sie ihre Worte gerne kryptisch und gespickt mit Botschaften zwischen den Zeilen, die erst auf den achten Blick und beim zehnten Überdenken, oft lange nachdem die Prophezeiung eingetroffen ist, einen Sinn ergeben. Das macht sie nicht unbedingt zu einem beliebten Orakel.
Auch jetzt, während Delphi und Doreen sich munter unterhalten, brütet sie still über einer Botschaft für das Königspaar. Die Nebel haben ihr eine große Bedrohung offenbart, die das ganze Land in Gefahr bringen könnte. Doch so dringend der Inhalt ihrer Erkenntnis auch ist, sie kann sich nicht dazu überwinden ihn in einfache Worte zu packen. Und so kommt die wohl unheilvollste und undurchsichtigste Prophezeiung zustande, die sie je formuliert hat:
Zufrieden lächelt sie. Als die anderen Orakel sie darauf ansprechen, tut sie unschuldig und unwissend. Sie freut sich schon so sehr auf die kommenden Ereignisse. Das Zweifeln der noch ungeborenen Königssöhne und ihr jahrelanger Kampf könnten wahrhaft amüsant werden. Vor allem, da Delta plant, ihre Botschaft persönlich aufzulösen, sollte sich kein schlauer Kopf finden, der dies vermag. Den Weltuntergang will sie schließlich nicht. Und es ist trotz allem die Aufgabe der Orakel von Dandela, mit ihrer Erkenntnis das Land vor vermeidbarem Leid zu schützen.
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Lass uns Geschichte schreiben
FantasyMarie besucht zum ersten Mal ihre Tante und ihre Cousine Nanette. Was als harmloser zweiwöchiger Urlaub geplant war, nimmt schnell eine neue Wendung, die das Mädchen so nicht erwartet hat. Konfrontiert mit einer neuen Welt und einer verantwortungsv...