18. Gefühle des Herzens

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Traurig blickt sie ihr nach. Die Hand noch halb erhoben.

Was hatte sie getan?

Dabei mag sie Nanette doch wirklich.

Jetzt hatte sie alles versaut.

Innerlich über ihre Pheromone schimpfend, begibt sich Zana traurig auf die Suche nach einem Raum wo sie ungestört ist, doch schließlich macht sie sich auf in den Wald, zum See.

Kraftlos lässt sie sich am Rande nieder und beginnt zu schluchzen. Warum nur hatte sie alles versaut? So wie immer. Würde Nanette ihr jemals vergeben können oder würde sie von nun an Zana dafür hassen? Schon ihre Familie hatte sie verloren, weil sie früher anderes war. Egoistisch, überheblich, doch nun wollte sie ein Neuanfang. Deswegen war sie ja auch erst so weit weg von Zuhause, alleine.

Die Tränen fließen ihre Wangen hinunter, hinterlassen eine feuchte, salzige Spur.

So sehr wünscht Zana sich jetzt Regen, damit man ihre Tränen nicht sehen kann, nicht sehen kann, wie es sie innerlich zerreißt, zu wissen, dass es ihre Schuld ist, das Nanette gegangen ist, weil sie ihre Pheromone nicht im Griff hat, weil sie gelogen hat. Dabei wollte sie einfach nur eine Freundin und keine Beschützerin. Jemand der für sie da ist, weil sie sie wirklich mag. Was bleibt ihr jetzt noch? Ihre Familie mag sie nie wiedersehen und Nanette vermutlich auch nicht mehr.

Zu wenig Kraft hat sie nun, um wieder aufzustehen und weiterzumachen, als wäre nichts gewesen.

Verdammt, sie hatte sich in der kurzen Zeit wahrhaftig in Nanette verliebt und nun liegt ihr Herz, in tausend Teile zerbrochen, befleckt mit ihrem Blut zu Nanettes Füßen. Wer hätte gedacht, dass Liebe so sehr schmerzen kann, wenn sie nicht erwidert wird. Zana könnte selbst damit leben, nur eine Freundin Nanettes zu sein, aber noch nicht mal das ist ihr geblieben.

Haltlos hallt ihr Schluchzen durch den Wald, der davon abgesehen mit Stille gefüllt ist, als würde er mit ihr trauern. Das grüne Mädchen beginnt mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, wie sie es schon so oft tat, um sich zu verstecken.

Sie könnte jetzt ganz einfach für immer ein Teil der Natur werden, nie wieder so eine Trauer empfinden. Einfach aufgeben.

Doch dann sieht sie wieder das braunhaarige Mädchen vor sich, wie ihre Augen strahlen und erneut überkommt sie bodenlose Trauer. Aber zugleich verankert sich in ihrem Herzen ein Gedanke - sie würde nicht aufgeben, niemals würde sie Nanette aufgeben, selbst wenn diese Zana bis ans Ende ihrer Tage hasst. Zana wird auf Nanette achtgeben, selbst wenn es sie ihr Leben kostet. Das schwört sie sich in dem Moment. Mit neuer Kraft in den Gliedern steht sie auf und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht um entschlossen Richtung Schloss zurückzukehren.

***

Tief im Dunklen eines anderen Waldes, der von dem Krieg zwischen Schatten und Licht noch nicht betroffen ist, regt sich eine Gestalt. Man würde den Jungen kaum erkennen, wüsste man nicht, das er dort ist.

Lächelnd schlägt er die Augen auf. Endlich hatte seine Schwester verstanden was es bedeutet zu lieben und er würde ihr beibringen, wie sie ihre Pheromone unter Kontrolle bekäme. Dafür müsste er aber jetzt ebenfalls das Waldreich der Nymphen verlassen, das Reich, wo sie bisher immer sicher waren. Aber seine Schwester braucht ihn. Sie kann sich nur Nanettes Liebe sicher sein, wenn sie ihre Pheromone Nanette gegenüber nicht mehr ausstößt. Langsam steht er auf. Auf dem Baumstamm über ihm hockt ein Junge, im selben Alter wie er, seine Haut ist wiesengrün, doch sein Haar ist, im Gegensatz zu dem der meisten Waldnymphen, kastanienbraun, so wie seine Augen.

"Na, wie geht es deiner Schwester?", fragt sein Kindheitsfreund nach.

"Beschissen, sie braucht Hilfe", murmelt Rhian. Schuldgefühle plagen ihn, weil er es war, wegen dem Zana weglief. Er hatte ihr nicht gerade freundlich mitgeteilt, was man alles über sie sagte und was er von ihr hielt.

"Du wirst zu ihr gehen? Richtig?", bohrt sein Gegenüber nach und Rhian nickt. Er blickt zu den beiden Hirschen, die nicht weit von ihnen grasen.

"Meinst du, sie bringen uns so weit weg von Zuhause?", möchte Rhian leise wissen. Der braunhaarige Junge nickt.

"So weit ist es nicht, ein 3-Tagesritt nur", stellt nun Selbiger fest.

"Aber ich werde dich begleiten." Mit diesen Worten zu seinem Freund steigt der Braunäugige auf einen der beiden Hirsche.

"Wie Ihr wünscht, Prinz Arno" neckt Rhian seinen Kumpel, mit dessen Status und klettert ebenfalls auf einen Hirsch. Gemeinsam reiten die beiden einem Kampf entgegen, der sie bisher verschonte.

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