Chapter 19-If I Had Only Done Something More

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Mit einem leeren Blick auf die Wand gerichtet, denke ich mal wieder nach, was mir nicht wirklich gut tut.

Das Ticken der Uhr erinnert mich daran, dass ich gleich Geburtstag habe. Ich mag dieses Datum null. Sicher, es ist cool 17 zu werden, aber vor genau fünf Jahren ist etwas Schreckliches passiert.

Nach einiger Zeit habe ich mich damit abgefunden, dass meine Eltern gestorben sind. Daran trage ich ja keine Schuld. Nur diese eine Person nagt an meinem Gewissen. Hätte ich eine andere Entscheidung getroffen, dann wäre er noch hier.

Dann würde ich Mason in meinen Armen heben, seine Stirn küssen und mit ihm einen Countdown runter zählen. Er wäre jetzt 13. Es war meine Schuld und ich bin mir dessen bewusst. Ich hätte es verhindern können.

FLASHBACK

Ratlos mustere ich mein Skateboard und blicke dann doch wieder zu meinem sieben jährigen Bruder Mason. Ich habe nun wirklich keine Lust, meine Zeit zu nutzen um auf ihn aufzupassen. Immerhin ist mein zwölfter Geburtstag und ich möchte momentan keine Verantwortung tragen.

Ich sehe oben dunkle Wolken am Himmel. Wenn ich fahren möchte, muss ich mich jetzt beeilen.

„Mason, ich habe keine Lust mit dir zu spielen.", sage ich genervt und schnalze mit der Zunge. Er ist viel zu jung und ich bin jetzt zu alt um mit ihm zu spielen.

„Aber ich möchte mit dir spielen Laura.", jammert er und setzt seinen bekannten Hundeblick auf. Ich schüttle meinen Kopf.

„Geh bitte rein!", zische ich ungeduldig und setze das Skateboard ab. Gott, er geht mir so auf die Nerven.

„Du hast nie Zeit für mich.", murmelt Mason und ich merke wie er den Tränen nah ist. Jetzt spielt er wieder den armen Jungen. Wieso tut er das nur immer wieder?

„Das ist die letzte Chance oder ich rufe Mama.", drohe ich ihm und knie runter um meine Schnürsenkel zu binden. Ich brauche kurz und sehe dann wieder auf.

Mason sitzt stur auf dem Gehsteig und bläst Trübsal. Jetzt reicht es mir!

„Mama! Mason nervt mich und möchte mich nicht in Ruhe lassen!", rufe ich und stehe auf. Mein Bruder steht erschrocken auf und bekommt einen roten Kopf. Bitte nicht...

„Mason, komm rein!", antwortet Mama und lehnt aus dem Fenster. Er fängt an zu weinen und rennt in unser Haus rein.

Zufrieden fange ich an unsere Einfahrt hoch und runter zu fahren. Langsam wird das alles langweilig, aber ich darf nicht auf der Straße fahren. Naja, würden Mama oder Papa mich nicht erwischen.

Ich versichere mich, dass mich niemand sieht und fahre jetzt auf der Straße. Grinsend fahre ich den steilen Weg runter und werde immer schneller.

Die Kontrolle über das Skateboard verliere ich und meine Schoner habe ich nicht angezogen. In Panik geraten versuche ich zu stoppen, dennoch haut es mich um.

Mit Tränen in den Augen, ignoriere ich das Brennen und stehe auf. Mein Knie blutet stark und das Blut durchdrängt den Stoff meiner engen Jeans.

Vorsichtig, also langsam, laufe ich wieder die Straße hoch. Auf dem Weg nach Hause kommt mir eine ungewöhnliche Wärme entgegen und meine Sicht verschlechtert sich.

Ist das Rauch? Unsere Nachbarschaft ist von dem Rauch überdeckt und ich kann unser Haus sofort erkennen. Es steht lichterloh in Flammen.

Ich fange an zu rennen und spüre kaum noch den Schmerz. Nur meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. Vor unserer Einfahrt sitzt Papa alleine und starrt in die Flammen.

„Wo sind Mason und Mama?", rufe ich und erwarte eine logische Erklärung. Vielleicht sind sie Hilfe holen gegangen und kommen gleich wieder.

Auch wenn Papa seinen Kopf schüttelt, gebe ich die Hoffnung nicht auf.

Doch je länger ich dort sitze und in die Trümmern meiner Kindheit sehe, höre ich nur Sirenen. Keine liebevolle Stimme, welche mir sagt, dass alles gut werden würde.

Keine kleine Arme, welche mich umschlingen und mir sagen wie viel Angst sie hatten.

Mir wird klar, was ich verloren habe. Ich werde mich nie verabschieden können, geschweige denn mich bei meinem kleinen Bruder entschuldigen.

Nie wieder werde ich ihn sehen, hören, seine Nähe spüren. Mama wird mich nie wieder ausschimpfen oder trösten. Und auch Papa, würde nicht mehr der selbe sein.

Doch es lässt mich nicht los, dass ich Masons Tod verhindern hätte können. Wäre ich nicht so selbstsüchtig gewesen, wäre er noch hier. Jetzt bei mir.

Plötzlicher Regen prasselt nieder. Selbst der Regen berührt mich. Keine weichen Fingerkuppen, werden jemals wieder über meinen Bauch fahren und meine Seiten kitzeln.

Ich bin in einem verdammten Streit mit Mason gewesen. Das letzte was ich ihm gesagt hatte, war eine Drohung. Ich konnte ihm nicht sagen, wie sehr ich ihn liebe und Wert schätze.

Ich konnte Mama nicht sagen, wie sehr ich ihr doch dankbar war, wie sie mich erzogen hatte. Zu einem doch so starken Mädchen.

Papa sitzt immer noch regungslos auf dem Boden, während die Feuerwehr reinfährt. Auch die Polizei und der Krankenwagen biegen in unsere Straße ein.

FLASHBACK FINISHED

Ich bereue einiges. Vieler meiner Entscheidungen, hatten mir mein Leben etwas zerrissen.

Selber hatte ich mir immer wieder mein eigenes Leben erschwert, aber das ist eben nun so. Das mit Mason werde ich mir dennoch nie verzeihen können.

Ich habe nicht nur einen Bruder verloren, ich habe einen besten Freund fürs Leben verloren. Alles was ich habe sind Erinnerungen, an welche ich dran klammere.

Währenddessen versinke ich in meiner Schuld. Alles was ich mich frage ist, was wäre, wenn. Was wäre, wenn ich es doch nur besser gewusst hätte.

Ein Tapsen, weckt mich aus meinen Depressionen und mein Blick gleitet zur Wand. Verdammt, Mitternacht.

Schnell laufe ich zu meinem Badezimmer, welches an meinem Zimmer angrenzt und somit verbunden durch eine Türe ist.

Ich schließe mich ein und gleite die Wand runter. Mein Herz schlägt schnell und fest, meinen Puls spüre ich an meinem Hals.

Vielleicht wäre ich jetzt nicht hier, wäre Mason am Leben. Vielleicht würden wir bei meiner Tante, oder in meiner mickrigen Wohnung hausen.

Mir ist bewusst, wie sehr ich ihn doch brauche. Wie sehr ich einen Halt brauche. Einen Grund um morgens aufzustehen und weiter zu machen.

Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Die ganze Zeit lang, war ich Tag für Tag nur am überleben. Dabei sollte ich mein Leben leben und nicht mich einfach nur lustlos durchkämpfen.

An der Tür zu meinem Zimmer, klopft es.

„Laura?", fragt eine gedämpfte Stimme. Ich glaube es ist Tony.

„Ja?", antworte ich mit zittriger Stimme.

Mein Blick gleitet zum Spiegel und ich betrachte mein rotes Gesicht. Meine Augen sind angeschwollen und rot, als hätte ich Gras geraucht. Sie brennen auch ziemlich.

„Es ist okay. Er hat dir sicher vor einer langen Zeit verziehen."

Woher weiß er davon? Erschrocken stehe ich auf und schließe auf. Ich kann ihn kaum ansehen, denn schon hat er mich in seine Arme geschlossen. Schluchzend vergrabe ich meinen Kopf in seine Schulter.

Beruhigend, streicht er mir über den Kopf. Er flüstert mir Sachen, wie dass er mich lieb hat und es okay ist, in mein Ohr. Ich kann nur nicken, aber innerlich weiß ich die Wahrheit.

Ich bin Schuld am Tod meines kleinen Bruders Mason.

Better now » Peter Parker FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt