Magische Spree

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"Prösterchen...", sagte Sarah und hielt ihr kleines Jägermeister Glas, Steven entgegen.
Er begann zu lachen: "Prösterchen... Also bist du doch eine Tussi...", meinte er und Sarah bekam große Augen. Sie war alles andere, nur keine Tussi.
"Na sag mal... Ich weiß ja nicht, ab wo bei dir Tussi sein anfängt, aber ich bin das absolute Gegenteil!", verteidigte sie sich. Steven grinste nur. Allerdings wusste er auch, dass kleine Provokationen, die Mädels noch mehr zu ihm bringen. Männliche Logik. Doch leider hatte er irgendwie Recht. Denn immer wieder zeigte sich, dass was sich neckt, liebt sich. Manche Sprüche waren doch wahr.
Beide stießen an und kippten sich die braune Soße in den Rachen.
Sarah verzog kurz ihre Mine, war es doch schon einige Zeit her, wo sie den letzten Schnaps trank. Sofort wurde ihr warm und die kalte Winterluft von draußen, war ihr nun nicht mehr anzumerken.
Ein Drink nach dem anderen wanderten an den Tisch, an denen es sich die beiden bequem gemacht haben. Die Stimmung wurde ausgelassener und offener. Beide erzählten sich Sachen, die sie sich sonst nie erzählt hätten. Der Alkohol wirkte also. Aber würde sich Sarah wirklich so schnell ins Bett bekommen lassen, wie Steven es wollte? Und wie sollte eigentlich Elli davon erfahren, wenn er schon denkt, sie damit verletzen zu können? Er selbst war sich ja zu fein, mit ihr zu reden und Sarah, sie würde es Elli auch nicht sagen, da sie ja weiß, wie ihre beste Freundin mittlerweile zu ihm steht.
Irgendwie schien sein Plan große Lücken aufzuweisen, doch auch dafür sollte er sich noch was einfallen lassen.

"Ahhhhhh, das war soooo toll!", schrie Elli hinter der Bühne Rum und fiel Lukas um den Hals.
"Du warst ganz große Klasse, die Leute sind auch mitgegengangen und da hattest du so eine Angst...", fuhr sie fort.
"Naja, man weiß ja nie, ob man vielleicht mit Tomaten abgeworfen wird...", grinste ihr, ihr Freund entgegen und Elli lächelte zurück, um ihn auch gleich zu zeigen, dass er Schwachsinn erzählte, haute sie ihn sanft mit der flachen Hand auf die Stirn.
Gemeinsam gingen sie in den kleinen Backstagebereich, wo Tim mittlerweile wieder unter den Wachen lebte. Von den beiden war nicht so eine Euphorie zu erwarten, wie von Elli. Basti streckte ihm einen Daumen entgegen und Lukas wusste, dass das schon eine gute Auszeichnung war.
"Ich gehe erstmal duschen und dann feiern wir den Tourauftakt.", sagte Lukas und verschwand mit einem schwarzen Handtuch, in dem Nassbereich, die die Location für Künstler bereit hielt.
Elli hüpfte, wie ein Flummi vor Basti und Tim rum. Die ganze Aufregung, die ihr Lukas entgegen brachte, legte sich auch auf sie, doch so langsam konnte sie die auch ablegen.
"Na, was machen wir jetzt noch schönes? Hier feiern, im Hotel, oder irgendwo in ner Kneipe?", fragte Elli.
Beide zuckten nur mit den Schultern und Elli bemerkte, dass mit den beiden heute garnix mehr los war.
Sie schüttelte leicht enttäuscht den Kopf und ließ sich zwischen beide, auf das Sofa fallen.
"Mäuschen, sei nicht böse, aber ich glaube bei mir geht heute garnix mehr. Ich muss pennen!", sagte Tim und legte seinen Arm um ihre Schultern.
"Wieso seit ihr dann überhaupt gekommen, nur um zu pennen?", fragte Elli leicht genervt, die sich so sehr einen Abend voller Party gewünscht hatte.
"Das ist nur der Langeweile von Tim geschuldet, sonst wären wir garnicht gekommen...", berichtete Basti und Elli atmete nur schwer aus.
"Naja los, ab mir euch ins Hotel, gehe ich halt mir Lukas alleine was trinken!", sagte sie mit enttäuschten Ton in der Stimme.
Beide sprangen fast parallel auf und mit den Worten: "Holen wir alles nach! Versprochen!", verschwanden sie in den Gängen des Backstagebereiches.
So hatte sich das Elli mit Sicherheit nicht vorgestellt. Erst die Überraschung, dass die beiden kommen und dann sowas. Man, sind die in den letzten zwei Jahren gealtert, jetzt halten sie es schon nicht mehr aus, zwei Nächte durch zumachen. Solche Lutscher.
Egal Elli dachte nicht weiter darüber nach und plante kurzerhand einen gemütlichen Abend mit ihrem Herzblatt. Zu zweit und eventuell mit BattleBoi wäre es bestimmt eh viel schöner und ruhiger, als mit Basti und Tim, die wieder nur ans Saufen denken würden.

"Wo sind die Jungs?", fragte Lukas, als er wieder in den Backstage-Raum kam und sich die Haare trocken rubbelte.
Elli verzog ihre Mine und deutete damit an, dass die beiden Herren das weite gesucht haben.
"Egal, machen wir halt was schönes!", meinte er und setzte sich neben Elli, um ihr einen Schmatzer auf die Wange zu geben.
Auch Basti wurde gefragt, doch der hatte keine Lust noch irgendetwas zu unternehmen. Er war wohl nach seiner Aussage: "Völligst im Arsch"
Doch Elli und Lukas konnten es nachvollziehen, denn selber wurde ihr Akku immer leerer. Trotzdem lösen sie es sich nicht nehmen, noch einen Happen Essen zu gehen.
Restaurants hatten um diese Uhrzeit schon geschlossen und auf die Goldene Möwe hatte auch keiner Lust, sodass die beiden, nachdem sie Basti im Hotel abgeliefert hatten, durch die Straßen Bielefelds liefen, nach einem Dönerladen oder irgendwas ähnlichen Ausschau hielten. Das sogar mit Erfolg...

"Wir würden gerne zahlen...", Informierte Steven in Berlin den Barkeeper und Sarah fummelte ihr Portemonnaie aus der Tasche.
"Was machst du denn da?", fragte er sie und sie deutete an, dass sie gerne ihren Teil bezahlen will.
Er nahm ihr, ihre schwarze Geldbörse ab und stopfte sie wieder in ihre Tasche.
"Ich hab doch gesagt, ich lade dich ein, also bezahle ich doch auch!", erklärte er und Sarah schoss rote Farbe ins Gesicht.
Ihre Färbung war allerdings nicht dem Alkohol geschuldet, wobei, vielleicht doch ein wenig, aber es kam doch eher daher, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Es war schon ewig her, dass ihr ein Mann etwas bezahlt in einer Lokalität.
"Danke...", sagte sie leise, als er bezahlt hatte und Steven begann nur zu grinsen.
Er wusste, dass er Sarah fast an dem Punkt hat, wo er sie gerne hätte.
Es war nicht seine beste Leistung, mit ihren Gefühlen zu spielen, doch niemand konnte ihn mehr davon abbringen.
"Wollen wir noch ein wenig spazieren gehen?", fragte er und Sarah nickte. Spazieren gehen war nicht ihr Ding, aber da sie gerade etwas bezahlt bekommen hat, konnte sie keinen Wunsch ausschlagen.
"Ja, na klar, wieso nicht...", sagte sie und zog ihren Reißverschluss, ihrer Jacke zu. Immerhin war draußen schrecklich kalt und irgendwann würde jeder wärmende Alkohol, seine Funktion verlieren.
Es folgte ein Szenario, welches dem damals mit Elli gleichte. Entlang der Spree liefen sie und schauten Mal hier und mal da in die Sterne. Das Wasser lief leise vor sich hin.
Wie auch schon bei Elli, blieben sie auf einer Brücke stehen und beobachteten das Gewässer. Wenn das Wetter kälter wurde, war die Spree auch überraschender Weise, sauberer. Wahrscheinlich lag es daran, dass sich dann nicht mehr so viele Leute draußen tümmelten und ihren Dreck irgendwo liegen ließen, den der Wind dann ins Wasser treibt.
Sarah begann zu zittern, da das Thermometer nur noch fünf Grad anzeigte. Stevens Chance. Er legte seinen Arm um sie und rubbelte ihren Rücken warm. Sarah grinste ihn an und dann setzte er seinen Blick auf, dem auch Elli damals nicht wiederstehen konnte und beide kamen sich näher. Doch Sarah brach die Situation kurz vor dem Kuss ab: "Das ist falsch, ich kann das nicht machen..."

Teufelskreis 3 (Alligatoah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt