Gespräch beim Bier Tetris

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Der schwarzhaarige Mann, gekleidet in einer kurzen, grauen Hose und schwarzen Shirt mit Pikachu Aufdruck, kam auf die Gruppe zu. Nebenher lief der kleinere Basti und schleppte zwei Bierkisten. Wahrscheinlich hatte er noch mehr im Auto verstaut, aber nur keine Hand frei.
"Na ihr Spacken?", rief Basti und lief an allen vorbei in Richtung Küche. Das Rumpeln, ließ nix gutes verheißen. Offenbar räumte er die ganzen Dosen, mit dem Essen für den Abend raus, um genug Platz für sein Alkohol zu haben. Doch darum konnte sich Elli nun nicht kümmern. Auch wenn sie es nicht leiden konnte, dass jemand in ihrer Ordnung rum fuschte. Sie hatte gerade andere Sorgen, die sie beschäftigten.
Nachdem Steven das Grüppchen erreicht hatte und sich bei allen, sehr vorbildlich, mit Handschlag oder Händeschütteln, begrüßt hatte, war nun Elli an der Reihe. Sie spürte, dass alle gebannt auf sie starrten und selbst nicht wussten, was passiert.
Steven hielt ihr die Hand hin, als solle sie einschlagen, was sie auch tat und seine Blicke verrieten ihr alles.
Es war ein komisches Gefühl für Elli, ihn zur Begrüßung nicht zu umarmen, denn normalerweise taten sie das. Es fühlte sich angespannt an, irgendwie kalt, aber dennoch vertraut. Das Vertrauen zwischen beiden, hätte wahrscheinlich kein Streit der Welt nehmen können, denn dafür haben sie in ihrem Leben schon zu viel gemeinsam durch gemacht.
Seine Blicke, die alles sagten, verrieten Elli, dass Steven mindestens genauso verunsichert ist, wie auch sie. Die 16 Jahre, die sich beide kannten, konnte er er durch Coolness nicht überspielen. Auch keine Sonnenbrille der Welt, konnte seine Auge so verdecken, dass Elli nicht gesehen hätte, was er denkt.
Wie zum Teufel, sollte sie ein Gespräch mit ihm anfangen? Was sollte sie dann sagen? Elli hoffte einfach, dass die Zeit auch den Rat mit sich bringen würde. Vorallem jetzt, als alle gerade ankamen, konnte sie das heikle Thema, eh noch nicht ansprechen.
Steven suchte sich ein Platz, weit weg von Elli und Lukas, der allerdings auch nicht direkt neben Elli saß, da sonst die Gefahr bestand, dass beide nicht die Hände voneinander lassen konnten.
Nun saßen alle im Garten, bis auf Basti, der immernoch Tetris mit den Bierflaschen im Kühlschrank spielte. Die Atmosphäre war vergiftet, da jeder noch den Ausraster von Steven im Hinterkopf hatte. Nur Sarah, war locker und befreit, da sie damals nicht dabei war.
Elli trat den Rückzug in die Küche an, denn da konnte sie zumindest schon einmal mit Basti reden. Da könnte sie zumindest schon einmal eine Sache klären.
"Soll ich dir mal helfen?", fragte sie, als sie Basti verzweifelt die Flaschen stapeln sah.
"Neee, lass mal, ich glaube viel mehr, bekommst auch du da nicht rein!", sagte er und schloss die Kühlschranktür.
"Können wir reden? Was da letztens über Skype lief, war nicht gerade Doll...", stellte Elli fest und hoffte, dass wenigstens zwischen den beiden wieder alles rund laufen würde.
"Was willsten da reden? Hast mir doch schon klar und deutlich deine Meinung gesagt. Klar war das nicht nett, dich Nutte zu nennen, sehe ich ja auch ein. Aber erwarte keine Entschuldigung dafür. Das ist nicht mein Ding. Nur Pussys entschuldigen sich.", meinte er und stapelte die leeren Bierkisten in einer Ecke der Küche und redete dann weiter: "Du musst wissen, was du machst, ich halte mich aus dem Scheiß raus. Es interessiert mich nicht, mit wem du was hast und hattest. Das ist ganz alleine dein Ding. Wenn du meinst, du wirst so glücklich, dann musste machen."
Sollte sich Elli mit dieser Aussage zufrieden geben? War es nicht sogar typisch für Basti, dass ihm alles am Arsch vorbei ging? Sein Tonfall war nicht böse, ganz im Gegenteil. Sodass sich Elli damit zufrieden gab und das Thema abschloss. Immerhin hatte er zugegeben, dass die Aussage mit der Nutte, nicht die beste war. Mehr wollte Elli auch garnicht.
Beide begaben sich zurück in den Garten, die Hände voll Bierflaschen, sodass Runde eins der Feier angeläutet werden konnte.
Doch da sah Elli, dass sie Jungs mittlerweile an den Bierbänken und dem Grill zu schaffen machten. An der Sitzecke auf Lukas Terrasse war doch zu wenig Platz und die Bierbänke könnten auch mal wieder aus dem Gartenschuppen, ans Licht geholt werden. Noch kurz eine Papiertischdecke darüber ausgebreitet und die edle Tafel war aufgebaut.
"Alles gut mit Basti?", fragte Tim, der an ihr vorbei lief, um die Grillkohle aus der Waschküche zu holen.
Elli nickte nur und erhielt einen Schulter-Klopfer, von ihm. Er war zufrieden, dass wenigstens zwischen den beiden, wieder alles in Ordnung schien.
Elli beobachtete die Jungs und eines fiel auf: Lukas und Steven, würdigten sich keines Blickes. Als wäre der jeweils andere Luft, liefen sie immer aneinander vorbei.
"Ohweia... Ich ahne schlimmes bei dem Gespräch mit Error...", meinte Elli leise zu ihrer besten Freundin.
"Ja kann ich mir vorstellen, aber wenn er so verschossen ist in dich, dann muss er auch loslassen können...", meinte Sarah und erntete irritierte Blicke von Elli.
"Sag Mal, von welchem scheiß Facebook Foto, hasten das?", fragte sie und begann dann zu lachen. In Facebook Weisheiten auftischen, war Sarah die Königin. Jeden noch so kleinen Spruch, saugte sie auf, wie ein Schwamm, denn irgendwann kam immer die perfekte Situation, um diesen Spruch jemanden um die Ohren zu knallen.
"Schildkrötchen? Holste Mal das Fleisch? Wir werfen gleich den Grill an!", schrie Lukas zu ihr hinüber und Steven schaute Lukas wütend an. Er konnte nichts damit anfangen, dass sie jemand anderes mit einem Kosenamen ansprach. Doch machte er das schon ewig. Sudden interpretierte zu viel in die Situation hinein. Hoffentlich bemerkte auch Lukas diese Blicke und würde des Friedens Willen, wenigstens in nächstes Zeit, Elli mit ihrem normalen Namen ansprechen.
"Jo, mach ich!", schrie sie zurück und Sarah kam ihr zu Hilfe.
"Haste den Blick gesehen?", fragte sie Elli, die darauf nur nickte und laut aus atmete.
Die ganzen Dosen und Schachteln fanden ihren Weg, auf einem kleinen Tisch, neben dem Grill.
Die letzte grüne Dose, nahm ihr Lukas so ab und berührte dabei bewusst, leicht streichelnd, ihre Hand.
Elli fand langsam Spaß an dem Risiko, dass Steven, etwas mitbekommt. Außerdem konnte keiner der beiden, die Hände bei sich lassen.
Elli lief hinter Lukas vorbei und kniff ihn, unbemerkt von Steven, in seinen kleinen, knackigen Po. Beide grinsten sich an, während Lukas die ersten Brocken Fleisch auf den Grill schmiss.
Eigentlich war es dumm, alles für sich zu behalten und Elli war klar, dass die Wahrheit, nach dem Essen auf den Tisch musste, ob es ihren ehemals besten Freund nun gefiel oder nicht. Sie wollte Lukas öffentlich berühren und küssen, wenn es ihr passte und nicht nur, wenn Steven gerade weg schaute. Sie entschloss sich, ihn in einem ruhigen Moment abzufangen und ihm die ganze Wahrheit zu erzählen.
Schon öfter sagte sie ihm ja, dass es nix aus den beiden wird. Langsam musste er es doch mal verarbeitet haben, vorallem nach der langen Zeit, die die beiden kontaktlos verbrachten. Elli wollte einfach keine Rücksicht mehr auf alles nehmen. Er konnte sich auch nicht ewig an einem kleinen Kuss aufhalten und alle Hoffnung daran verlieren. Wer weiß, wie viele Frauen er schon geküsst hat, ohne ihnen dann noch ewig hinterher zu rennen. Was sah er in Elli, was sie selber nicht sah? Ein verletztes Reh, was leicht zu fangen war? Doch eigentlich hätte er das besser wissen müssen, dass es nicht so ist.
Elli musste abwarten, wie alles verlaufen würde, denn nun gab es erst einmal was zwischen die Kiemen...

Teufelskreis 3 (Alligatoah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt