Verfolgungsjagd

211 12 2
                                    

Elli riss die Augen auf. War das etwa schon wieder eine Bierflasche, die zu Bruch ging? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ein klirren gehört hatte. Ihr Herz raste. Stand nun der nächste Streit an?
Sie lauschte einen Moment und bis auf das zarte Schnarchen von ihrer besten Freundin, hörte Elli garnix.
Wahrscheinlich hatten sie die Vorkommnisse, von vor ein paar Stunden, noch nicht losgelassen.
An Schlaf war nicht zu denken. Was sollte sie nun tun? Zu ihrem Freund ins Bett huschen und Gefahr laufen, dass Steven etwas bemerkt und direkt wieder ausrastet? Die Idee war wahnsinnig, sodass es Elli lieber ließ. Immerhin gab es schon genug Unruhe...
Vogelgezwitscher drang in ihre Wohnung, durch die geöffnete Balkontür hinein. Sie zog es nach draußen, wo eine tropische Nacht, mit über zwanzig Grad, auf sie wartete.
Möbel für den kleinen Balkon gab es nicht, sodass sie es sich auf den angenehm kalten Fliesenboden, bequem machte.
Sie starrte in die Sterne und so langsam kamen Zweifel in ihr auf.
War alles richtig, was hier ablief? In irgendeine Gruppe zu stoßen und alles kaputt machen? Doch machte Sie es wirklich Kaputt, oder war es Steven, so wie es alle sagten? Sie wusste es nicht. Ihre Gedanken schwirrten wüst, in ihrem Kopf umher. Doch auf einen Nenner kam sie nicht. Wie schon so oft.
Ein kühler Windhauch zog durch ihr Gesicht. Er tat so unwahrscheinlich gut, bei so einer heißen Nacht.
Angelehnt an die Hauswand, schloss Elli nun die Augen und genoss jedes noch so kleine Lüftchen.
Gerade, als sie wieder etwas zur Ruhe kam und auf dem Balkon vor sich hin döste, machte das nächste knackende Geräusch, auf sich aufmerksam.
Wieder riss sie die Augen auf und ihre Augen suchten den Garten ab, bis sie Schritte auf der Treppe, die zur ihrer Wohnung führten, hörte.
Wieder wurde ihr Herzschlag schneller. Doch dann wendeten sich die Geräusche und liefen wieder Richtung Garten.
Elli hatte genug davon und lief zu ihrer Eingangstür. Irgendwann musste sie sich ja auch einmal einer Angst stellen.
Vorsichtig blickte sie durch einen Spalt der Tür und sah nix. Alles schwarz. Gerade als sie diese wieder schließen wollte, erblickte sie einen Zettel, auf dem zur Beschwerung ein Stein lag.
Innerlich freute sie sich schon, vielleicht war es kleiner Liebesbrief von Lukas, doch als sie den Stein entfernte und den Zettel aufklappte, sagte ihr schon die Handschrift, dass die geschrieben Zeilen von Steven stammten.
Sie begann zu lesen..

Liebe Elli,
Es ist passiert - Wir brügeln uns. Das war nie mein Ziel und es tut mir sehr weh, wenn ich daran denke, was zwischen uns passiert.
Tim hat vielleicht Recht, dass ich endlich los lassen muss, auch wenn es heißt, dass ich dich verliere.
Ich kann damit nicht leben und werde mich erst einmal zurück ziehen und Abstand gewinnen.
Bitte...

Sie unterbrach ihr lesen, als plötzlich der grelle Schein, des Lichtes, welches der Bewegungsmelder an machte, im Eingangsbereich des Gartens, aufleuchtete. Ganz leicht konnte sie die Konturen von Steven aus machen, der den Garten verließ. Die Zeilen aus dem Brief, ließen sie nicht los und ein schnelles Handeln, war erforderlich. Er wollte sich absetzen und Ruhe gönnen, war es also richtig, ihm hinterher zu rennen? Da Elli ihren besten Freund kannte, wusste sie, dass sie handeln muss. Steven hatte wieder irgendwelche kranken Gedankengänge, die keiner nachvollziehen konnte und sie musste ihn aufhalten, bei was auch immer.
Sie rannte die Treppe hinab und schnell schnappte sie sich Lukas' Autoschlüssel, der präsent auf dem Wohnzimmertisch lag. Als sie wieder auf der Terrasse war, hörte sie, wie eine Autotür zu ging.
"STEVEN!!!", brüllte sie und rannte Richtung Eingangstür. Keine Reaktion, nur das Aufheulen des Motors, vernahm sie.
Jetzt ging alles ganz schnell. Sie musste ihn aufhalten, wie auch immer. Er hatte am Abend zu vor viel zu viel getrunken, um jetzt noch fahren, geschweige denn, einen klaren Gedanken fassen zu können.
Sie rannte hinterher, stieg in Lukas' Wagen und fuhr dem Auto hinterher, wessen Rücklichter, nur noch klein am Ende der langen Straße zu sehen waren.
Nahm sie sich doch eigentlich vor, kein Wort mehr mit Steven zu wechseln, handelte sie jetzt anders, als geplant. Sie brachte es nicht übers Herz, ihren Jugendfreund, so agieren zu sehen. Vielleicht hatte er sich alles gut überlegt oder es war wieder eine, seiner beliebten Kurzschlusshandlungen.
An einer Kreuzung schaute sie wild in alle Richtungen, denn überall hätte er hinfahren können. Ein aufleuchten von Bremslichtern, machten sie schlussendlich auf ein Auto aufmerksam. Doch war es seins? Elli musste es probieren und bog nach rechts ab. Mit knapp 150 Sachen, flog sie quasi schon über die Landstraße. Doch nur mit Mühe und Not, kam sie dem Auto näher, welches Steven gehören könnte.
Der Verfolgte bog auf die Autobahn ab. War das nun das Ende der Verfolgung? Hätte Elli überhaupt eine Chance, hinter ihm her zu kommen?
Sie gab ihr bestes und fuhr gegen alle Regeln, des Straßenverkehrs. Selbst rechts überholen, war nun egal, auch wenn Elli immer die Leute hasste, die das taten.
Ein piepsen, ließ sie auf das Display des Autos gucken. Die große Zapfsäule leuchtete auf und verriet, dass sie es nur noch 80 Kilometer, maximal, schaffen würde. Wenn nicht langsam ein Wunder passieren würde, dann wäre es vorbei und niemand würde Steven je wieder sehen, dass war ihr bewusst. Dafür kannte sie ihn zu gut. Er war dafür bekannt, vor Problemen weg zu rennen.
Nur noch achzig Kilometer Zeit, um ihn einzufangen.
Nächste Tankstelle in siebzig Kilometern. Wenn Elli Glück hatte, würde sie eine Punktlandung ablegen. Doch Geld dabei, hatte sie auch nicht, sodass sie eh jemand abholen musste.
Die Tachonadel zeigte nun wesentlich mehr als 200 km/h an und die Reichweite sank rapide.
Sie hatte ihn immer noch im Auge und kam sogar etwas näher. Lukas' Auto konnte doch mehr, als sie dachte.
Dann endlich passierte das, was sie sich nicht erträumen lassen konnte. Er setzte den Blinker nach rechts und fuhr auf einen kleinen Parkplatz. Endlich stellte sich mal eine Macke von ihm, als positiv heraus. Denn Rauchen im Auto, war bei ihm strikt untersagt, sodass er immer irgendeinen Parkplatz ansteuerte, um seiner Sucht nachzugehen.
Elli bremste ab und fuhr hinterher. Langsam pirschte sie sich über den Parkplatz und suchte seinen Stellplatz.
"Das kann doch nicht sein... Wo ist er hin?", sagte sie leise und scannte jedes Auto ab.
Kurz vor der Auffahrt auf die Autobahn zurück, entdeckte sie sein Auto und bremste ab. Langsam parkte sie neben ihm ein, doch als sie zu ihm rüber blickte, war sein Auto leer. Wie konnte er nur so schnell aussteigen und sich unsichtbar machen?
Elli war der Parkplatz zu gruselig, sodass sie sich selber einschloss. Sie suchte mit ihren Blicken die Umgebung ab. Doch kein Mensch war weit und breit.
Die Autos schossen hinter ihr über die Autobahn und verursachten ein rauschen.
Doch dann erkannte sie schemenhaft einen orangenen Punkt am Gebüsch. Es war die leuchtende Glut, einer Zigarette, an der jemand zog. Vielleicht Steven? Sicher war sie sich nicht, sodass sie im Auto verweilte.
Die Person kam näher und im schlechten Licht erkannte sie nun, dass es tatsächlich Steven war. Der Pikachu auf seinem Shirt, hatte ihn verraten.
Elli's Herz schlug weiterhin wild und nun war ihre Zeit gekommen, um Steven zu überzeugen, keinen Bruch mit der Band einzugehen...

Teufelskreis 3 (Alligatoah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt