Die nächste Feindin

192 8 0
                                    

Bei dem Anblick zu Elli's Desinteresse, wie sich Steven, Sarah nährte, wurde er innerlich noch wütender.
Doch tatsächlich, juckte das Elli herzlich wenig, auch wenn es im Garten noch anders schien.
Steven wurde immer aufdringlicher und versuchte Sarah einen Kuss aufzudrücken. Lukas beobachtete alles mit einer hochgezogenen Augenbraue, skeptisch. Es war einfach nur kindisch und genau das sah auch Tim so.
Er hätte es nie für möglich gehalten, dass das Steven durchziehen würde, aber scheinbar war es doch soweit gekommen.
Sarah hatte nix gegen den Arm, der sie umhüllte, aber die Kussversuche waren ihr auch zu viel. Doch auch sie wollte kein großes Fass aufmachen und drehte sich nur immer dezent von Steven weg, sodass seine Küsse nur auf ihre Wange landeten. Auch Sarah's Geduld war aber irgendwann am Ende und sie sprang auf, um sich ins Bad zu flüchten.
Elli warf ihrer Freundin einen Blick zu und nur daran erkannte Sarah, die Frage, die ihr Elli rüberschickte und schüttelte den Kopf.
Tatsächlich schien Elli mit ihren Blicken zu fragen, ob sie ihr folgen sollte. Doch scheinbar wollte Sarah nun alleine sein. Kurz das Gesicht ins kalte Wasser tauchen und wieder zu Sinnen kommen.
Auch Tim, der alte Fuchs, erkannte die Lage und platzierte sich auf dem Platz, wo Sarah vorher saß. Direkt neben Steven. Somit schütze er sie davor, sich wieder dahin setzen zu müssen.
Elli nickte ihm leicht, dankbar zu. Es war das einzig richtige, was er nun tun konnte.

"Sag Mal, was soll das werden?", fragte Tim leise seinen Bandkollegen. Die anderen bekamen von dem Gespräch nix mit, da sie in andere Themen vertieft waren und Basti von seinen Drogentrips erzählen ließen und ihn gebannt zuhörten.
Tim fuhr fort:
"Lass das Mädel in Ruhe, merkst du nicht, wie unangenehm ihr das ist?"

"Das sah gestern Nacht im Bett noch ganz anders aus...", erwiderte Steven mit einem dreckigen grinsen.

"Alter, nicht dein Ernst... Hast du deinen beschissenen Plan wirklich wahr gemacht? Was soll das bringen? Siehst du nicht, wie es Schildkrötchen am Arsch vorbei geht?"

"Sag das mal nicht... Die juckt es mehr als du denkst."

"Man bist du in deiner Wahrnehmung verschoben. Sie ist doch auch garnicht dein Typ."

"Sagt wer?"

"Wir kennen und schon ein paar Jahre und außerdem wenn Elli dein Typ ist, kann es Sarah garnicht sein. Unterschiedlicher können Frauen garnicht sein. Und hast du mir nicht selber mal gesagt, dass du nicht auf gepiercte und mit Tattoos vollgepflasterte Weiber stehst? Du hast die schon mal Sarah angeguckt?"

"Ja jeden Zentimeter..."

"Du bist so ein Spast geworden. Aber wahrscheinlich auch nur weil du gerade deine Pubertät erreicht hast."

Steven würdigte Tim's Worte nur mit einem abstoßenden Blick und als hätte er den Knall nicht gehört, forderte er ihn nun wieder auf, sich wieder an seinen Platz zu setzen, doch Tim weigerte sich. Gut für Sarah, die gerade wieder aus dem Bad kam und sich auf ihrem neuen Fleck zwischen den beiden Bastis breit machte und sich sichtlich wohler fühlte.
Auch ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie gestern einen großen Fehler gemacht hatte. Leider ließ sich das nun nicht mehr ändern.
Zwei Frauen, die Steven mittlerweile nicht mehr auf seiner Seite hatte. Beide waren eher angeekelt als alles andere.

"Ich fahr dich morgen nach Hause!", meinte Elli zu ihrer Freundin und diese grinste sie dankbar an. Auf eine Fahrt mit Steven konnte sie auch getrost verzichten.
"Quatsch, ich hab dich mit her gebracht, dann kann ich dich auch wieder mit nach Hause nehmen.", sagte Steven, der anscheinend das leise Gespräch zwischen den Damen mit verfolgte. Doch auch da reagierte Elli fix und meinte: "Ne ist lieb, aber muss eh noch was bei Sarah aus dem Keller holen. Hab da noch ein paar Sachen."
Diese Aussage akzeptierte er schweigend. Nur die Mädels wussten, dass das eine Notlüge war.

Wie immer, wenn Steven dabei war, war es ein komischer Abend. Irgendjemand wurde immer ausgegrenzt oder wollte sich nicht am Gespräch beteiligen und es wurden immer mehr Personen, die Stevens Handeln nicht mehr befürworteten.
Mittlerweile waren auch Sarah und Tim mehr auf Elli's Seite, als die neutralen Personen, die sie sonst waren oder nach außen gaben.
Nur den beiden Bastis war alles egal und sie banden alle ins Gespräch ein.
Es musste sich was ändern. Doch wie? Es war eine riesen Aufgabe, die alle zu bewältigen hatten. Endlich wieder Freunde sein.
Wenn sich alle verstehen würden, wäre es doch viel angenehmer, als so, wie es jetzt war. Man könnte so viel Spaß haben, wie damals beim Paintball oder den Besuchen in der Kneipe. Es konnte einfach nicht vorbei sein, nur weil Steven plötzlich einen Schuss bekam.
Sollte Elli es in der Runde ansprechen oder nicht? Würde es Steven nur noch mehr an die Niere gehen?
Elli wusste es nicht, wie so oft und deswegen hielt sie die Füße still und versuchte nur den Abend zu überstehen. Irgendwie würde das schon gehen.

Tatsächlich wurde der Abend zwar nicht besser, aber überstanden hatten ihn alle. Irgendwann fanden alle in ihre Schlafecken und da das Haus Rappel voll war, schliefen auch einige nur auf dem Sofa oder sogar auf dem Boden. Denn selbst die vorher so schön eingerichtete Einliegerwohnung, wurde ja zum Proberaum umfunktioniert und war vollgestellt mit Technik und Materialien, sodass da auch keiner einen ruhigen Fleck zum Schlafen finden konnte.

"Guten Morgen Schildkrötchen!", sagte Lukas und schaute in Elli's dunkelbraunen Augen, als sie diese endlich öffnete. Schon eine Weile beobachtete er sie, einfach so, beim Schlafen. Lukas fand es einfach süß, wie Elli unwillkürlich die Nase im Schlaf rümpfte.
Statt guten Morgen zurück zu sagen, grinste sie ihn breit an und rückte zu ihm, auf der Suche nach Kuscheleinheiten, die sie so sehr brauchte. In der letzen Zeit war es schon sehr zurück gegangen mit den Kuscheln, was alleine den Proben geschuldet war. Doch Elli lebte damit, denn umso mehr genoss sie nun jede folgende.
"Was meinst du, wer heute Nacht wieder alles geflüchtet ist?", fragte Elli grinsend und spielte auf die letzte Nacht an, wo sie und Steven ihre Verfolgungsjagd hatten.
Lukas lächelte und meinte: "Ich hoffe keiner, hier muss ja irgendwann mal Ruhe rein kommen. Aber wir werden sehen. Darauf Wetten, dass noch alle da sind, würde ich nicht."
Elli nickte, denn das wäre bestimmt eine verlorene Wette.
Noch einen Moment lagen sie eng umschlungen im Bett, ehe die volle Blase von Elli ein aufstehen erzwang.
Ein kurzer Blick verriet ihr, dass Lukas doch die Wette gewonnen hätte, denn alle anderen vier Jungs lagen noch quer im Wohnzimmer verteilt, wie schlecht positionierte Tetris Steine und Sarah war bestimmt auch noch im Gästezimmer. Als einzige Frau, hatte sie sich dieses Privileg einfach genommen.
Sie hatte eh keine Möglichkeit mitten in der Nacht, von diesem Gott verlassenen Dörfchen zu fliehen.
Irgendwann fanden auch alle wieder nach Hause, nach einem ausgelassenen Katerfrühstück.
Steven war der erste der aufbrach und dadurch musste Elli nicht nocheinmal nach Marzahn dackeln, denn die Fahrgemeinschaft von Basti und Tim, nahmen sie mit nach Hause.
Ab nun begann das ganze Spiel von vorne.
Elli übte sich täglich im Kochen und Lukas und BattleBoi probten. Wenn auch nicht mehr ganz so viel, wie vor dem ersten Konzert.
Die nächsten Tourtermine standen auf den Plan und weil der Bus ja ausgenutzt werden musste, in Tim's Augen, planten er und Basti mit auf Tour zu gehen...

Teufelskreis 3 (Alligatoah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt