Zurück in die Vergangenheit

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"Last Christmas, I gave you my Heart..", trällerte Elli ausgelassen und gestikulierte vor sich hin.
"Schätzchen, das Stimmt nicht... Du hast dich doch eindeutig Silvester in mich verliebt...", grinste Lukas sie an.
Sofort hielt Elli inne. War das vielleicht sein Plan? Sie von dem grausamen Katzengejammer abbringen, mit nur einem Satz, der nicht stimmte?
"Du darfst nicht von dir auf andere schließen...", sagte sie und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter.
Lukas legte den Arm um sie.
"Wenn du wüsstest..." meinte er und streichelte dabei sanft über ihren Rücken.

"Wenn ich was wüsste?"

"Naja, wann es genau bei mir gefunkt hat..."

"Ja sag schon... Jetzt lässt du dir alles aus der Nase ziehen, genauso wie du es mir immer vorhälst..."

"Mhhh naja gut, dann werde ich dir das Mal sagen..."

Elli richtete sich auf und setzte sich im Schneidersitz auf das Sofa, um ihren Freund genau zu zu hören. So richtig geredet hatte er nie darüber. Eigentlich war Elli das treibende Pferd, was Gefühlsbekundungen anging. Außer seinem Versuch sie damals zu küssen, hatte er dann ihr das Tempo überlassen. Was vielleicht auch nicht die schlechteste Idee war. Gepaart mit etwas Hartnäckigkeit seinerseits aus, sind sie nun das, was sie sind. Ein glückliches Paar, denen Streits unbekannt sind, naja zumindest untereinander.
Lukas fing zum ersten mal an, ihr die Wahrheit zu sagen, wie das nun war, als sie in sein Leben traf...

"Weißt du noch, damals, als wir uns das erste Mal begegneten? In diesem kleinen Berliner Club?"

"Was schon da fand er du mich toll?", unterbrach Elli ihn ungeduldig.

"Nun warte doch mal ab...", sagte er und redete dann weiter: "Ich hatte so viel von dir gehört, eigentlich dachte ich, dass ich dich seit Jahren kennen würde, so wie auch die anderen es dachten. Steven hat seit dem Klassentreffen nur noch über dich geredet. Ach was sage ich? Davor auch schon, als fest stand, dass dieses Treffen sein würde. Auf jeden Fall komme ich nach dem Konzert in den Backstage-Raum und da saß da dieses offen lachende, schöne Mädchen und nebenan das unscheinbare."

"Oh Gott, was für süße Worte, obwohl wir uns da nicht riechen konnten...", unterbrach Elli wieder.

"Ja genau, du warst das unscheinbare Mädchen..."

Elli riss den Mund auf und boxte Lukas gegen die Schulter, der nur fies grinste, bis er weiter redete: "Nein natürlich warst du das offen lachende Wesen. Doch nicht, dass du denkst, dass ich das gut fand... Irgendwie fande ich es nicht gut, ich glaube, dass habe ich dir auch gezeigt."

"Was war daran falsch?"

"Naja im Prinzip nix, wahrscheinlich hatte es mich innerlich nur gestört, dass du so weltoffen mit allen geredet hast, was Jill nie konnte. Jill hatte sich null für die anderen interessiert. Und dein Umgang hat mich dermaßen genervt, dass wir dann auch aneinander geraten sind. Und im Nachhinein dachte ich mir, dass es schon von viel Selbstbewusstsein zeugt, wenn sich eine Frau, mit einem viel größeren Kerl, den sie nicht kennt, so anlegt. Also Glückwunsch, ab den Zeitpunkt hattest du meinen Respekt."

"Was, wirklich? Da hatte ich ja Glück, dass mich Jill so gereizt hat, dass ich so aus meiner Haut gefahren bin. Eigentlich mache ich sowas nicht..."

"Naja hättest du das nicht gemacht, hätte ich dich spätestens nach unserem zweiten Treffen angefangen toll zu finden."

"Das war doch im Wald... Es war schon komisch, wie du zwischen den Bäumen gehockt hast, um irgendwelche Tonfrequenzen aufzunehmen."

"Ja so bin ich halt. Mich hat es ja schon genervt, dass aus der Ruhe heraus plötzlich zwei Leute nach mir riefen. Steven habe ich ja erkannt, aber deine Stimme sagte mir in dem Moment nix. Nun ja, eigentlich war ich genervt, denn wenn ich arbeite, dass weißt du ja, will ich nicht gestört werden, aber als ich dann die Geschichte gehört habe, wusste ich, ich muss helfen. Deine Tränen im Krankenhaus haben dich dann in ein Licht gestellt, welches über Jill nie aufgegangen wäre. Schon hattest du deine Charakterzüge gezeigt, aber noch nicht alle... Plötzlich warst du in meinen Augen offen, gefühlvoll, lustig, schlagfertig und... Naja gut, hübsch."

Elli saß da und grinste vor sich hin, so hatte sie die Geschichte der beiden noch nie aus Lukas' Mund gehört. Es schmeichelte sie ungemein und niemals hätte sie ein schöneres Weihnachtsgeschenk bekommen können.

"Dann unsere Nächtliche Pannenfahrt. Was hätte uns besseres passieren können? Wir waren gefangen und mussten dann miteinander reden, da redet man nun mal auch über Sachen, die einen in der Beziehung nerven oder nicht gefallen. Wiederum war es schön, sich einer neutralen Person zu öffnen."

"Ja das war ein Abend, wusstest du eigentlich, dass das eigentlich der Anfang war, dass ich ständig an dich gedacht habe? Bevor ich deinen Pullover am nächsten Tag gewaschen habe, stand ich vor der Waschmaschine und habe mein Gesicht in dem Ding vergraben, weil du so unfassbar gut riechst. Klar durch die Nässe des Pools, war er auch ein bisschen modrig, aber trotzdem war noch genug Duft von dir darauf. Es hat mich wahnsinnig gemacht..."

"Was so früh fandest du mich schon gut? Hätte ich das gewusst, wäre ich schon viel eher über dich hergefallen.", sagte Lukas lachend. "Aber ich weiß ja, dass du es nie im Leben zugelassen hättest. Dafür bist du zu treu. Noch nie hat mich eine Frau so abblitzen wie du... Der nächste Punkt der sehr reizend für mich war."

Elli grinste wieder. Sie liebte seine Worte und wie er ihr seine Liebe ausdrückte.

"Aber so richtig gefunkt hat es bei mir erst Halloween, als ich dich auf dem Parkplatz beobachtete habe, wie du mit deinem Schildkröten Panzer gekämpft und so laut geflucht hast dabei... Einfach süß... Du hast die keinen Kopf gemacht. Scheiß drauf, was die anderen Leute denken."

"Hahaha denkst du... Mir war das so unangenehm mit dem Kostüm über den Parkplatz zu streifen. Natürlich mach ich mir nen Kopf, was andere Leute denken."

"Ach na, wenn das so ist, dann trennen wir uns, sowas kann ich garnicht gebrauchen..."

Elli boxte Lukas erneut an die Schulter und lachte laut. Beide verstanden sich einfach bestens, bisher war noch nie ein Streit in Sicht.

"Dann kam ja der Kontaktabbruch, ich konnte mir schon denken wieso, aber du hast dir ja anfangs nicht in die Karten schauen lassen. Und Jill konnte ich auch nicht mehr ansehen, also habe ich sie rausgeworfen. Ich hab eh nur noch an dich gedacht, also wieso sollte sie sich auf meine Kosten durchfressen und nebenbei und mit anderen Männern vögeln. Das kann sie ja machen, aber nicht mit mir. War schon gut, dass ihr mich Halloween überzeugt habt, die Location zu wechseln. Und den Satz, den ich damals zu dir sagte, dass du eh die schönste hier bist, den hab ich nicht vergessen, der war schon damals ernst gemeint."

"Awww, du bist so süß...", säuselte Elli und fiel ihm um den Hals. Er war einfach der perfekte Mann für sie, auch wenn es nicht immer einfach war. Doch so langsam schlich sich Routine ein und beide wussten mit Situationen umzugehen, auch mit denen, die nicht vorhersehbar waren.

Eine Frage hätte Elli aber dann auch noch. Sie hoffte einfach damit die Stimmung nicht zu drücken, doch da das ja bisher noch nie vorkam, schoss sie einfach damit hinaus...

Teufelskreis 3 (Alligatoah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt