Kapitel 28 - The Last Hunt of the Black Wolf

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12. Dezember 1782

Shays Atem schlug heftig in der Eiseskälte des Winters, als er vorbeipreschte an Bäumen, die nicht mehr waren als braune, schneeverhangene, verschwommene Massen, an denen er vorbei eilte. Seine Stiefel knirschten lautstark im Schnee, während sein heißer Atem dicke Wolken zog. Es hatte länger gedauert als ihm lieb gewesen ist und länger als er vermutet hatte, aber jetzt war er endlich an dem Assassinen dran. Er jagte Connor wie der Wolf einen Hasen, mitten durch die weite Winterlandschaft Amerikas. Connor hatte sich von seiner Wunde mit Charles einigermaßen gut erholt, aber jetzt war ihm Shay dicht auf den Fersen.

Er sah das weiße Gewand des Assassinen, wie er Hacken schlug und vergeblich versuchte den Templer in der kahlen Schneelandschaft abzuhängen. Aber Shay blieb eisern. Er würde sich nicht abschütteln lassen!

Die weiße Assassinenkutte schien fast nahtlos im Einklang mit dem Schnee zu verschmelzen und so wirkte es wahrlich als rannte ein Schneehase gerade vor einem schwarzen Wolf davon. Shays dunkle Templerrüstung hob sich gut aus der weißen Landschaft heraus, aber er war immerhin der Jäger und nicht der Gejagte. Connor versuchte ihm auf den Bäumen zu entkommen und gleichzeitig seine Fußspuren zu verwischen, denn im Schnee würde er Shay nie abhängen. Der Templer konnte einfach den Fußspuren folgen. Shay blieb aber dem Assassinen so dicht auf den Fersen, dass es ihm auch nichts half über die Bäume zu flüchten.

Die eisige Kälte und die lange Verfolgung drückten ihm schon auf die Lunge und dennoch ließ Shay nicht nach. Er wollte und konnte nicht nachlassen. Auch schimmerten seine Wangen deutlich gerötet von der winterlichen Luft.

Connor verlor ein wenig Zeit als er fast auf einem glatten, vereisten Ast abrutschte. Shay war ohnehin auf dem Fußweg etwas schneller als Connor, auch wenn dieser sich recht schnell über die Bäume fortbewegte. Dennoch es reichte um noch ein Stück mehr die Lücke zu schließen. Es war definitiv ein Fehler von dem Jungen zu versuchen über die Bäume zu flüchten, dachte Shay.

Im Rennen zog der Templer sein Luftgewehr, kam schliddernd zum Stehen und legte eilig an. Er hatte den Abstand genug verringern können um es nun zu wagen zu schießen. Er würde nicht verfehlen. Er durfte nicht verfehlen, denn sonst würde Connor wieder einen Vorsprung herausholen und die Hetzjagd würde weitergehen, insofern Connor nicht gänzlich verschwinden konnte. Shay konnte es sich nicht leisten den Assassinen zu verlieren.

Shay zielte nur kurz und drückte dann schon den Abzug. Er hatte keine Zeit zu viel Zeit damit zu verschwenden, genauestens zu zielen. Aber das war auch gar nicht nötig. Shay hatte ein gutes Auge und war ein sehr passabler Schütze, um nicht zu sagen ein hervorragender.

Zischend sprühte das Gewehr Funken und donnernd schoss die Kugel aus dem Lauf. Keine Sekunde darauf knirschte lautstark ein Ast, als die Kugel in diesen einschlug und ihn brach. Connor stürzte schreiend in die Tiefe und schaffte es noch den Sturz etwas zu mildern, in dem er sich im Schnee abrollte.

Binnen Sekunden war Shay zur Stelle. Er hatte sein Luftgewehr wieder geschultert und sprang mit ausgefahrener Klinge auf den indianischen Assassinen zu. Im letzten Moment riss Connor seinen Arm hoch, ließ auch seine Klinge hervorschnellen und parierte Shays Angriff, während sie sich wütend funkelnd ansahen.

„Wer zum Teufel seid Ihr?" fauchte Connor.

„Shay Patrick Cormac ist mein Name." spie Shay ihm entgegen „Templer des kolonialen Ritus!"

Shay ließ sich nicht davon irritieren, dass kurzzeitig Unsicherheit in ihm aufkeimte, als er zum ersten Mal Connors Gesicht richtig sah. Der Assassine hatte seine Kapuze nicht auf und sein Gesicht lag somit komplett offen. Shay hatte sofort die Züge von Haytham in ihm erkannt. Die Augen, seine Gesichtskonturen, diese eiserne Miene. Es war Shay gar kurzzeitig so vorgekommen als habe er kurz ein Ebenbild von Haytham vor sich gesehen und nicht diesen Assassinen, aber davon ließ er sich nicht beirren. Es war nur ein kurzer Anflug von Irritation, den Shay schnell beiseiteschob. Haytham hatte den Fehler gemacht, es hatte ihn schwach gemacht und deswegen hatte er gegen Connor nicht bestehen können, weil er in ihm Ziio und sein Sohn gesehen hatte. Shay würde nicht denselben Fehler machen, auch wenn dieser Junge ihn durchaus an Haytham erinnerte.

Assassin's Creed: Fragments - Snow Sunset (Shay x Haytham)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt