31 Houston, Texas.

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┊  ┊  ┊           ★ ISABELL

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Meine Bachelorarbeit war abgegeben. Frisch gedruckt, voller Wissen und Forschung lag mein Schicksal nun in den Händen meiner Dozenten. Beide lächelten mich freundlich an und ließen mich wissen, dass sie sich in sechs Wochen melden würde.

Während ich nahezu auf dem Zahnfleisch ging, bot mir mein Erstbetreuer noch dreist einen Kaffee und Kekse an. Ausgeschlafen wollte er wissen, ob ich das Masterstudium ins Auge fasste, oder eher nicht.

Keine Ahnung, man! Ich wusste nicht einmal, welcher Wochentag gerade war und ob meine Schuhe zueinander passten. Wie sollte ich so etwas jetzt beantworten?

Um kurz nach elf Uhr am Morgen saß ich mit Noah im Speck-Eck. Der Pub hatte gerade erst seine Pforten geöffnet und wir bestellten das erste Bier. Schwerfällig legte ich meinen Kopf auf die Theke ab und sah, wie der übergewichte, riesige Wirt uns ein frisches Porter zapfte. Wenn wir essen wollten, mussten wir bis zwölf Uhr warten, denn die Küche hatte noch nicht auf.

»Trinken wir darauf, dass wir beide unseren Bachelor durch haben«, feierte Noah voller Energie und stieß gegen mein Bierglas, das ungerührt vor mir stand. Schwerfällig richtete ich mich auf und nahm einen großen Schluck. Mein Haar war zu einem so chaotischen Dutt gebunden, dass ich mir nicht sicher war, ob ich es je wieder durchkämmen konnte.

»Wieso bin ich so fertig und du siehst nur aus, als hättest du eine Nacht schlecht geschlafen?«, wollte ich wissen. Noah grinste schief: »Weil Informatikarbeiten anders aussehen. Mich hat dagegen die Korrektur und das Lektorat arm gemacht.«

Er wirkte missmutig und bedachte mich mit einem strafenden Blick. Doch ich wusste mich zu wehren: »Du wirst es nicht schaffen mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich hatte keine Zeit, um deinen Kram durchzuschauen. Außerdem habe ich von Informatik keine Ahnung.«

»Trotzdem war es teuer!«

Ich musterte Noah und stellte das Bier ab: »Okay, dann lade ich dich heute ein. Bestell was du willst.«

Die Augen meines besten Freundes leuchteten und er versuchte die Aufmerksamkeit des Wirts zu bekommen. Joey kannte uns bereits und beherrschte die eine oder andere Gebärde. Noah macht das Zeichen für Shots und Zwei, sofort wusste Joey Bescheid.

»Ich bringe dich sicher nach Hause, also betrinke dich ruhig«, versprach Noah mir, aber mir war nicht danach mich am frühen Nachmittag abzufüllen. Viel mehr konnte ich mich überhaupt nicht freuen und schrieb eine Nachricht an Harry. Wusste der Geier, wann ich eine Antwort bekam.

Die aktuelle Zeitverschiebung machte Kommunikation etwas schwierig und ich musste heute unbedingt noch packen. Schon morgen Abend flog ich nach Houston Texas und würde Harry endlich wiedersehen. Ich wartete darauf, dass die Vorfreude begann, doch stattdessen war ich einfach nur froh, dass ich alles auf die Kette bekommen hatte.

Die Videos für HearZone, meine Bachelorarbeit und nebenbei half ich Noah hier und da sich für den Deaf Slam in Chicago vorzubereiten.

»Foxy?«, mein bester Freund wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. »Was ist wirklich los? Ich meine, ich weiß, dass Kapitan und du euch wieder nicht riechen könnt, aber keiner will mir sagen, warum das so ist. Ihr hattet einen prima Waffenstillstand.«

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt