27 Der perfekte Moment.

2.2K 259 262
                                    

┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

┊  ┊  ☆

┊  ★






Der Nachteil nach einem richtig guten Puh-Pasch-Abend war, dass einem der Heimweg wie eine Ewigkeit vorkam. Wehmütig, mit ein paar Tränchen verabschiedete ich mich vor dem Pub von Amanda.

»Ich vermisse dich so«, heulte ich meiner besten Freundin vor und sie drückte mich mit der Nase voran in den Ausschnitt ihres Shirts. Liebevoll tätschelte sie mir den Kopf und als ich sie wieder ansehen konnte, da meinte Amanda: »Wir machen morgen ein neues Treffen aus, ich hab's satt alles nur über WhatsApp zu erfahren. Außerdem will ich die Klamotten sehen, die Harry Potter dir gekauft hat.«

»Du willst einen Teil nur heimlich in deinen Rucksack verschwinden lassen«, behauptete ich und Amanda wäre nicht Amanda, wenn sie nicht offen zugeben würde: »Bingo!«

Unsere Gruppe trennte sie schließlich um halb drei Nachts. Der Puh-Pasch war leerer als am Anfang und der Wirt läutete nach und nach den Feierabend ein.

»Jetzt reißt euch mal los, ihr Heulsusen«, fand Benny und Alfred stimmte dem zu: »Wir müssen wirklich langsam los, der Wecker blitzt um acht Uhr.«

Dramatisch seufzte Amanda und nur vage erinnerte ich mich daran, dass sie mir zwischen Bier und Schifferblut von einem Ausflug erzählt hatte, den sie heute mit Winnie und Alfred starten würde. Ich wusste nicht mehr wohin es gehen sollte. Aber es schien auch nicht wichtig. Nach einer Ewigkeit verabschiedeten Benny und ich uns gestenreich nach rechts, während der Rest nach links abbog.

Die Straßen waren fast leer, nur ab und an kreuzte ein Nachtschwärmer unserem Weg. Schließlich erreichten wir die Themse und ab und an umtanzte ich eine Laterne. Benny hetzte nicht, stattdessen passte er sich meinen Schneckentempo an.

Ich war so unheimlich glücklich und zufrieden. Der Abend mit meinen Freunden hatte meinen Akku wieder aufgeladen und mich daran erinnert, wieso ich meine Freunde so sehr brauchte. Sie waren für mich ein Zuhause, eine Oase, ein geheimer Zirkel, an dem ich 100 prozentig so sein konnte, wie ich wirklich war.

Ich fühlte mich nie von ihnen ausgegrenzt, sondern angenommen und angekommen. In den letzten Monaten hatte ich viel zu wenig mit ihnen unternommen und das würde ich ändern. Die dezenten Hinweise von Noah hatte ich verstanden. Es war nicht so, das mein bester Freund mir Harry nicht gönnte, im Gegenteil. Alles, was er wollte, war wahrscheinlich, dass ich mein eigenes Leben nicht vergaß.

Weit weg vom Promi-Spezial.

Sichtlich angeschickert stolperte ich über meine eigenen Füße und blinzelte, denn Benny hatte gerade rechtzeitig seine Hand ausgestreckt, damit ich mich nicht hart auf die Nase legte.

»Vorsicht«, gebärdete er und ich grinste schief: „Du weißt, dass du mit mir normal reden kannst, ja?"

„Klar, aber es war so laut im Puh-Pasch und Fizzy hat mir so oft ins Ohr gebrüllt vor Lachen, dass ich rechts nichts mehr höre", gestand er und nun musste ich kichern: „Ja, Fizzy fand's toll heute."

„Ihre Freundin auch", meinte Benny. „Die hat so viel Schifferblut getrunken, dass sie den Heimweg ohne Fizzy sicher nicht mehr gefunden hätte."

„Hast du gemerkt, dass Hugo ein Auge auf Eleanor geworfen hat?", niemand hätte das nicht mitkriegen können. Benny rollte belustigt mit den Augen: „Jap, tat mir im Herzen weh, ihm mitzuteilen, dass sie schon drei Tage und ewig vergeben ist." Dramatisch griff er sich an die Brust, so als hätte er da tatsächlich Schmerzen.

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt