Kapitel 14

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Olivia POV

Da sitze ich nun. Seit zwei Stunden. Verzweifelt. Schlafen kann ich immer noch nicht. Die ganze Zeit sehe ich ihn. Den Lichtblitz.

Aus dem Nebenzimmer kann ich meine Mutter atmen hören. Meine Ohren haben sich anscheinend schon an die Stille gewöhnt.

Leise lege ich mich auf mein Bett und atme, zum ersten Mal Seit zwei Stunden, wieder gleichmäßig. Ich seufze. Es ist wirklich anstrengend ein Superheld zu sein.

Noch einmal denke ich an die Sekunde in der er in die Mauer gerast ist. Ich erinnere mich an diesen unglaublichen Adrenalinschub. Meine Hände zittern immer noch. Ob ich stolz darauf bin, kann ich nicht sagen. Immer noch höre ich den Schrei des Mädchens. Er hatte kurzen Prozess gemacht. Er hat nicht lange gewartet sich auf sein erstes Opfer zu stürzen. Hatte er denn nun einen Teil ihrer Energie in sich? Diese Frage lenkt mich andauernd von allem ab. Ich muss das Mädchen unbedingt finden. Ein bisschen Recherche kann nicht schlecht sein.

Ich schließe meine Augen und denke an den Moment in dem sie zappelnd in der Luft hing. Ich erinnere mich an ihr Gesicht. Ihre Haare. Sie sah blass aus. Schulterlange, glatte braune Haare. Ihre Augen waren... puh. Sie hatte sie geschlossen. Nein! Da! Ich erinnere mich. Grün! Grüne Augen.

Ich konzentriere mich auf diese eine Sekunde. Auf ihre Augen. Ich tauche in ihren Kopf ein. Durch ihre Augen. Ich komme immer näher. Näher. Näher.

Ich schlage meine Augen auf. Mein Atem ist flach und ich liege immer noch... nicht in meinem Bett? Wo bin ich? Ich blicke mich um. Die Wände des kleinen Zimmers sind violett gestrichen. Es hängen Poster von Schauspielern und Sängern überall. Motivationssprüche und Polaroidfotos kleben an der Tür. Ich bin bei ihr. Nein! In ihr.

Okay. Das ist seltsam. Ich glaube aber eigentlich nicht, dass ich in ihrem Körper bin. Gerade eben. Nein. Es ist eine Erinnerung. Ihre Erinnerung. Aber von wann? Ich stehe auf und suche eine Uhr. Da hängt eine. 22:47 Uhr. Das ist doch... gleich nach der Entführung.

Ich drehe mich um. Da ist ein Spiegel. Ja. Das ist sie. Aber was ist... was ist das hinter ihr? Ich drehe mich um. Da ist nichts. In meinem... ihrem Spiegelbild sehe ich jemanden... nein! Sie... am Bett sitzen. Sie weint.

Noch einmal drehe ich mich um. Nein. Da ist niemand. Ich lehne mich näher an den Spiegel und blicke zur Seite. Die Uhr zeigt... die Uhrzeit von jetzt an. Mitternacht. Das heißt... durch den Spiegel kann ich sehen, was gerade passiert? Das ist doch irre.

Ich schüttle meine Kopf und blicke sie noch einmal durch den Spiegel an. Sie steht zitternd auf und kommt auf den Spiegel zu. Sie sieht wirklich blass aus. Immer noch. Die Tränen lassen ihr Gesicht schimmern. Sie sieht mich nun direkt an. Durch den Spiegel. Sie blickt an sich herunter und zittert. Sie wirkt tatsächlich schwach. Oh Gott. Sie wirkt energielos, zerbrechlich.

Ich denke an mich selbst. Eine Träne rinnt über meine Wange. Mein Kopf fühlt sich leer an und ich denke an den Tag, der mein Leben verändert hat.

Wir können leider nichts mehr tun.

Der Satz hallt in meinem Kopf. Ich schüttle die Tränen weg und starre wieder auf ihr Spiegelbild. Sie sitzt mittlerweile in ihrem Bett und schreibt. Tagebuch. Ich drehe mich um. Tatsächlich. Da liegt ein Buch auf ihrem Nachtkästchen. Schnell stehe ich auf und renne zu ihrem Bett. Ich schlage das Buch auf und blättere auf die nächste leere Seite. Wie von Zauberhand erscheint ein Text. Ihre Erinnerung erneuert sich.

Liebes Tagebuch.
Ich habe Angst. Noch nie habe ich so viel Angst gehabt. Er war eine Art: Komet. Ich konnte es nicht gut erkennen, denn Im nächsten Moment hat er mich am Kragen gepackt und seine Hand an meine Brust gehalten. Doch da war dieses Mädchen. Sie hat irgendetwas getan, sodass er mich fallen gelassen hat. Ich konnte auch sie nicht gut erkennen, da sie eine Maske aufhatte. Als ich da am Boden lag konnte ich nur noch Schreie hören. Dann war ich plötzlich wieder daheim. Ich weiß nicht wie oder wieso. Es klingt verrückt. seitdem ich wieder hier bin, bin ich ungefähr drei mal fast umgekippt. Ich kann nicht lange stehen ohne mich gleich wieder zu setzten. Ich weiß nicht wie lange das so sein wird, aber ich habe Angst. Große Angst.

Gute Nacht.

Ich stehe schnell auf und renne zum Spiegel. Sie legte gerade das Buch zur Seite und schaltet das Licht aus. Sie weint immer noch. Auch die Schrift in ihrem Buch war krakelig.

Noch lange bin ich vor ihrem Spiegel gesessen und habe gewartet bis sie eingeschlafen ist.
Als ich mir sicher war bin ich aufgestanden und habe an mich selbst gedacht.
Nach kurzer Zeit, wurde ich wie durch einen Stoß zurück geschleudert.

Ich liege nun wieder hier. In meinem Zimmer. Auf meinem Bett. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. 01:03 Uhr. Mittlerweile ist die Ruhe in mir wieder eingekehrt. Ich sehe trotzdem wahrscheinlich sehr verwüstet aus.

Mir fällt ein, dass ich heute noch Schule habe. Seufzend lege ich mich auf die Seite. Mit verweinten Augen blicke ich meine Wand an und denke, zum ersten Mal heute, an einfach nichts. Nach einiger Zeit schlafe ich endlich, schließlich ein.

the night we met /Spiderman FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt