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Dienstagnachmittag saß ich in aller Seelenruhe in meinem Büro am Schreibtisch und arbeitete gelassen einige Dokumente ab. Draußen war es wolkenverhangen, in den nächsten Minuten würde es sicherlich anfangen, zu regnen. Es störte mich jedoch nicht, da die letzten Tage erdrückend heiß gewesen waren und sowohl die Natur als auch wir Menschen etwas Nässe vertragen könnten.

Die Ruhe vor dem Sturm.

Mein Blick schweifte auf das eingerahmte Bild neben meinem Monitor. Ich musste zugeben, dass es mich sehr von der Arbeit ablenkte, aber das lag lediglich daran, dass es mich jedes Mal aufs Neue zum Lächeln brachte.

Es handelte sich um eines der vielen Fotos vom Fotoshooting mit Seokjin. Zu sehen waren wir beide, eingetaucht in Farbe, uns breit anlächelnd. Wir sahen so glücklich aus und genau das waren wir zu diesem Zeitpunkt auch gewesen. Aber auch heute war ich wie in den letzten Tagen schon sehr gut gelaunt. 

Wer wäre nicht durchgehend gut gelaunt, wenn er mit Kim Seokjin zusammen wäre?

Dieses Bild hatte es nicht in die Endauswahl der Werbefotos, die wir gestern in einem Meeting ausgewählt hatten, geschafft. Stattdessen hatte ich es für meinen privaten Gebrauch ausdrucken lassen. Somit war es das erste Bild, das einen Platz in meinem Büro gefunden hatte, und allein dieses Bild tauchte die Leere und Kälte dieses Raums in Leben.

Ich hoffte, dass noch viele weitere gemeinsame Fotos mit Seokjin folgen würden.

Meine Gedanken darüber, was ich heute Abend machen würde, lenkten mich noch mehr ab als dieses Bild es schon tat. Ich überlegte, mir einfach mal einen gemütlichen Abend alleine Zuhause zu machen. Am Wochenende war ich bei Yoongi, Hoseok und Jimin gewesen und hatte ihnen von der frohen Kunde berichtet, den gestrigen Abend hatte ich mit Seokjin verbracht.

Wobei ... noch eine Nacht mit Seokjin, da hätte ich auch nichts gegen.

Ich war so verliebt in diesen Mann. Noch nie hatte ich so etwas für jemanden empfunden. Es überraschte mich immer wieder, wenn mir dies bewusst wurde, doch gleichzeitig wuchs in mir dadurch stetig der Wunsch, dass jeder so etwas haben sollte, denn so etwas zu spüren und zu erleben, war einfach nur wunderschön.

Vor ein paar Monaten hätte ich so etwas niemals für möglich gehalten. Dass ich mich in der nächsten Zeit verlieben würde, und zwar so richtig verlieben. Aber es war passiert und ich hatte das Glück, dass meine Liebe auch noch erwidert wurde.

Dafür werde ich ewig dankbar sein.

Es fing an, gegen meine Fenster zu tropfen, weshalb ich mich umdrehte und nach draußen blickte. Tatsächlich nieselte es leicht.

Mit Bedauern stellte ich fest, dass Seoul in diesem Zustand irgendwie ... trostlos aussah.

"Namjoon!", tönte es auf einmal laut von vorne, weshalb ich mich zur Tür wandte und meine Fantasien an diesem Punkt stoppte. Dort stand Jungkook, mit großen Augen und gehetzten Blick.

Es war ungewöhnlich für meinen Sekretär, dass er einfach so in mein Büro stürmte, nicht einmal wenn es dringend war, tat er das. Von daher musste das, was ihn so aufbrachte, wirklich von höchster Priorität sein.

"Was ist los?", fragte ich ihn verwirrt, aber ruhig. Jungkook schien allerdings keine Ruhe mehr in sich zu haben, denn er eilte zu mir um den Tisch herum.

"Du hast es also noch nicht gesehen", meinte er atemlos. 

"Was gesehen?", hakte ich mehr als ratlos nach. Jungkook ließ sich neben mich auf den Stuhl fallen und schaute mich mit einem Gesichtsausdruck purer Panik an.

"Es ist ... überall. Auf den Newsportalen, in den Sozialen Netzwerken, im Fernsehen reden sie sicherlich auch schon darüber."

Langsam bekam ich es ebenfalls mit der Angst zu tun. Ich hatte Jungkook schon lange nicht mehr so nervös und panisch erlebt, so unruhig und ängstlich. Er krallte sich in die Armlehnen des Stuhls fest und trommelte angespannt mit seinem Fuß gegen den Boden, während sich seine Augen hastig umguckten.

𝐂𝐎𝐓𝐓𝐎𝐍 𝐂𝐀𝐍𝐃𝐘 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt