[1] Hinter Hogwarts' Gemäuern

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Evangeline Merryweather schauderte es, als sie ihren Blick durch die imposante grosse Halle schweifen liess und an den vier Tischen hängen blieb.

Bei dem Anblick der unzähligen Jugendlichen, die angeregt miteinander tuschelten, wäre sie am liebsten sofort wieder umgekehrt.

Doch als sich die ersten Blicke, der wissensbegieriegen Schüler, auf ihrer Wenigkeit wiederfanden, wurde dem Mädchen klar, dass es nun für einen Rückzieher bereits schon zu spät war.

Sie spürte den sanften, aber dennoch bestimmten Druck von Professor McGonegalls Hand auf ihrer Schulter, welche den Merryweather sprössling gebieterisch im Richtung Hallen-Mitte führte.

Ihr Körper verkrampfte sich unter der Berührung unangenehm. Sie mochte es nicht, wenn Fremde Menschen sie anfassten, generell mochte sie keine Menschen, nicht mehr...

"Liebe Schülerinnen und Schüler, ich bin Froh Ms. Evangeline Merryweather in unseren Hallen willkommen heissen zu dürfen.", hallte Dumbledores sanfte, aber bestimmte Stimme durch den Raum und riss die baldige Hogwartsschülerin damit aus ihren Gedanken.

Sie versteifte sich, gab sich aber dennoch Mühe ihrem Gesicht nicht allzu viel Ausdruck zu verleihen. Sie durften nicht wissen was Evangeline dachte, geschweige denn, was sie fühlte.
Denn sobald sie jemand durchschaute würde sie verletzt werden, so viel war ihr klar.

Leicht taumelnd
kam Evangeline vor einem dreibeinigen, braunen Holzstuhl zum stehen, auf welchem ein alter, ausgefilzter Stoffhut seinen Platz gefunden hatte.

McGonegall nahm den Hut vom Stuhl und wies das Mädchen kurzdarauf hin selbst Platz zu nehmen. Sie tat wie ihr geheissen und setzte sich , unter der Beobachtung aller Schüler, auf den Stuhl.

Ihr Blick durchwanderte nocheinmal die gesamte grosse Halle, schweifte über die vier Haustische hinweg, über den Lehrertisch und die Schüler, dann rutschte ihr auch schon der Hut über den Kopf und bedeckte ihre Augen.

"Ahh, Evangeline Merryweather wie ich sehe. Ich habe mich schon gefragt wann du, wie deine Mutter vor dir, nach Hogwarts kommen würdest.", brummte der Hut und als er Cate Merryweather, die Frau, die sie ihr Leben lang ihre Mutter genannt hatte, erwähnte bohrten sich ihre Fingernägel automatisch in das Holz des Stuhls.

"Doch in welches Haus soll ich dich schicken. Gryffindor oder doch eher Slytherin? Du bist Mutig, tapfer und würdest für die, die dir wichtig sind ins Grab gehen. Dennoch besitzt du durchaus Eigenschaften, die das Hause Slytherin sehr willkommen heissen würden. Aber ich denke ich schicke dich nach GRYFFINDOR."

Das Mädchen musste ein paar mal blinzeln, um sich an das plötzlich so grelle Licht in diesem Raum zu gewöhnen, dann drang tosender Applaus an ihr Ohr. Auch ohne aufzusehen war Evangeline bewusst, dass es sich dabei um denn Gryffindor Tisch handeln musste.

Ungerührt stand sie auf und stapfte auf den rot dekorierten Tisch zu. Dort liess sich die Hexe neben einem rothaarigen, freundlichaussehenden Mädchen nieder.

Diese lächelte Evangeline herzlich zu, welche nicht zurücklächelte, allerdings aber die dargebotene Hand annahm.

"Mein Name ist Lily, Lily Evans. Herzlich Willkommen in Hogwarts.", stellte sich das Mädchen vor und lächelte noch breiter, insofern dies überhaupt möglich war.

Der Merryweather Sprössling nickte ihr zu und erwiderte lediglich ihren Namen . "Freut mich. Evangeline ist mein Name.", es klang irgendwie geschwollen, doch das war dem Mädchen im Moment herzlich egal.

Es kotzte sie an hier zu sein, wenn so viele Menschen hier waren. So viele Menschen, welche sie verletzen könnten. Die sie hassen würden, wenn sie auch nur wüssten was sie getan hatte.

"Siehst nicht wirklich glücklich darüber aus, dass du nach Gryffindor gekommen bist, aber ich kann dir versichern Merryweather das ist das beste Haus von allen.", mischte sich ein dunkelhaariger Junge in mein Leben ein und sie musterte ihn kalt.

Er schien gross, hatte ein arrogantes Lächeln aufgesezt und sah, wenn sie ehrlich war, verboten gut aus.

Doch jeder wusste, dass genau diese Jungen die schlimmsten waren. Taten auf Möchtegern Cool, besassen aber in Wahrheit den IQ eines Toastbrotes.

"Sirius, Sirius Black", stellte er sich vor. Evangeline erschauderte und wusste noch nicht einmal weshalb.

Black. Eine der bekanntesten Reinblütigen Familien ganz Grossbritanniens und verdammt stolz darauf. "Das hat mir gerade noch gefehlt.", murmelte sie unter angehaltenem Atem und kassierte dafür Blacks verwirrten Blick.

Sie beschloss ihre Stimme nicht unnötig zu verschwenden, deshalb winkte sie nur mit einer kurzen Handbewegung ab, um zu symbolisieren, dass gesagtes nicht wirklich wichtig wäre.

Um nicht in weitere Diskussionen zu geraten, begann die Brünette nun so viel essen wie möglich auf ihren Teller zu schaufeln.

Doch sie ass kaum etwas von ihrem Teller, denn in Wahrheit war ihr der Appetit schon längst vergangen. Sie wartete nur darauf das die anderen Gryffindors ihre Mahlzeit beendeten, damit sie sich in ihrem Bett verkriechen konnte.

Alles in Allem verlief das Abendessen unspektakulär. Niemand beachtete das Mädchen gross, was ihr auch nur recht war.

Sollen sie doch machen was sie wollten, solange sie Evangeline in Ruhe liessen. Jedoch entging mir nicht, wie diese Lily Evans mir immer wieder einen besorgten Blick zuwarf. Irgendwann schien sie Evangelines Benehmen nicht mehr auszuhalten, denn sie stand auf und zog sie am Arm mit sich. " Du siehst Müde aus Evangeline. Ich zeige dir den Schlafsaal wenn du möchtest.", flüsterte sie Evangeline zu und warf einem schwarzhaarigen Jungen, welcher unmittelbar neben Black sass, einen warnenden Blick zu.

Es sah so aus als wolle sie ihm ohne Worte sagen, er solle gefälligst bleiben wo er war und ja nicht auf die Idee kommen ihr zu folgen.

"Das war James Potter", erklärte sie dem Fremden Mädchen, als sie gemeinsam die grosse Halle verliessen,"Er fragt mich ständig nach einem Date, ich habe längst aufgehört zu zählen. Er will einfach nicht einsehen, dass ich an seiner Arroganz nicht interessiert bin."

Evangeline sagte wie so oft nichts dazu. Hörte nur zu. "Du bist wohl heute nicht sehr gesprächig, was? Aber glaub mir das wird schon, du wirst dich bestimmt bald hier einleben."

Lily musterte Evangeline besorgt von der Seite, als die beiden begannen die unendlichen Treppenstufen zu besteigen. Evangeline machte sich nicht einmal die Mühe der Architektur und der Kunst eines Blick zu würdigen. Ihre Augen waren starr nach vorne gerichtet.

***

Der Gryffindor Gemeinschaftsraum war in einem schönen Rot gehalten. Eine vielzahl von Sesseln hatten sich um ein gemütliches Kaminfeuer herumgestellt. Die Atmosphäre war ihr unangenehm heimmelig.

Sie spürte wie sich ungewollt die Tränen in ihre Augen bahnten, als sie an Zuhause dachte, und musste mehrmals hinteinander blinzeln, um ihnen den Zutritt in die Freiheit zu verwehren.

Sie durfte nicht weinen. Nicht hier und auch nirgends sonst. Es würde sie nur schwächlich erscheinen lassen.

Lily führte Evangeline unbeirrt eine Wendel Treppe hinauf.
"Das hier wird dann wohl dein Bett sein, Evangeline.", riss das Rothaarige Mädchen sie aus ihren Gedanken und deutete mit einer Handbewegung auf ihr Zukünftiges Bett.

Die neu ernannte Gryffindor setzte sich zögernd auf die Matratze. "Die restlichen Zimmergenossinen werde ich dir morgen vorstellen. Ich nehme an du möchtest dich jetzt schlafen legen. Dann lass ich dich mal allein. Schlaf gut." Dann verschwand sie aus der Tür und liess sie alleine hier zurück. Schlaf gut. Evangeline Merryweather war sich ziemlich sicher, dass sie in dieser Nacht kein Auge zudrücken würde.

Voiceless {Sirius Black Fanfiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt