Prolog

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Vergeblich versuchte man, das aufgelöste Mädchen von der Leiche hinfort zu zerren, doch je länger man es versuchte, umso verzweifelter klammerte sie sich an den kalten, toten Jungenkörper, der seltsam friedlich dalag.

Der Körper des Mädchens zitterte unkontrollierbar und salzige Tränen der Trauer und Verzweiflung rannen ihr über die leicht geröteten Wangen.

Sie konnte selbst nicht daran glauben was geschehen war und die Angst vor dem ungewissen machte sie beinahe blind.

"Nehmen sie das Kind von der Leiche weg!", kreischte einen hohe Frauenstimme histerisch durch die eiskalte Winternacht.
Sie löste auf dem Rücken der an Angeklagten einen ebenso eiskalten Schauer aus.

Zwei, in schwarz gekleidete, Männer, stürzten vor und leisteten ihrem Befehl Folge. Sie begannen,   dieses mal fester als zuvor, an dem aufgelöste Mädchen zu zerren. Mit einem unsanften Ruck wurde sie in die Höhe gehoben, ehe sie mit einem Schmerzerfüllten Schrei abermals zu Boden ging.

Der Schneefall verfing sich in ihrem pechschwarzen, knotigen Haar und die geschmolzenen Schneeflocken vermischten sich mit ihren salzigen Tränen, sodass sie sie nicht mehr auseinanderhalten konnte.

"Bitte-! Ich habe das nicht getan, das schwöre ich. Ich habe ihn nicht angerührt.", beteuerte sie mit zittender Stimme immer und immer wieder, wie ein Mantra. Als wäre es ein spärlicher Versuch sich selbst davon zu überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte. Doch niemand hörte ihr zu. Niemand glaubte ihr. Nicht einmal sie selbst.

"Kümmert euch um dieses undankbare Gör." Kurz nachdem die kalten Worte der Frau verklungen waren, stürzte sie zur Leiche ihres toten Sohnes und verlor ganz und gar ihre Fassung. Kraftlos sank sie neben ihm zu Boden, fassunglos, dass er nie wieder aufstehen, geschweige denn Atmen würde.

Derweilen zückte einer der beiden Männern seinen Zauberstab. Ein Roter Lichtblitz erfüllte die Nacht, dann, keine Sekunde später hallten die Schreie des Mädchen nach. Es fühlte sich an, als würden tausende Messerspitzen auf sie einfallen.
Schmerz.
Schmerz.
Schmerz.
Schmerz war alles, das sie fühlte.
Schmerz war alles, an das sie dachte.

Sekunden vergingen zu Minuten und die schmerzens Schreie wurden weniger, bevor sie nur noch einem hilflosen wimmern glichen. Sie glaubte nicht mehr an nahende Hilfe und das einzige, was sich in ihrem Kopf einnistete war der Gedanke, endlich aus dieser elenden Welt zu scheiden. Die Augen zu schliessen und sie nie wieder öffnen zu müssen.

Doch als der rote Lichtblitz nachgab, starb sie nicht wie gehofft. Sie blieb liegen, am Leben, nur gefüllt von dieser unendlichen Leere, welche sie von Kopf bis Fuss einnahm.

Sie hatte aufgehört zu weinen, bewegte sich nicht. Nur ab und zu schlugen ihre Augenlieder zu, um dem fallenden Schnee keinen einlass in ihr Augenlicht zu gewähren.
Die Männer liessen von ihr ab, zufrieden grinsend, und machten sich daran, die Leiche des Jungen davon zu tragen.

"Diese Tat wirst du bereuen Merryweather und jeder der dich liebt wird bereuen dich jemals kennengelernt zu haben.", zischte die Frau scharf, dann ging sie von dannen und wurde kurze Zeit später von der elenden dunkelheit verschluckt.

Das Mädchen hatte in einer Nacht alles verloren, was ihr am Herz gelegen hatte und bald würde sie auch ihr Leben verlieren. Sie würde gnadenlos erfrieren, wenn ihr niemand zur Hilfe eilte.

Dann, ganz plötzlich, sah sie ein Licht. Ein Licht, welches wie ein Hoffnungschimmer in ihr aufflammte. Der Schimmer kam immer näher. Sehnsüchtig streckte das Mädchen die Hand danach aus, als wolle sie das unmögliche einfangen und in ihren Händen halten.

"Helft mir.", flüsterte sie kraftlos, als ihre Seelenspiegel auf die blauen Augen eines alten, langbärtigen Mannes trafen. "Vertraue mir, ich werde dir helfen können.", antwortete er sanft und kniete sich zu ihr nieder, sodass der lange, dunkelblaue Umhang den schneebedeckten Boden streifte.

"Ich werde Sie in Sicherheit bringen Ms. Merryweather, und ich befürchte, wenn sie ersteinmal in den Gemäuern Hogwarts ankommen, werden sie nicht mehr die selbe sein wie zuvor."

Dann packte er ihren Arm und dem Mädchen war, als würde sie durch einen langen Schlauch gezogen werden. Das letzte was sie zu Ohren bekam, war das verrückte Kreischen der Frau, die soeben entdeckte, dass ihre Tochter verschwunden war.

Und Dumbledore würde rechtbehalteb, denn Evangeline Merryweather schwor sich noch im selben Atemzug, nie wieder die selbe zu sein.

Voiceless {Sirius Black Fanfiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt