Die Panikattacke

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Als Nächstes worauf ich schaute, war auf meine Uhr. Die Zeiger zeigten zwölf Uhr und dreißig Minuten. Und es war Samstag, wir verbringen nun seit sechsundzwanzig Stunden hier unsere Zeit hier drin.

Und nun befand ich mich wieder bei den Geiseln. Genau wie alle anderen hatte auch ich die Schüsse gehört und war mehr als nur verwundert. Berlin war gerade dabei aufzuklären: „Die Schüsse, die soeben gefallen sind, stammt von einem Schusswechsel mit der Polizei. Der wurde von einer Geisel verursacht die meine Vorschriften missachtet hat. Diese Geisel wollte anscheinend Hilfe holen, und zwar mit diesem Telefon."

Das Telefon, was er in den Händen hielt, gab ein Klingelton von sich und hielt es für alle gut sichtbar in die Luft.

„Und dann fragte ich mich folgendes... wenn ich das Telefon von Señora Gaztambide habe, von wem ist dann dieses...?", schlussfolgerte er und wurde dann auch gleich von Tokio, die mit schnellen Schritten zu ihm gelangte, gefragt.

„Was ist passiert?", Tokio stellte sich Berlin gegenüber. Dieser war gar nicht erfreut über diese plötzliche Befragung.

„Was willst du?!"

„Die Schüsse, die vorhin gefallen sind, du wirst mir sofort sagen, was passiert ist?!"

Er drehte sie am Arm rum und ging dann anschließend weg. „Aber nicht hier!"



Nairobi, Rio, Tokio, Berlin und Ich waren in unserem Raum und waren gespannt auf Berlin's Antwort. „Sie hatte ein Telefon, was hätte ich tun sollen, vielleicht ihr den Hintern versohlen?!"

Nairobi, die hinter ihm stand, sprang ein: „Ihr Angst machen aber doch nicht töten. Ihr vielleicht ein Ohr abschneiden oder was weiß ich."

Natürlich ein Ohr abzuschneiden ist auch eine ganz tolle Idee, Nairobi. Also wirklich!

„Wenn sie die Polizei informiert hätte, wie viele und wo wir sind, dann wärst du diejenige die Tod wäre!", damit zeigte er auf Tokio. Entsetzt darüber das wirklich jemand getötet worden ist, kroch es mir kalt den Nacken hoch. Völlig am Ende mit den Nerven lehnte ich mich an die Wand und band mir erstmal einen neuen Zopf. Denn das ließ mich ein bisschen runterfahren, warum auch immer.

Nairobi zündete sich auf den Schreck erstmal eine Zigarette an während Berlin fortfuhr: „Aber dein Ohr wäre noch dran." Dann kam die entschiedene Frage, wer denn geschossen hat.

„Denver!"

Bitte nicht... Das würde Moskau gar nicht gefallen. Ganz und gar nicht.

„ (...) na und dann haben wir mal eben die Regeln gebrochen zumindest was der Umgang mit den Geiseln angeht.", wow ist ja nicht das erste Mal, das eine Regel vom Professor gebrochen wird. Ausgerechnet Tokio machte ihn eine Ansage wegen den Regeln und auch Berlin teilte meine Meinung: „Du willst mir was von Regeln erzählen!? Weil du mit diesem Idioten vögelst, hättest du fast einen Bullen umgelegt, meine Gute!"

Rio nächster Schritt war es den Professor anzurufen, Berlin hatte ihn davon abgeraten, bis Tokio mit einer Pistole auf den Tisch knallte und Rio befahl den Professor anzurufen. Ich war schon längst mit meinem Zopf fertig und wartete mit den anderen ab, dass der Professor das Telefon abhob.

„Geht niemand ran."

„(...) und deshalb hab ich hier drin das Kommando!", seine Stimme gewann an Dominanz, während Rio nochmal zum Hörer griff.

Als Nächstes platzte unerwartet Moskau in den Raum rein und beschwerte sich. Nicht besonders feinfühlig sagte auch Tokio gleich, was Sache ist. „Berlin hat eine Geisel töten lassen!"

Er war genau so geschockt, wie wir alle als wir davon erfuhren. „Wer war es?", er fragte und ich wünschte er hätte das nicht getan. Und einmal in meinem Leben habe ich es genossen, dass ich nicht mehr sprechen kann. Ich musste so nicht in Moskau's Augen schauen und sagen, dass es sein Sohn war. Mein Blick war auch in eine andere Richtung gedreht.

„Dein Sohn."

Moskau drehte sich langsam um, als er es verstand und lief wortlos aus dem Raum und in die Aula. Aus Angst das er, was Dummes tat, folgte ich ihm. In den fünf Monaten ist mir besonders Moskau ans Herz gewachsen. Wahrscheinlich hatte er für mich eine Vaterrolle eingenommen. Schließlich hatte ich keinen. Er und meine Erzeugerin haben mich in Stich und allein gelassen.

An einen schönen Abend genoss ich den Sonnenuntergang auf den Balkon und wenig später hatte sich eine Person dazu gesetzt. Es handelte sich hier bei um Moskau. „Hey.", hatte er zu mir gesagt. Meine Wenigkeit lächelte ihm zu und wank kurz mit der Hand. „Sonnenuntergänge und -aufgänge sind was wahrhaftest schönes. Sie haben etwas Ruhiges und Schönes an sich. Kannst du mir was in Zeichensprache beibringen?" Freudig darüber war ich sofort Feuer und Flamme. Ich schrieb auf einem Zettel, was er denn gerne lernen würde. Er überlegte und meinte, dass wir bitte leicht anfangen könnten. Das erste Wort, was ich ihn bei brachte, war „Danke". Es war etwas Leichtes zum Anfang danach steigerten wir es. Er stellte seinen Namen vor und er wollte unbedingt, dass ich ihm zeigte, welche Bewegungen er machen musste um zu seinem Sohn zu sagen beziehungsweise zu zeigen, dass „Er ein Trottel ist." Genau dieser kam gerade und stolz präsentierte Moskau seine neu gelernte Sachen Denver vor. Leicht verunsichert schaute er ab und zu, zu mir und stolz hob ich die Daumen. „Okay und was soll das heißen, Leute?", Denver hatte sich vor noch eine Zigarette abgemacht und schaute uns gespannt an. „Das mein Sohn heißt, 'Danke' dann einmal 'Ich bin Moskau' und zum Schluss 'Du bist ein Trottel'." Moskau lachte und Denver grinste breit.

„Was bringst du ihm da nur bei, Kairo.", sagte Denver zu mir und zog an seiner Zigarette.

„Nur gute Sachen, nicht wahr?", Moskau zog mich lachend zu sich ran. Ich selber konnte nicht mehr aufhören zu lächeln und genoss diesen Moment.

Und jetzt versuchte ich auf ihn aufzupassen damit er nichts Dummes anstellte. Berlin folgte und brüllte seinen Namen. Er blieb stehen als er hörte, wie Berlin seine Pistole zog und auf ihn richtete.

„Ich sag's dir zum letzten Mal bleib sofort stehen.", Moskau blieb stehen, drehte sich um und kam mit langsamen Schritten zurück. Ich selber blieb neben Berlin stehen und sah seine Pistole an. Das ist scheiße, wenn wir ständig unsere Waffen auf unsere Kollegen richten.

„Gehe auf deine Position zurück."

Ganz nah lief Moskau auf Berlin zu, so das Berlin's Waffe direkt seine Brust berührte direkt über seinem Herzen. „Was hast du vor?! Willst du mich erschießen? Und wie geht es dann weiter... Erschießt du alle?! Und am Ende sitzt du ganz alleine in dem Loch." Gegenseitig schauten sie sich in die Augen und da ich gerade Berlin alles zutraute, hob ich mutig und leicht sinnig meine Hand und legte sie zum Teil auf Berlin's Hand und zum anderen Teil auf seine Waffe. Vorsichtig aber bestimmt drückte ich sie langsam runter. Dann tat er es von allein, Moskau drehte sich wieder um und lief langsam zum Badezimmer, aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Berlin mich ansah, aber ob, das ein wütender Ausdruck war oder ein neutraler, konnte ich nicht sagen. Ich war zu sehr auf Moskau fixiert. 

Dieser drückte gerade die Klinke runter und schob langsam die Tür weg. Neben Moskau blieb ich stehen und wagte, wie er, einen Blick rein. Was ich hier sah, blieb mir echt die Spucke weg. Eine Menge Blut, egal ob auf dem Boden, am Waschbecken oder sogar am Spiegel. Denver passte so gar nicht in diesem Bild rein. Dieser war hier und war gerade dabei das Blut von sich zu entfernen. „Junge!", Denver schreckte auf, als er von seinen Papá die Stimme hörte. Sofort schaute er zuerst in seine Augen, dann in meine und dann zu dem Blut auf den Boden.

„Hast du die Frau umgebracht?", bitte sag nein Denver. Bitte! Doch er nickte und Moskau Reaktion blieb wortlos. Dieser stützte sich an den Türen der Toiletten ab und atmete, mehre Male hektisch ein. Er rutschte die Tür langsam runter und einzelne Wortfetzen folgten. Sofort eilten Denver und Ich zu ihm. „Papá?! Was ist los? Bekommst du ein Herzinfarkt?", selbst in Denver's Stimmlage brach bereits die leichte Panik aus.

Ja Panik! Moskau hatte eine Panikattacke. Sofort versuchte ich mitzuteilen, was zu tun ist. Doch Denver war zu sehr auf seinen Papá konzentriert. Also versuchte ich Moskau an seinen Füßen zu nehmen, um ihn dann langsam hinzulegen. Gott sei Dank sprang Berlin ein, der dann das offensichtliche sagte: „Das ist eine Panikattacke. Auf den Boden, auf den Boden!"

Sofort öffnete ich seinen Overall, damit er etwas Luft hatte, aber dieser krallte sich gerade an seinen Sohn fest. Dann als das getan war, rannte ich zu den anderen um sie darauf aufmerksam zu machen. Dabei nahm ich eine Decke und versuchte noch etwas Essbares zu finden aber hier gab es nichts!

Doch da! Ein Süßigkeit Automat, nur hatte ich keine Münzen und keine Zeit also schlug ich, was sehr dumm war, mit meiner geballten Faust in die Scheibe und diese ließ Gott sei Dank gleich nach. Nur waren meine Fingerknöchel verletzt doch alles, was gerade zählte, war Moskau. Also schnappte ich mir gleich zwei Schokoriegel. Mit der Decke und den Riegeln bepackt rannte ich wieder zu Moskau. Sicherlich gab auch Berlin den anderen Bescheid, ich weiß es nicht aber als ich wieder kam, war er nicht da. Nach und nach kamen die anderen und Moskau war mittlerweile bewusstlos.

Aber als wenige Sekunden vergangen war, macht er die Augen auf und Denver nahm links die Stelle ein.

„Papá, geht's dir wieder besser?"

„Ich friere.", kam es leise von ihm. Ich hatte es mir gedacht und breitete sofort die Decke, die ich mit hatte, über ihn aus. „Vielleicht täte etwas Zucker noch gut." Schnell zeigte ich Denver die Schokoriegel. Um ihn zu zeigen, das bereits alles vorhanden war.

„Versuch etwas zu schlafen, Papá.", sagte Denver und fuhr ihm leicht durch die Haare. Nebenbei bemerkte ich wie Moskau versuchte nach meiner Hand zu greifen, sanft umfasste ich sie und drückte einmal um ihn zu zeigen, dass auch ich da bin.

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