3. Bloody Chandelier

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Hat etwas gedauert, dafür ist das Kapitel über 2.000 Wörter lang.
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Mi

Verons PoV

Es ist nicht so, als hätte ich es gewollt, aber irgendwie habe ich trotzdem die ganze Zeit über nach einem Typen Ausschau gehalten, der sich meiner Schultasche nähert.

Denn es ist Montag. Das gesamte Wochenende über habe ich darauf gewartet, aber es sind keine Briefe mehr gekommen.
Vermutlich, weil der Typ unmöglich wissen kann, wo ich wohne - mein Vater hat schon früh dafür gesorgt, dass wir privat nicht im öffentlichen Telefonbuch stehen.

Aber da war einfach niemand.

Das ist absolut seltsam.

Und trotzdem, als ich dann ziemlich angepisst - ich dachte eigentlich, ich könnte „Mars" relativ schnell finden, über seine Briefe ausquetschen und wieder gehen - ins Klassenzimmer gekommen bin, um genau zu sein zu meinem Physikkurs, bin ich stutzig geworden.

Auf meinem Platz sitzt jemand.

Das habe ich vor wenigen Sekunden, als sich meine Ankunft abgespielt hat, realisiert.

Jetzt stehe ich im Türrahmen, blockiere für alle nachkommenden Schüler den Weg - nicht, dass da 25 Minuten vor Kursbeginn jemand wäre - und gaffe einfach nur.

Ich denke nicht, dass man das von mir gewöhnt ist. Ich bin nicht der Typ fürs Gaffen, wirklich. Das ist asozial.

Aber ernsthaft, es würde jedem in meiner Situation so ergehen.

Dort, auf meinem, für mich reservierten Sitzplatz - nur, dass das wirklich klar ist - hängt ein Typ, Ares, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Berechtigt.

Oh Gott, hat man den zusammengeschlagen.

Das ist ja mal eine Neuigkeit.

Ares Cannon, der Typ, der heimlich Schlagringe mit zum Unterricht bringt und jede Prügelei ohne einen einzigen Kratzer übersteht, sieht aus wie... nun ja, ich denke, es gibt nicht viele Dinge, mit denen man diesen armseligen Gorilla auf meinem Stuhl vergleichen könnte, und mir fällt gerade keines ein.

Seine Lippe ist aufgeplatzt, und zwar so richtig, das Blut rinnt ihm in den Kragen und noch weiter. Außerdem seine Augenbraue. Und zwei wunderschöne Veilchen zieren seine Augen. Die fast schwarzen Haare, auf deren Styling er immer so viel Wert legt, kleben wirr in seiner Stirn oder stehen in alle Richtungen ab - zumindest alle, die es können, denn Ares bildet sich zusätzlich unglaublich viel auf seinen Undercut ein, der ihm, zugegeben, steht.

Aber das tut nichts zur Sache.

Zum richtig Skurrilen an dieser Situation komme ich nämlich erst noch.

Während Ares seine breiten Schultern auf der Lehne meines Stuhls abstützt und einen Blick aufgesetzt hat, der absolutes Amüsement ausdrückt, sitzt ausgerechnet Kelly mit gespreizten Schenkeln auf seinem Schoß.

Wobei Kelly eine Person ist, die es sich selbst bei 43 Grad Fahrenheit (= ca. 6°C) nicht nehmen lässt, Hotpants zu tragen. Dazu meist Weihnachtspullover. Irgendwann breche ich nachts bei ihr ein, nur, um ihren Kleiderschrank auszumisten.

Offenbar spielt meine beste Freundin wieder Krankenschwester, denn auf dem Tisch hinter ihr, abgestellt auf einigen gestapelten Schulbüchern, steht ein Erste-Hilfe-Koffer, der größer ist als ihr Schminkkoffer. Ich habe keine Ahnung, ob sie den aus dem Krankenzimmer entwendet oder aus dem Hospital zwei Straßen weiter geklaut hat.

Venus BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt