Mir tat alles weh, mir war kalt und ich war erschöpft. Doch ich wusste wenn ich jetzt eine Pause machen würde, würde ich wohl nicht mehr aufstehen können. Ich warf einen Blick auf meine Hände, um mich zu versichern, ob ich das Seil wirklich noch hielt, denn ich konnte es kaum noch auf meiner Haut fühlen. Dabei traf mein Blick, den des Jungen, der mich beobachtete und nur darauf wartete, das ich nicht mehr konnte und zusammenbrach. Ich hatte ihn mit dem Drahtseil an Händen und Füßen gefesselt und schleifte ihn so nun schon seit einer geschätzten Stunde durch den Wald. Er hatte schon ganz blaue Lippen, schien sonst aber okay zu sein. Er war schwerer als er Anfangs ausgesehen hatte und auch der Wald war noch viel tiefer als ich vermutet hatte, ich machte mir langsam ernsthafte Sorgen, ob ich hier je wieder hinausfinden könnte und der eisblaue Raubtierblick, der auf mir lag bestärkte dieses Gefühl nur noch. Als er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt, er lag einfach dort, ließ sich von mir durch den Schnee ziehen und durchbohrte mich mit seinen Blicken. Mittlerweile beschlug mein Atem schon gar nicht mehr an der Luft, den mein Körper fühlte sich genauso eisig an wie der Schnee unter meinen Füßen. Der kalte Wind auf meiner nackten Haut fühlte sich schon fast warm an genau wie die Schneeflocken in meinem Gesicht. Mein dünner Pullover, war voller Schmutz, zerrissen und von der Nässe ganz starr, genau wie meine Hose.
Ständig kämpfte ich gegen den Drang, mich einfach auf den Boden sinken zu lassen und die Augen zu schließen, denn die Müdigkeit überrollte mich förmlich. Als ich mich erneut umdrehte waren seine Augen geschlossen und ich hielt sofort an vor Schrecken und ließ mich neben ihm auf den Boden fallen. Natürlich hätte es auch eine Falle sein können, aber das war mir im Moment so unglaublich egal. Ich packte ihn an der Schulter und fing an ihn zu schütteln. „Hunter!?" Er zeigte keine Reaktion, doch ich schüttelte ihn weiter. Ich fuhr mir durch die zerzausten langen schwarzen Haare und atmete tief ein, was sollte ich jetzt nur machen. Ihn hier zu lassen war definitiv keine Option. „Bitte, sag mir, dass du jetzt nicht stirbst, ich brauche dich noch!" Ich schlug ihm fest auf die Brust und löste den größten Teil seiner Fesseln, sodass allein die blieb die seine Hände an seine Hüfte band blieb. „Komm schon!" Keine Reaktion. Ich versuchte wieder aufzustehen, was mir erst beim vierten mal gelang und nahm wieder das Drahtseil in meine eiskalten Finger. Mit großer Mühe schleppte ich uns ungefähr zehn Meter weiter zu einer Kreuzung von der aus ich in der Nähe durch die Bäume hindurch ein paar Häuser erkennen konnte. Meine Beine gaben unter mir nach und mit letzter Kraft zog ich den Jungen zu mir her und legte seinen Kopf behutsam auf meinen Arm, bevor alles schwarz wurde sah ich noch wie eine kleine Gestalt auf uns zugerannt kam.
Leises Gemurmel weckte mich, doch ich ließ die Augen weiterhin geschlossen, bis ich eine Berührung auf meinem Arm spürte, mich fluchtartig zur Seite rollte und verteidigend die Arme hob. „Du kannst mich nicht töten!" rief ich panisch und tastete vergeblich nach einem von Hunters Messern. „Ich wollte dir doch gar nichts tun!" Piepste eine Stimme ängstlich und ließ mich aufhorchen, ich sah meinen Gegner genauer an und erkannte einen kleinen niedlichen Jungen, ungefähr fünf Jahre alt, mit braunen Locken und großen braunen Kulleraugen, aus denen er mich geschockt ansah. Ich entspannte mich ein bisschen und murmelte eine schnelle Entschuldigung, bevor ich vorsichtig aus dem Bett sprang und mich in dem kleinen Raum umsah. Alles war ziemlich altmodisch eingerichtet und der Boden war aus Holz, wie auch der größte Teil der Möbel. Alles war in warmen Farben gehalten und sah sehr gemütlich aus. Ich drehte mich wieder zu dem kleinen Jungen um und betrachtete ihn misstrauisch, war mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass von ihm keinerlei Gefahr ausging. „Warum bin ich hier und wo bin ich?" Fragte ich ihn etwas ängstlich und er grinste ein süßes Zahnlückenlächeln. „Ich hab dich gefunden! Du wohnst jetzt bei uns!" sagte er stolz und umarmte mich strahlend. Ich dagegen fühlte mich total überrumpelt, fuhr ihm dann aber doch vorsichtig durch die braunen, weichen Locken. Im selben Moment rief jemand einen Namen und der Junge löste sich aus meinen Armen, während ich von Panik erfüllt den Schritten auf der Treppe lauschte und langsam zurückwich. „Tommy?" Ein großer Junge, der dem kleinen ziemlich ähnlich sah trat durch die Tür. „Tommy, ich hab dir doch gesagt, du sollst hier nicht hochkommen, sonst weckst du sie no..." Er hielt inne als er mich erblickte und runzelte überrascht die Stirn. „Oh, Hallo... Mein Name ist Erik." sagte er freundlich und streckte mir seine Hand hingegeben, die ich behutsam ergriff. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich begriff, was der erwartungsvolle Blick sollte. „Ääh... Yuki... Ich meine mein Name ist Yuki." Er lächelte freundlich. „Schön dich kennenzulernen, Yuki!"
„Komischer Name", murmelte Tommy und sah mich aus seinen brauen Kulleraugen nachdenklich an, „ist das Portugiesisch?" Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Japanisch, Yuki bedeutet Schnee." Er fing wieder an zu strahlen und nahm meine Hand. „Ich mag Schnee." Stellte er zufrieden fest und wirkte überglücklich.
„Na das passt ja." kommentierte Sam die Bedeutung meines Namens und während er allein, dass von mir wusste, hatte ich schon die ganze Lebensgeschichte der sieben Jungen erfahren oder besser gesagt der sieben Brüder, für mich als Einzelkind war das etwas schwer zu verstehen, aber es musste wirklich lustig sein. Ich kannte zwar deren ganzes Leben mittlerweile, aber konnte sie dennoch noch nicht auseinander halten. Sam war entweder, der zweit-oder der drittälteste. Tommy war der jüngste, Erik der älteste, dazwischen kamen, dann noch Simon, David, Henry, Alex und Sam. Mit den Namen hatte ich kein großes Problem, bloß leider waren David und Henry Zwillinge und ehrlich gesagt sahen auch Alex und Sam wie welche aus, also hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung wer da gerade sprach. Ich wusste auch, dass Erik schon neunzehn war und nur auf die anderen aufpasste, während ihre Mutter irgendwo unterwegs war und das Sam, oder war es Alex ziemlich beleidigt war, weil er bald achtzehn wurde. Eigentlich sollte ich vielleicht misstrauisch sein oder ängstlich und weglaufen sollen, aber in den dreißig Minuten in denen ich nun schon bei Bewusstsein war, hatten sich mich in Decken gewickelt mich vor den Kamin gesetzt, mir eine heiße Schokolade gemacht, mir ihre Geschichten erzählt, wobei sie sich gegenseitig ständig unterbrochen hatten und mir noch eine heiße Schokolade gemacht. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Wahl gehabt als sie noch schneller ins Herz zu schließen als ich es sowieso schon bei allen Menschen tat, aber sie waren einfach so unglaublich liebenswürdig und außerdem taten sie Schokoraspeln auf die Sahne der heißen Schokolade. „Und dann ist er einfach rausgegangen!" meinte David entrüstet. „Nein, bin ich nicht, ich hab mich gemeldet und gefragt ob ich auf die Toilette darf!" Unterbrach ihn Henry und verdrehte genervt die Augen, „Schau, deswegen wollte ich die Geschichte erzählen, du verdrehst immer alles total!" Sie fingen an sich zu streiten, was mich vollkommen überraschte, aber ehrlich gesagt hatte ich auch nicht verstanden worum genau es in der Geschichte nun ging, was wohl daran lag, das mir Tommy gleichzeitig seine Kunstwerke und Simon seine Mangasammlung zeigte. Ich war vollkommen überfordert und nahm einen großen Schluck von meiner Schokolade. Nach einer Zeit brachte Erik, Tommy und Simon ins Bett und ich unterhielt mich mit Alex, der sich als Sam herausstellte. Er war aber auch ein kleines Stückchen größer als Alex hatte etwas weichere Gesichtszüge und etwas längere Haare. Er erzählte mir etwas über den Ort in dem ich gelandet war: Hellers Hill. Ich hatte zuvor noch nie etwas davon gehört, aber es schien auch ziemlich klein zu sein. Ich trank weiter meinen Kakao und lauschte interessiert seinen Worten, als Erik wieder den Raum betrat. „Hey, Schneemädchen!" Ich schmunzelte bei dem Namen, „Gute Neuigkeiten!" Ich sah inh erwartungsvoll an. „Dein Freund ist gerade aufgewacht!" Kurz nachdem er das gesagt hatte, betrat Hunter den Raum, ich verbrannte mich an dem Getränk, sprang auf und schob die vier Jungs in meiner Reichweite hinter mich und wich zurück. „Erik, komm her." Befahl ich ihm versucht kontrolliert, doch im selben Moment packte ihn mein Jäger von hinten und hielt ihn im Würgegriff. Langsam stellte ich die Tasse auf einen der Tischchen und streifte mir die letzte Decke von den Schultern. Ich war so dumm, warum hatte ich nicht früher an ihn gedacht? Ich schluckte und hob leicht die Hände. „Er ist nicht mein Freund.."
___________
Nene ist er nicht...
Hellooo, ihr Nudeln und Nudelinen, jetzt mal das zweite Kapitel, ich weiß das die Idee mit den Märchen nicht meine kreativste Idee ist, aber ich hatte gerade einfach Lust und es macht Spaß die Story zu schreiben :D also ich hoffe euch hat es gefallen, bis zum nächsten mal. Hab euch liieb :3
-Yuki ^-^ <3 (is net mein echter Name :D)
![](https://img.wattpad.com/cover/24744665-288-k398272.jpg)