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„Stell dich bitte vor.“, bat mich mein neuer Klassenlehrer Herr Hong.
Er war ein Mitte 30 jähriger Mann mit einem frisch rasierten Bart.
Ich wendete mein Blick zu den vielen fremden Augenpaaren, die ich ab jetzt meine Klasse nennen musste.
Mein Rücken drückte sich durch und mein Kehlkopf hob und senkte sich.
Mein Herzschlag beschleunigte sich um das Dreifache und ich spürte wie meine Ohren röte annahmen.
Ich war wieder so nervös.
'Rede endlich!' schrie ich mich in Gedanken selber an.
Mit einer kleinen Blinzelattacke meiner Seite und einem räuspern vom Lehrer fing ich mich endlich.
„A-also ich bin Kim Seungmin, bin 18 Jahre. Ich... Ehm. Ja. Freu mich hier sein zu dürfen.“, fasste ich es kurz.
Ein Junge in der vorderen Sitzreihe lächelte mich unbeholfen an.
Zwei Mädchen in der dritten Reihe fingen an zu kichern.
Ich ignorierte das alles und wartete auf die Worte des Lehrers.
„Danke Seungmin... Such dir bitte einen Platz.“, mit dem beenden seiner Worte ging ich nach ganz hinten und setzte mich in die linke Ecke.
Ich holte meine Federtasche und einen Block aus meinem Rucksack.
Eigentlich war das komplett unnötig, da ich eh nicht mitschreiben würde.
Nicht weil mich Schule nicht interessierte, sonder weil ich das alles schon wusste.
Das ganze Wissen hatte ich mir selber angeeignet. Die Zeit hatte ich nämlich genug dazu.
Meine Mutter arbeitete viel und lange und war somit selten Zuhause.
Und mein Vater... Den habe ich nie kennen gelernt. Er hat die Familie verlassen da war ich noch ein Baby.
Dadurch das niemand aus meiner Familie da war hatte ich also ausreichend Zeit.
Diese nutze ich weise.
Aber nicht wie der Großteil der Jungs heut zutage, mit Videospielen, sondern mit lesen historisch bildender Bücher.
Viele nannten das langweilig. Vielleicht war ich das, aber meine Meinung teilte ich damit nicht.
Es lenkte mich ab.
Ich kam auf andere Gedanken.
Und schaden konnte es mir auch nicht. Ich konnte nach der Schule werden was ich wollte.
Mir lagen alle Möglichkeiten offen.
Ich brauchte so etwas wie Schule gar nicht mehr.
Und so saß ich eine langweilige Stunde im Klassenzimmer.
Nachdem die Schulklingel läutete standen alle von ihren Stühlen auf und liefen in schnelle aus dem Raum.
Herr Hong ließ sich beim Gehen allerdings Zeit.
Ich lief mit meinem Rucksack in der Hand zu ihm nach vorne und wippte wartend hin und her bis er sich schließlich zu mir drehte.
„Wissen Sie wo das Sekretariat sich befindet?“, fragte ich noch immer unsicher. Ich sah mein Spiegelbild in seinen Augen.
Ich war wirklich nervös.
Gerade wollte er mir meine Frage beantworten als eine andere Stimme ertönte, die unmöglich die Stimme meines Lehrers sein konnte.
„Ich könnte dich dort hin bringen.“, sagte eine sanfte Mädchenstimme hinter mir.
Ich drehte mich um und erblickte ein kleines, zierliches Mädchen, mit einem Pony und zwei schulterlangen Zöpfen.
Sie lächelte mich schüchtern an.
Das kannte ich nur zu gut von mir selber. „Danke das ist sehr freundlich von dir Yumi.“, bedankte sich Herr Hong für mich ehe er an uns vorbei ging und den Raum verließ.
Ich sah ihm hinterher.
Ja vielen Dank auch...
Bitte lass mich wenigstens ein einziges Wort raus bekommen.
Sie war einen guten Kopf kleiner als ich, also musste ich meinen Kopf zu ihr runter senken um sie ansehen zu können.
„Komm mit.“, sagte sie lächelnd, doch merkte ich ihr ihre Nervosität an.
Sie lief aus dem Raum, in die Flure, welche leer waren.
Wahrscheinlich hielten sich alle draußen auf dem Schulhof auf.
Sie lief mit ihren kurzen Beinen so langsam das ich nicht mehr hinter ihr sondern vor ihr lief.
Ich atmete tief ein um ein einfaches und leises „Danke.“, aus meiner Kehle entkommen zu lassen.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie ihr Kopf sich zu mir drehte und sie mich ansah. Da ich es für richtig hielt blickte ich ebenfalls zu ihr.
„Für was?“, fragte sie verwundert.
„Na dafür.“, ich fand keine Wörter auf die schnelle um es besser zu beschreiben. „Oh Achso, gerne.“, sagte sie und ich sah wie ihre Nase langsam etwas rötlich wurde.
Ich wendete mein Blick von ihr ab und blickte wieder stumm auf den Boden. Tolles Gespräch Seungmin, wirklich toll..
Sie blieb abrupt stehen, drehte sich zu der Tür am welcher 'Sekretariat' stand. Erneut schlich sich ein schüchternes Lächeln auf ihre Lippen. „Danke nochmal.“, ich hatte gerade wirklich zwei ganze Wörter ohne zu stottern aus meinem bekommen.
Es ging also doch! Und so schwer war es nicht. Ich sollte vielleicht doch nicht so viel daran denken was ich sagen sollte.
„Kein Problem. Wenn du wieder nicht weißt wo du hin musst, oder sonst noch irgendwo Hilfe brauchst, dann frag einfach mich.
Ich bin das Mädchen eine Bank neben deiner, Yumi.“, sagte sie ohne einmal nach Luft zu ringen.
Irgendwie süß.
„I-ich werde es mir merken.“, sagte ich und überspielte meine Nervosität mit einem Lächeln.
Ich winkte ihr zu ehe ich an klopfte und dann die Tür öffnete...

ᵗʰᵉ ᵇᵒʸ ᶠʳᵒᵐ ᵗʰᵉ ᶜᵒᶠᶠᵉᵉˢʰᵒᵖ | •ˢᵉᵘⁿᵍᵐⁱⁿ•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt