DIE Sonne steht schon hoch, als Padmé endlich wieder eine Pause von ihren politischen Pflichten nehmen kann.
Wir spazieren auf einer der höchsten Terassen Global Citys und sehen kilometerweit in die Tiefe. Auf den untersten Ebenen muss die arme Bevölkerungsschicht leben. Von Kylain weiß ich, wie es dort aussieht: Verdreckt, dunkel und chaotisch. Er erzählte mir über die großen Müllprobleme, die durch die oberen Schichten verursacht werden, wobei wir unsere Abfälle zu Schichten zusammenpressen und sie dann einfach auf dem Boden der Stadt liegen lassen. Ich finde es einfach nur widerlich, kann aber wenig dagegen ausrichten. Das sage ich mir jedenfalls immer, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen...
Obi Wans Verhalten liegt mir immer noch schwer auf dem Magen. Wenn ich an seinen genervten Blick denke, als er mich endlich ansah, fühlt sich mein Herz an, als würde auf ihm eine Ladung Steine lasten. Ich will es einfach nicht verstehen. Gestern noch habe ich wirklich gedacht, ich hätte eine Chance bei ihm nach all den Jahren. Nun aber weiß ich, dass diese Hoffnung unnötig war.
"Du denkst an ihn", stellt Padmé fest und holt mich damit aus den Tiefen meiner Gedanken. Mühsam versuche ich, meine Überraschung zu verbergen und blicke sie nicht an, als ich murmle: "Wen meinst du?"
Ein leises Seufzen ist aus Padmés Richtung zu hören, dann bleibt sie stehen.
"Taia...", es hört sich wie ein Vorwurf an, als sie meinen Namen ausspricht, "Du weißt wen ich meine."
"Jaha, Obi Wan", tue ich die Sache schnell ab, meiner Meinung nach hat sie einen viel zu ernsten Ton für dieses Thema angeschlagen."Denke nicht, ich wüsste nicht, wie sehr dich die Sache beschäftigt", redet sie weiter, ich sehe sie noch immer nicht an und zucke nur mit den Schultern. Sie soll nicht denken, dass ich seinetwegen Kummer habe.
"Sieh mich an", fordert die Senatorin. Wiederwillig hebe ich den Kopf und blicke in ihre sorgenvollen, braunen Augen. Ihr Kleid passt zu meiner Laune: es ist dunkel und schwer.
"Ich glaube nicht, dass er sich wegen dir so verhalten hat."Meine rechte Augenbraue verschwindet fast unterm Haaransatz, als ich sie skeptisch hochziehe.
"Woran soll es sonst liegen...?", meine ich spöttisch.
"An...an dem Jedikodex?", überlegt meine Freundin leise, doch ich merke, wie unsicher sie damit ist."Er hat mich keines Blickes gewürdigt. Mich ignoriert, als stünde ich nicht direkt neben ihm, als wäre das gestern nicht passiert!", rege ich mich auf und lasse meiner Verwirrung und Enttäuschung Luft.
Mein Atem geht schneller als sonst, so aufgebracht bin ich selten und jetzt marschiert ein ignoranter Jedi daher und bringt mich aus der Fassung."Taia!", unterbricht Padmé mein Fluchen, "Beruhige dich erstmal. Ich denke, dass es an dem gestern liegt. Er hat Gefühle gegenüber dir gezeigt, die er nicht zeigen darf."
"Er will streng an dem Kodex festhalten, als Meister von Anakin umso mehr."
"Was genau meinst du damit?", hakt Padmé nach und streicht sich eine lose Strähne hinters Ohr.Ich atme einmal tief durch und kann nicht fassen, dass Padmé nichts in Anakins auffälliges Verhalten hineininterpretiert. Seine Gefühle sind so offensichtlich wie, dass ich zurzeit leichte Aggressionen gegen Obi Wan hege.
"Padmé, sind dir schon die Augen erblindet vor lauter Verliebtheit? Anakin hat Gefühle für dich, das sieht selbst Obi Wan!" Das glaube ich zumindest. Wahrscheinlicher ist es, dass er die Sensibilität von einem Kouhun besitzt.Meine beste Freundin sieht mich nur mit einem merkwürdigen Blick an, ihre Augenbrauen sind zusammengekniffen, doch auf ihren Ohren zeigt sich eine verdächtige Röte.
"Nein, das kann nicht sein. Er ist ein Jedi", entgegnet sie, vielleicht etwas zu energisch. Ein breites Grinsen schleicht sich unaufhaltsam auf meine Lippen.
"Obi Wan ist auch ein Jedi und da hast du nichts gesagt", verteidige ich meine Meinung weiter und kann sehen, wie Padmé immer verlegener wird. Ihre nervösen Finger, die mit dem Anhänger ihrer Kette spielen, sprechen Bände. Ich kenne sie einfach viel zu gut, als dass mir so etwas entgehen würde."Und da Obi Wan Anakins Meister ist, muss er als ein gutes Vorbild darstehen und ihm zeigen, dass man seine Gefühle ignorieren kann", führe ich aus, obgleich mir diese Vorstellung wiederstrebt.
"Er wird daran scheitern, das sage ich dir. Solche Gefühle kann man nicht einfach unterdrücken", behauptet Padmé, ihre Worte heben kaum merklich meine Laune.
"Genauso wie Anakin", grinse ich, worauf Padmé mir nur spielerisch auf die Schulter schlägt."Au, das war meine Verletzung!", meine ich, kann mir das Lächeln aber nicht verkneifen.
"Da wurdest du nicht getroffen." Sie rollt mit den Augen, dann gehen wir weiter.
********************
Zehn Minuten später sieht Padmé erschrocken auf ihre Uhr.
"Oh nein", flüstert sie, "Ich komme zu spät zu einer Unterredung mit Anakin und deinem Obi Wan."
"Er ist nicht mein Obi Wan!", empöre ich mich schnell, doch meine Freundin hört nicht weiter auf mich. Sie ist schon schnellen Schrittes vorgelaufen und ich komme kaum mit meinen Krücken hinterher. Kann sie nicht wenigstens etwas langsamer gehen? Obwohl ich keine große Lust habe den Jedi jetzt zu sehen, will ich doch über das Vergangene mit ihm sprechen. Über alles.
Dazu will ich auch wissen, was die Senatorin und der Jedi denn so Wichtiges zu besprechen haben...Ich sitze nun schon seit einer geschlagenen Viertelstunde in der Ecke des Besprechungsraumes und Obi Wan ignoriert mich gekonnt. Er hat nicht das Wort an mich gerichtet, als ich ihm eine Frage stellte, hatte mich nicht angesehen und mich selbst zu meiner Begrüßung eiskalt stehen lassen.
Langsam aber sicher steigt der Zorn in mir hoch. Ich habe Mühe, den Worten der Drei Folge zu leisten und zerquetsche die Sessellehne mit meinen Fingern, um mich irgendwie von meiner Verstimmung ablenken zu können.Meine Blicke, die ich Obi Wan zuwerfe, werden von Mal zu Mal finsterer. Als er noch über etwas, das Anakin gesagt hat, lacht, ist es um meine Fassung und die aufrechterhaltene, kühle Maske geschehen. Wütend stehe ich auf und humple unter Schmerzen auf den verfluchten Jedi zu.
Alle starren mich an. Padmé mit Besorgnis, Anakin mit Verwirrung, sogar Obi Wan hat seinen Blick endlich auf mich gewendet. In seinen Augen kann ich jedoch nur Kälte ausmachen, die er mir so unverholen zeigt, dass mein Herz noch ein Stückchen weiter gefriert.
Mit aller Beherrschung zwinge ich mich zu seinem zuckersüßen Lächeln, bleibe mit verschränkten Armen vor Obi Wan stehen und sage mit unterdrückter Wur in der Stimme: "Deine Augen, sie sind so wunderschön blau..."Einen Augenblick genieße ich Obi Wans verwirrten, fast schon panischen Blick, er will gerade zu einer Antwort ansetzen, da führe ich den Satz zuende, das Lächeln rutscht von meinen Lippen: "...wie augekotzte blaue Pfannkuchen!" Lüge. Ich wiederstehe dem Drang, ihm eine Ohrfeige zu geben, sondern starre weiter mit einem finsteren Blick auf ihn nieder.
Selbst Anakins leises Gekicher hält mich nicht davon ab, den Blickkontakt zu brechen. Erst als es zu einem schallenden Lachen anschwillt, werfe ich auch ihm einen tödlichen Blick zu. Anakin verstummt sofort, kann es jedoch nicht lassen, nach ein paar Sekunden wieder leise weiterzukichern. Bis auf ihn wagt es keiner, ein Geräusch von sich zu geben. Obi Wan starrt mich jetzt mit einem fassungslosen Blick an, sein Mund ist zu einem leisen oh geöffnet.
"Wie kannst du es wagen, nach dem was gestern passiert ist, mich keines Blickes zu würdigen? Mir nicht mal eine Antwort zu geben, wenn ich dich etwas frage?", schreie ich drauf los. Es tut gut, endlich diese Worte loszuwerden, ihm endlich klarzumachen, wie ich sein Benehmen finde.
Nach dem ersten Schreianfall hole ich tief Luft, schließe kurz die Augen und spreche leise weiter. Ich habe Angst, mich noch weiter in etwas reinzusteigern: "Ich verstehe nicht, wieso du mir nicht wenigstens sagst, dass es einen Grund dafür gibt und ich kenne den Grund."
"Was ist gestern passiert? Welcher Grund?", platzt Anakin in meine Schimpftirade, typisch.
"Anakin sei still", befiehlt Obi Wan harsch, bevor er sich seufzend an mich wendet, "Wir werden das besprechen, das verspreche ich dir, doch jetzt haben mein Padawan und ich einen wichtigen Auftrag." Er nickt Anakin zu, dann verschwinden Beide ohne ein Abschiedswort aus dem Raum.Die Stühle um den runden Tisch sind nun so leer, wie ich mich fühle. Ein Zittern erfasst meinen Körper. Dann noch eins, bis ich schließlich einen Schluchzer ausstoße und zu Boden sacke. Das kann nicht sein Ernst sein. DAS KANN NICHT SEIN ERNST SEIN! Tränen rollen unaufhörlich meine Wangen hinunter. Ich schlage mir die Hand vor den Mund, als noch ein Schluchzer aus mir herausbricht.
Dann spüre ich, wie sich zwei dünne Arme sanft um mich legen.
"Ssssch Taia", flüstert Padmé und streicht über meinen Kopf, "es wird besser werden."Ich kann ihr nicht glauben, obwohl ich es gerne getan hätte.
DU LIEST GERADE
RAGE [Star Wars FF]
Random"Es heißt, Jedi sollen keine Gefühle haben. Doch in deiner Nähe ist das schlicht unmöglich." Taia Vassic ist nicht irgendeine Zofe der Königin Naboos, sondern stellt dessen Double dar. Ihre Heimat ist friedlich, bis eine Armee aus Kampfdroiden in di...