Chapter 1 - Keren's space port

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Um das Jahr 32 VSY

"HEY Engel", flüstert mir eine raue Stimme ins Ohr. Sie soll wohl lallend klingen, es hört sich jedoch eher nach einem Sprachfehler an.

Genervt drehe ich mich um und blicke in das grinsende Gesicht von Kylain Darsten. Er ist auszubildener Pilot in Theed und hat einen komischen Sinn für Humor.
"Wolltest du gerade im Ernst einen betrunkenen Alten nachmachen, der mich belästigen will? Lustig", meine ich trocken und kehre ihm den Rücken zu.

"Komm schon Taia, an unserem einzigen, freien Tag kann ich doch wohl mal etwas Spaß machen", entgegnet er, hört sich fast beleidigt an. Ich blicke zu ihm hoch und erkenne, dass er wieder seine 'Beleidigte-Leberwurst-Nummer' abzieht.
"Damit kannst du mich nicht mehr täuschen, gehen dir wohl die Scherze aus, was?", necke ich und zwicke ihm in die Seite.
"Miss Vassic", ruft er aus und rempelt mich so heftig an, dass ich gegen eine Twi'lek stoße, die mich daraufhin mit einem bösen Blick bedenkt.
"Ky", zische ich und werfe ihm einen ebenso tödlichen Blick zu, "dein Gehirn ist wohl rausgefallen, als Panaka dir auf den Schädel geschlagen hat."

Ich verschnellere meine Schritte, um ihn abzuhängen und ignoriere jegliche Versuche seinerseits, mit mir zu reden.
Ich war noch nicht oft in Keren, obwohl die Stadt noch bevölkerungsreicher ist als Theed. Die Kriminalität ist jedoch ebenfalls höher. Wir gelangen auf einen kleinen Platz an dessen Rand Stände stehen, an dessen Theken Souvenirs von anderen Planeten verkauft werden. Bei dem Raumhafen, der ganz in der Nähe liegt, ist das kein Wunder.

"Taia, jetzt sei doch nicht beleidigt", höre ich Kylain hinter mir sagen. Er packt mich am Arm, sodass ich stehen bleiben muss und dreht mich zu sich um. Ich versuche angestrengt ein ernstes Gesicht bei seiner sorgenvollen Mine zu bewahren, doch kann nach wenigen Augenblicken nicht verhindern, dass meine Mundwinkel verdächtig zucken.

"Dein Ernst? Ich dachte echt, du wärst beleidigt." Missmutig streicht er sich die schwarz gelockten Strähnen aus der Stirn, die unglaublich gut zu seinem dunklen Teint passen und durchlöchert mich mit einem Blick aus seinen dunkelbraunen Augen.
"Na komm, ich kauf dir eine Barabel-Frucht."
Er schmunzelt, als ich das Gesicht verziehe.
"Du weißt genau, dass ich diese Früchte nicht mag, kauf mir lieber ein paar Bama-Riegel mit Blumfrucht."
********************

Ein paar Minuten später knabbern wir beide an der Süßigkeit, lehnen am Eingangstor zum Haupthangar des Hafens und beobachten die Leute. Die Meisten schlendern gemächlich durch die Gassen und sehen sich die traditionellen Bauten Kerens an, kaufen etwas bei den Händlern oder beeilen sich, zu ihrem Raumschiff zu gelangen. Die Sonne steht schon tief am Himmel und wirft ihr pinkfarbenes Licht auf die türkisen Dächer. Der Geruch von Motoröl liegt in der Luft, begleitet von dem Rauschen entfernter Raumschiffe.

Auf dem Rückweg gehen wir durch eine düstere, schmale Gasse, die nach Kylains Worten eine Abkürzung darstellen soll. Ich bin mir da nicht so sicher. Das Pflaster hier ist uneben, bis auf ein paar vermummte Gestalten sind wir allein.

"Kylain? Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind? Ich will morgen noch ankommen, es findet eine wichtige Ratssitzung statt", erkläre ich dem angehenden Piloten und umrunde eine dreckige Pfütze, auf dessen Oberfläche ein Ölfilm schwimmt.
"Klar sind wir hier richtig, bin hier schon tausende Male hergegangen. Vertrau -", er stoppt mitten im Satz. Der Grund sind die plötzlichen Blasterschüsse, dessen Zischen zwischen den Häusern laut zurückhallt.

"Podoo", flucht Kylain, ich höre eine Anspannung in seiner Stimme, die auch mich befällt. Bevor ich noch irgendwie weiter handeln kann, reißt mich Kylain in einen Hauseingang. Hastig drückt er die Klinke der verrosteten Tür hinunter, als weitere Schüsse ertönen. Ich wage einen Blick auf die Gasse, sehe direkt in den Lauf eines Blasters, nicht weniger als zehn Meter von mir entfernt.

Meine Augen weiten sich vor Schreck, jetzt bloß nicht bewegen.
Meine Hände fangen an zu zittern, obwohl wir ähnliche Situationen in der Ausbildung zur Zofe geübt haben. Ich werde mich wohl nie an so etwas gewöhnen können.

Glücklicherweise zerrt Kylain mich wieder in den Hauseingang zurück, dann in das Innere des Hauses. Er hat es augenscheinlich geschafft, irgendwie die Tür zu öffnen.
In dem Flur riecht es staubig, als wäre hier schon lange nicht mehr gelüftet worden. An den Wänden hängen in maroden Haltern heruntergebrannte Kerzen, die den Raum nun in ein flackerndes Licht tauchen.

"Wo sind-"
"Still", unterbreche ich Kylain, "hörst du das?" Mein bester Freund lauscht angestrengt, dann spiegelt sich Erkenntnis in seinem Gesicht wieder.
"Stimmen", stellt er fest, "woher kommen sie?"

Ich zucke mit den Schultern und gehe den Flur entlang, bis ich eine Treppe entdecke, die weiter nach unten in einen Keller führt. Fragend blicke ich zu Kylain. Seine Augen sagen stumm: Wehe du gehst da runter.

Wahrscheinlich wäre das wirklich das Beste, wenn nicht in diesem Augenblick Schreie aus dem Keller zu uns dringen würden.
Ein mulmiges Gefühl schleicht sich in meinen Magen und trotzdem zögere ich nur einen kurzen Moment, bevor ich die Treppe hinunter gehe.

"Taia", will mich Kylain zurück rufen, "du bist verrückt, bleib hier!"
Ich höre nicht auf seine Worte, sondern steige zögerlich die steilen, engen Stufen hinunter in einen düsteren Raum. Licht fällt durch Ritzen in der Decke, die Stimmen sind lauter geworden. Sie sprechen in einer Sprache, die ich nicht verstehen kann. Als ich mein Ohr vorsichtig an die einzige Tür im Raum lege, kann ich eine Männer- und eine Frauenstimme identifizieren. Sie klingt so rau wie sich das Holz an meiner Haut anfühlt.

"Was tust du da?", ertönt es hinter mir. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Es ist nur Kylain. Musste er mich immer so erschrecken?
"Du hast doch gehört, dass eine Person in Schwierigkeiten steckt", rechtfertigte ich mein Tun.
"Vielleicht war das ja kein Schreien, sondern Lachen. Wer weiß was es für seltsame Leute gibt."
Im nächsten Augenblick halte ich ihm mit meiner Hand den Mund zu. Erstens soll er aufhören, dumme Worte von sich zu geben und zweitens vernehme ich Schritte, die sich unserer Tür nähern.

Adrenalin pumpt durch meine Adern. Wer auch immer das ist, sie werden wohl nicht sehr erfreut sein, zwei Fremde in ihrem Haus zu haben.
Hastig trete ich von der Tür weg und schubse Kylain gegen die Wand.

Keine Sekunde später geht die Tür auf und eine seltsame Gestalt tritt in den Raum. Mein Herz pocht bis zum Hals. Einfach keine Geräusche machen, bete ich in meinem Kopf wie eine Mantra vor mich hin. In dem Dämmerlicht kann ich nur einen klobigen Umhang und einen trichterförmigen Helm erkennen, dann ist das Wesen auch schon weg, die Treppe hoch. Mein Puls singt mit ihrem Verschwinden, ich stoße die angehaltene Luft aus.

"Du könntest mal etwas netter zu mir sein. In einem Buch hätte die Protagonistin mich geküsst, um mich zum Schweigen zu bringen. Du klatschst mir deine Hand auf den Mund", murmelt Kylain vor sich hin, als man die Tür wieder geschlossen hat.
"In welchem Buch? Sommernächte auf Naboo? Das hab ich mal in deiner Tasche gefunden", konter ich.
"Das war für 'ne Freundin", erwidert er, "glaubst du ernsthaft, ich würde mir so etwas antun?"
"Hmm, wäre durchaus möglich", gebe ich von mir, mit den Gedanken noch bei den Stimmen in dem Raum. Wieso hatte die Frau geschrien? Wem gehörten die Stimmen?

RAGE [Star Wars FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt