Soundtrack: Daniel Pemberton - The Legend of Excalibur aus dem King Arthur OST.
Und Marcin Przybylowicz - The Trail aus dem The Witcher 3: Wild Hunt OST. Abspielen, sobald Neshira den Angriff befiehlt und ihr die Epicness dringend gebrauchen könnt.
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Anghiske schritt langsam aus dem Wasser, und der Sumpf floss von Neshiras Schultern. Eisiger Dunst stieg um sie auf, der Nebel des Abends. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Morgen, an dem sie zuletzt hier gewesen war, und bis auf die Dunkelheit des Himmels hatte sich nichts verändert. Die angespannte Stille, das leise Plätschern von Anghiskes Bewegungen. Die Aura der Hexe hing über dem Moor wie ein Leichentuch. Das Schilf flüsterte von den toten Vögeln, gebunden an seine Halme. Beinahe schien es ihr, als wäre es ein Lied des Trauers, als vermisste er ihren Gesang. Ein dünner Rest goldenen Lichts drang zwischen dem Horizont und den Gräsern hervor und zeichnete tote Bäume und die fedrigen Enden des Rohrs als schwarze Schatten.
Das Flackern von Gewehrfeuer ließ sie zusammenzucken. Mit rasendem Herzen griff sie nach ihren Wurfmessern. Jemand schrie auf, lang gezogen und voller Qualen, ein Geräusch, das ihr Fell sträuben ließ. Die Kälte kam plötzlich nicht mehr nur von den weißen Schwaden, die sie und Anghiske einhüllten wie der Schleier einer Hexenbraut. Eleutheras Schleier.
Sie vertrieb den Gedanken an die Seuchenvettel und ihre steinerne Schwester. Die Sumpfvettel war ihre Gegnerin. Ihr musste sie sich zuerst stellen.
Lautlos wie der Tod schlich Anghiske näher an den Flecken platt getrampelten Schilfs heran, das Klingeln der Glöckchen gedämpft durch das Wasser in den Klangkörpern. Fackeln warfen wilde Schatten auf menschliche Gestalten, mit angelegten Maschinengewehren in den Händen. Neshira kannte jene Waffen. Durenskys Soldaten auf Hivens Ark hatten sie getragen. Ihr Herzschlag pochte in ihren Händen. Sie fürchtete weder die Hexe noch die Vampirlinge, doch zusammen wären sie mehr als nur eine Herausforderung. Vorsichtig tastete sie nach der Magie des König Schellen in sich, und war froh über das warme Glühen in ihrer Mitte. Sie vertraute sich. Es würde kein einfacher Kampf werden, doch sie konnte siegen.
Etwas klirrte laut gegen Anghiskes Hufe, und sie schrak zusammen. Hastig drückte sie sich gegen sein schwarzes Fell, der Gestank nach Wasserleichen stach in ihrer Nase. Sie sah zu den Bewaffneten, ob jemand sie bemerkt hatte, doch niemand blickte in die Finsternis zu ihr. Der Wind trug ein dumpfes Krachen zu ihr, gefolgt von einem markerschütternden Schrei, laut wie die Banshee, doch mitnichten voll des Zorns. Das Wimmern, das auf ihn folgte, ließ Neshiras Hände zittern.
Nervös rutschte sie von Anghiskes Rücken, die Schilfrohre streiften ihr Gesicht. Sie griff nach dem Gegenstand neben seinen schlammverkrusteten Hufen und wirkte im Schutz der Halme einen Lichtzauber. Angelaufenes Gold umfasste das Bildnis des König Schellen, geschnitzt aus Jade. Der grüne Stein fing das Licht.
Neshira schnappte nach Luft. Zuletzt hatte sie dieses Amulett in der Zwischenwelt gesehen, verschmiert von dem Dreck, der nun auch ihre Pfoten beschmutzte, begleitet von einem weißen Pferd, das Ophys und der König zugleich gewesen war. Nun hielt sie es erneut in der Hand, und Anghiskes schwarzes Fell strahlte eine Kälte aus, die sich in ihren Knochen festsetzte. Damals hatten schlaffe Kitsunefinger die dünne Kette umschlossen, doch nun lag es herrenlos in einem verfluchten Sumpf.
„Ona", flüsterte sie. Das Zittern breitete sich in ihrem Körper aus. Dieses Amulett hatte sie selbst ihrer Schwester gegeben. Seit die Welt untergegangen war, hatte sie geglaubt, dass sie tot war. Doch dann wäre das Schmuckstück mit ihr gegangen. Vielleicht hatte jemand es ihr geraubt, raunte der Zweifel in ihr.
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Die Hexen der Eleuthera
FantasiaHexen. Priester. Götter. Dämonen Und ein feiger Schatzsucher. Seit die Dämonen die Welt in Splitter zerschlugen, stellt die Kriegerpriesterin Neshira Canto ihnen nach. Gnadenlos und unerbittlich tötet sie Geister und Untote, Bestien und falsche Göt...