3. Shuriken

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Soundtrack: Faey - Gipsy und Daniel Licht - Escape Medley aus dem Dishonored 2 Soundtrack. Letzteres abspielen, sobald sie aus dem Bordell raus sind.

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Splitterndes Glas und Blut spritzte auf mich herab. Der Mann, der mich Sekunden zuvor mit einem Dolch bedroht hatte, kippte mit verdrehten Augen vornüber und rammte sich unglücklich seine Waffe in den Bauch. Hinter ihm kam die Anima mit der Seele eines Fuchses zum Vorschein, die mir zuvor an der Bar schöne Augen gemacht und Gin serviert hatte. In der zierlichen Hand hielt sie einen Flaschenhals. Flecken von Blut und Schnaps zierten ihr rotes Fell.

Sie hielt mir eine Hand entgegen. „Komm!"

Hinter mir hörte ich das Brüllen eines Orks. Die Augen der Füchsin weiteten sich.

Ich sprang auf die Beine, ohne ihre Hand zu beachten, riss in der gleichen Bewegung meine Donnerbüchse aus dem Gürtel und feuerte.

Vier Männer, ob sie mich nun angreifen wollten oder nicht, wurden von der Ladung Schrot getroffen. Der Ork fiel heulend zu Boden, das Gesicht in den Händen vergraben. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.

Eine rote Hand packte mein Handgelenk, das, an der die Armschiene mit meiner Armbrust lag. „Komm mit!", schrie die Füchsin über den Schlachtenlärm hinweg. Eine Flasche, wohl von der Galerie geworfen, verfehlte uns um Haaresbreite. „Skovron bringt dich um, wenn sie dich in die Finger kriegt!"

Ich hing an meinem Leben. Man mag es meinem Lebenslauf nicht ansehen, doch ich hing daran. Trotz meiner Suche nach den Seelensteinen von Feuergeistern, meinem Ritt auf einer bösen Göttin und meinem unverhältnismäßigen Konsum von Gin.

Die Füchsin hatte meine Antwort nicht abgewartet. Ihre Finger umklammerten eisern das Leder meines Arms, während sie sich einen Weg durch die tobende Menge bahnte. Mir gelang es, eine noch heile Ginflasche von einem Tisch zu nehmen, doch sie rutschte mir durch meine vom Blut schmierigen Finger. Ich sah ihr wehmütig nach. Der Kampf hatte meine Kehle ausgetrocknet.

Wir stolperten eine schmale Treppe hinab, zu einem der tieferen Decks des alten Luftschiffes. Wackelige Paravents und Vorhänge teilten den Raum in Separees, aus manchen waren eindeutige Geräusche zu hören, aus anderen lugten nackte Huren und verwirrte Freier.

„Was passiert da oben, Shuriken?", wollte eine dürre Halbelfe wissen, gekleidet in drei wohl festgeklebte Eichenblätter, und schnippte Zigarettenasche in die Schatten.

„Was wohl." Die Füchsin warf mir einen so irritierend verruchten Blick zu, dass ich mich nun zum ersten Mal fragte, was sie wohl im Sinn hatte. Mir fielen viele Dinge ein, und nicht alle davon waren so angenehm wie das, nach dem es tatsächlich aussah.

„Und er muss sich nach der Schlacht erst mal abkühlen, hm?" Die Halbelfe schlug mir frech auf den Hintern.

„Man muss sich die Besten nehmen, solange sie heiß sind!", rief Shuriken überschwänglich und zerrte mich in eines der Separees. Mit einem Ruck zog sie den Vorhang vor. Wir waren allein zwischen Tüchern, schlecht geflickten Papierwänden und einer mit Tüchern bedeckten, reichlich unbequem aussehenden Matratze.

Der anzügliche Blick fiel von ihr ab wie eine Maske. Zurück blieb freudige Anspannung. „Du gehörst zu keiner der Banden", zischte sie. Ihr Lächeln war ihrer Seele gleich.

„Nein", antwortete ich verwirrt. „Aber..."

„Kennst du dich in der Stadt aus?"

„Aye. Aber..."

Die Hexen der EleutheraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt