Soundtracks: Dominik Scherrer - Heavy Boots aus dem Ripper Street OST und
Austin Wintory - Family aus dem Assassain's Creed: Syndicate OST
Beide abspielen ab Anfang.
~
Der Regen wisperte auf dem verbogenen Metall, erstickte die letzten Ölfeuer und fand seinen Weg hinein in den schiefen, von geschwärztem Stahl umgebenen Raum. Die Flammen hatten ein fedriges schwarzes Muster an die Wände gemalt. Ein schweres Schott, das einzige Metallteil, das noch seine ursprüngliche Form hatte, lehnte sich wie ein Betrunkener gegen die Außenwand einer ehemaligen Feuerkammer, und ließ einen schmalen Spalt, um in sie hinein zu gelangen. Die Kohlen unter Neshira waren noch warm, doch auch sie wurden langsam ertränkt von den dunklen, schmierigen Fluten.
Sie war gerannt, hatte gehofft, Wasser zu erreichen, in dem sie Anghiske rufen und mit ihm verschwinden konnte, doch überall waren die Vampirlinge gewesen. Schließlich war sie in das Wrack geschlüpft, über scharfkantige Trümmer und bis zur Unkenntlichkeit zerrissene Leichen in grauen Uniformen, vorbei an Steintrümmern, die das abgestürzte Schiff von den Dächern des Palast mit sich genommen hatte, hinein in den am meisten verborgenen Winkel, dort, wo der Geruch von Feuer und Tod den ihrer Angst und Erschöpfung überdeckte.
Ona lag regungslos inmitten des Raumes, dem einzigen Ort, wo keine Tropfen an den zerstörten Metallteilen vorbei krochen. Sie hatte sich nicht bewegt, seit Neshira sie dorthin gelegt hatte, die Arme schmerzend von ihrem Gewicht. Seitdem lehnte Neshira an der erkaltenden Stahlwand und lauschte dem Klimpern von Wasser auf Stahl, unfähig, sich zu bewegen. Ihre letzten Funken Magie hatte sie für Onas Heilung verbraucht. Ihre eigenen Verletzungen hatte sie nur mit Streifen ihrer Hose verbunden. Die Leere in ihr war dunkel wie der Abgrund hinter den Nebeln.
Sie fühlte sich, als würde sie zerbrechen, sobald sie sich rührte. Als wäre ihre Starre das Einzige, das ihren Körper noch zusammenhielt, ihr von Kugeln durchlöchertes Fell, ihr von den Klauen der Seuchenbestie zerfetzter Oberkörper, die unzähligen Prellungen, die sie selbst dann noch spürte, wenn sie regungslos blieb. Jeden langsamen Pulsschlag ließ sie bis ins Mark erzittern. Jeder Muskel schmerzte, jede Wunde, die sie geheilt hatte, schien unter ihrer Haut noch geöffnet zu sein. Einen Arm zu heben, um sich ihre vom Ruß schwarz verfärbten Tränen aus dem Gesicht zu wischen, war, als müsste sie einen Felsbrocken stemmen. Ihr war, als gehörte ihr Körper nicht zu ihr, als wäre er eine unförmige Hülle, aus der sie sich befreien konnte. Doch ihr fehlte die Kraft.
Ona stieß ein leises Keuchen aus, ihre Arme zuckten, Finger krallten sich um die Kohlen unter ihr. Ihre Lider flatterten. „Was..."
„Ich bin hier, Ona", raunte Neshira. Ihre Stimme klang entsetzlich, nach all den Tränen, die sich mit Ruß und Regen vermischt hatten, und die sie schließlich ausgebrannt zurückgelassen hatten. Eisig kroch die Nachtluft in die Kammer und ließ sie frösteln.
„Neshira", flüsterte Ona rau und stemmte sich langsam auf die Knie. Die Seite, auf der sie gelegen hatte, war dunkelgrau verfärbt. Stöhnend fasste sie sich an den Kopf, wo Blut und Kohle sich zu einer schwarzen Schmiere vermischt hatten. „Wo sind wir?"
„Versteckt", antwortete Neshira einsilbig. Ein Schauder schüttelte ihre Schultern, und sie zog die Beine an den Körper, umschlang sie mit den Armen und legten den Kopf auf die Knie.
„Haben wir gewonnen?"
Etwas stieg in Neshira auf, das Gefühl, als würde sie erneut weinen müssen, doch sie kämpfte es nieder. „Müssten wir uns verstecken, wenn dem so wäre?" Sie wollte nicht so resigniert klingen, wie sie war, doch stattdessen klang es beinahe gereizt.
DU LIEST GERADE
Die Hexen der Eleuthera
FantasiaHexen. Priester. Götter. Dämonen Und ein feiger Schatzsucher. Seit die Dämonen die Welt in Splitter zerschlugen, stellt die Kriegerpriesterin Neshira Canto ihnen nach. Gnadenlos und unerbittlich tötet sie Geister und Untote, Bestien und falsche Göt...