Soundtracks: Rupert Gregson-Williams - The Alienist Main Theme (ratet mal woher), Daniel Licht - Streets of Karnaca (Suspense) aus dem Dishonored 2 OST
und Rupert Gregson-Williams - Eyes and Tongue aus dem The Alienist OST. Letzteres auf Youtube wieder nicht zu finden. Abspielen der Reihenfolge nach ab Anfang.
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Die Hexe war ein regungsloser Umriss vor dem Seegrün der Wasseroberfläche. Dunkelheit fing sich zwischen ihren Rippen, umspielte ihre schlanken Glieder und sammelte sich in ihren Haaren, langsam wogend wie die Mähne der Banshee. Sie hatte die Arme von sich gestreckt. Einzig leichte Bewegungen ihrer Hände, als suchte sie nach Strömungen im Wasser, verrieten, dass sie nicht tot war.
Neshira blickte zu ihr hinauf und drückte sich tiefer in die Schatten am Grund des Beckens. Durch das Wasser konnte sie gläserne Lampen in der Form von Muscheln erkennen, die das grünliche Licht verströmten, kupferne Wasserhähne, beinahe unsichtbare Handtücher und Kleidungsstücke an Haken an den Wänden und die dunkel gefliesten Wände, wabernd und verzogen durch die leichten Wellen. Das Badesalz duftete nach Lilien. In der Ferne stampfte eine Maschine, die wohl das Wasser anwärmte.
Neben ihr knurrte Anghiske so tief, dass ihre Knochen erzitterten. Das Geräusch jagte ihr einen Schauder übers Fell, als wäre das Bad so eisig wie sein Blut. Sie lockerte den Griff um die roten Schnüre um seinen Kopf und wies leicht auf die Hexe.
Anghiske schnellte auf sie zu. Krachend schlossen sich seine Kiefer um ihren Hals, und er riss sie mit sich in die Tiefe. Neshira erhaschte einen Blick auf weit aufgerissene gelbe Augen, Luftblasen stiegen an die aufgewühlte Oberfläche, Krallen versuchten, das schwarze Fell zu zerkratzen. Blut mischte sich mit dem brodelnden Wasser. Ihr Schrei war kaum zu hören unter dem Tosen.
Jäh brach er ab. Anghiske riss den Kopf zurück, dunkle Schlieren folgten dem Brocken zwischen seinen Zähnen. Die Hexe klemmte leblos zwischen seinen Hufen und den hellen Fliesen des Beckengrundes.
Neshira strich ihm zufrieden über den Hals. Er fletschte die Zähne, Blut zog rötliche Fäden durch das Wasser. Vorsichtig stieß sie sich vom Boden ab und schwamm an die Oberfläche. Ruk und Durag folgten ihr.
Die Luft war beinahe so warm wie das Wasser, dampfig wie in einem Dschungel. Der Geruch nach Lilien stach in ihrer Nase. Angestrengt lauschte Neshira, doch bis auf die Tropfen, die von ihren Ohrenspitzen fielen und mit leisem Plätschern auf der Wasseroberfläche aufkamen, und die ferne Maschine hörte sie nichts.
Langsam kletterte sie aus dem Becken und trocknete sich mit einem Zauber. Durag zog seine in Öltuch eingewickelten Waffen an den Beckenrand, wrang seinen Mantel und seinen Hut aus und bedachte Neshira mit einem neidischen Blick. Ruk prüfte die Klinge seiner Axt.
Neshira flüsterte das Wort, das Anghiske entließ. Kurz färbte sich das Wasser beinahe schwarz. Der Geruch nach Moorwasser breitete sich aus, ein eisiger Hauch in der feuchten Wärme, dann verlief die Dunkelheit wie Farbe im Wasserglas eines Künstlers. Die Hexe lag auf dem Grund des Beckens, ihre Augen blickten anklagend ins grünliche Licht, kaum zu erkennen hinter den Schlieren ihres Blutes.
Die Shinaru hob das Totem des Wassergeistes auf und steckte es in ihre Gürteltasche. Eine blau geflieste Treppe war der einzige Weg aus dem Badehaus. „Gehen wir."
Leise wie der Tod schlichen sie voran. Die Stille blieb, breitete sich aus. Kein fremdes Geräusch war zu hören.
Die Treppe spie sie in einen hohen, kalten Flur. Das Licht des Mondes fiel durch schmale Fenster hinein, wie die einer Kirche, und beleuchtete offen stehende Türen, leere, tadellos gemachte Betten auf den Fluren und keusche Wildblumensträuße auf den Fensterbänken. Neshira fragte sich, woher man an diesem Ort Blumen bekam, in einer Stadt, eingeklemmt zwischen Vulkanen und dem Abgrund. Weiße Vorhänge, streng zusammengerefft, rahmten die Fenster ein. Ein Grammophon stand still und verlassen auf einem Nachtisch.
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Die Hexen der Eleuthera
FantasiHexen. Priester. Götter. Dämonen Und ein feiger Schatzsucher. Seit die Dämonen die Welt in Splitter zerschlugen, stellt die Kriegerpriesterin Neshira Canto ihnen nach. Gnadenlos und unerbittlich tötet sie Geister und Untote, Bestien und falsche Göt...