Das Medaillon und große Entdeckung

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Die nächsten Tage vergingen schleppend und immer wieder stellte sich die Frage ,,Wer bin ich?" mir in den Weg. Ich versuchte sie dann immer beiseite zu schieben, leider klappte das meistens nicht.

Ich beschloss nun meinen Vater zu fragen. Inzwischen war er wieder da und nun hockte er grade im Sessel und sah zum Fernsehr. Da ich ihn nicht erschrecken wollte, klopfte ich kurz an der offenen Tür und ging ins Wohnzimmer. Mein Vater sah vom Kasten auf und lächelte mich an, doch als er mein nicht so glückliches Gesicht sah, verschwand das lächeln wieder, so schnell es gekommen war. Er fragte besorgt: ,,Was ist los?" Ich setzte mich auf die Sessellehne und sah ihn nur an. Papa drückte mich etwas an sich und streichte mir über meinen Arm.

Mit einem seufzen begann ich zu erzählen: ,,Ich denke in letzter Zeit viel nach." ,,Und worüber?", fragte mein Vater. Ich sah ihn erst eine Weile an, danach antwortete ich: ,,Über mich. Manchmal weiß ich nämlich nicht, wer ich bin." Joachim lächelte mich nur kurz an, wurde dann aber wieder ernst und sagte: ,,Na, du bist meine Tochter und..." ,,Nein!", rief ich plötzlich. Ich wusste gar nicht, warum ich das jetzt gesagt hatte. Doch ich redete einfach weiter: ,,Ich bin deine Adoptivtochter, aber meine leiblichen Eltern sind tot." Da wurde er plötzlich total unruhig. Er bohrte seine Fingernägel in den Sessel und sah zu Boden. Ohne Verluste, redete ich einfach weiter: ,,Weist du etwas über sie, vielleicht, wie sie aussahen?" Papa schüttelte bloß stumm den Kopf. Danach herrschte das bekannte Stillschweigen.

Da stand der Regisseur auf und ging an den Wohnzimmerschrank. Dort öffnete er eine Schublade und kramte in ihr herum. Was hatte er vor? Wollte er von sich ablenken, wusste der Mann vielleicht mehr, als er sagte?

Nach einiger Zeit kam er jedoch mit einer Kette zurück. An dieser Kette, die golden glänzte, hing ein genauso goldenes Medaillon. Er hielt es noch kurz in seinen Händen und betrachtete es. Papa fuhr nochmal mit dem Daumen über das Medaillon, danach drückte er es mir mit einem ,,Hier" in die Hand. Auch ich betrachtete es jetzt. Ich wusste, das mann die Dinger irgendwie aufmachen konnte, aber ich wusste leider nicht wie. Ich betätschelte es noch einige Zeit, als ich dann endlich die Stelle gefunden hatte, an der ich es aufmachen konnte. Schnell klappte ich es auf und zwei alte Bilder kamen zum hervorscheinen. Auf der linken Seite war ein Mann, und auf der anderen Seite eine Frau abgebildet.

,,Das sind deine Eltern.", ertönte plötzlich die Stimme meines Vaters. ,,Das ist das Einzige, das ich noch von ihnen hab." Ich sah ihn etwas misstrauisch an. ,,Und woher hattest du das?" Er schien überlegen zu müssen, denn es dauerte bis ich eine Antwort bekam: ,,Ich habe es von denen, mit den ich deine Adoption vereinbart hatte. Diese wiederum hatten es von einem Polizisten." ,,Und warum hast du mir das nicht schon früher gegeben?" Wieder fing er an zu grübeln. Wie konnte mann bloß so ein schlechtes Gedächtnis haben? Dann antwortete er: ,,Ach, weil ich es vergessen habe und jetzt Schluss mit der Fragerei!" Was ist denn nun schon wieder los? Warum wurde er plötzlich so sauer? Hatte ich etwas falsches gesagt oder gefragt.

Kurz sah ich zu Boden. Dann sagte ich: ,,Ok, trotzdem Danke." Damit verschwand ich nach oben.

Doch oben wäre mir beinahe das Trommelfeld geplatzt. ~Mann Leon! Muss das sein?~, dachte ich und ich ging zu seinem Zimmer. Als ich die Tür aufmachte, musste ich mir die Ohren zuhalten. Leon bemerkte mich auch gar nicht, denn er hatte den Rücken zu mir gedreht und ich denke mal, das die Musik auch viel zu laut war. Schnell ging ich zu der Anlage und schaltete sie ab. Danach stöhnte ich kurz. Mein Bruder jedoch drehte sich wütend um, doch als er mich sah, verbesserte sich sein Gesichtsausdruck.

,,Hallo Schwesterherz. Was verschafft mir die Ehre?", gab er gespielt fröhlich von sich. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihm, aus seinem Bett. ,,Tu doch nicht so unschuldig. Nun sag schon, was haben Marlon und du schon wieder ausgefressen?" Der Blonde verdrehte bloß die Augen. ,,Komm schon, vor einigen Tagen hattet ihr euch doch auch schon wieder an gezickt. Am nächsten Tag war alles wieder in Ordnung, doch was ist jetzt schon wieder los?" Leon gab genervt zurück: ,,Marlon hat meinen Ball kaputt gemacht!" Das war alles? Ich verdrehte die Augen und stöhnte. Wie ein kleines Kind. ,,Warum kaufst du dir nicht einen neuen? Du hast doch genug Geld." ,,Ich will aber meinen Ball!", schnauzte er zurück. Oh, nein, jetzt ging das wieder los. Wie Dickköpfig konnte mann eigentlich sein? ,,Du bist doch nicht mehr im Kindergarten. Das könnt ihr auch friedlich klären." Darauf sagte er nichts mehr. Ich stand ohne ein Wort auf und ging mit einem ,,Dann nicht" raus und rüber in mein Zimmer. Sollten diese Kindergartenkinder doch machen was sie wollten.

Da ging diese schrecklich laute Musik wieder an. Papa und ich riefen im Chor: ,,Lass die Musik aus!" Es dauerte zum Glück nicht lange, bis die Ruhe endlich wieder eingekehrt war.

Ich warf mich auf mein Bett und schloss ein wenig die Augen. Diese Ruhe...Göttlich. Ich döste ein wenig vor mich hin, bis es plötzlich an meiner Tür klopfte. Ich setzte mich auf und rief: ,,Herein!" Die Tür öffnete sich knarrend und Raban kam in mein Zimmer. ,,Hä, wo kommst du denn her?" Der Angesprochene sah mich verdattert an. ,,Wir waren für jetzt verabredet. Ich sollte doch kommen." Ich sah auf meine Wanduhr. Tatsache! Es war schon 13:00 Uhr. ,,Und wie bist du rein gekommen?", fragte ich weiter. ,,Na, ich habe geklingelt. Dein Vater hatte mir aufgemacht."

Wie bitte, er hatte geklingelt? Warum hatte ich das dann nicht gehört? War ich wirklich so in Gedanken?

Raban fuchtelte mit seinen Armen vor meinem Gesicht. ,,Hallo, bist du noch da?" ,,Was denn?", fragte ich etwas verwirrt. Mein Freund hatte sich gerade neben mir gesetzt und wartete anscheinend auf eine Antwort. Kurz stöhnte er auf. ,,Was ist denn los mit dir und was hältst du da eigentlich die ganze Zeit in der Hand?" Ich sah zu meinen Händen und bemerkte, das ich das Goldstück wirklich noch fest in der Hand hielt. Ich öffnete sie und zeigte dem Rothaarigen mein Medaillon. ,,Das hatte mir Joachim vorhin gegeben. Das sind meine Eltern." Raban nahm mir das Schmuckstück aus der Hand und betrachtete es genauer. ,,Sie scheinen ganz nett gewesen zu sein. Und wenn ich mir deine Mutter so ansehe, wundere ich mich gar nicht, das du so schön bist.", sagte mein Freund und ich musste lächeln. Dieser Schleimer. Da nahm er das Bild meiner Mutter aus dem Medaillon.

,,Hey, Vorsicht! Mach es nicht kaputt. Das ist das Einzige, was ich von ihnen habe.", sagte ich schnell. ,,Keine Sorge, ich passe drauf auf." Ich starrte zur Decke und Raban drehte das Bild um. Hinten stand eine Jahreszahl drauf und bei dem Anblick, machte der Jungschauspieler ein ganz komisches Gesicht.

,,Was ist?", fragte ich vorsichtig, als ich den verdatterten Gesichtsausdruck sah. ,,Wie alt warst du nochmal, als deine Eltern gestorben waren?", fragte mich Raban in einem Ton, den ich nicht zuordnen konnte. ,,Ich war 4 Jahre alt.", antwortete ich etwas verwundert. ,,Dann ist das doch jetzt 9 Jahre her, oder?" Ich nickte. Was war denn daran so ungewöhnlich? ,,Aber nach dieser Jahreszahl hier, ist das Bild 5 Jahre alt. Es wurde also vor 5 Jahren gemacht." Ich sah ihn nun mit genau dem Blick an, den auch Raban vorhin hatte; total verwundert. ,,Zeig mal her.", sagte ich energisch und riss ihm das Bild aus den Händen. Ich musste zugeben, das er recht hatte!

,,Aber meine Eltern waren doch seit dem schon 4 Jahre tot. Wie kann das sein?" Mein Freund zuckte mit den Schultern. In meinem Leben öffnete sich nun ein Tor, mit unendlich vielen Fragen. Wie konnte das bloß sein?

Beziehungsstress und FamiliengeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt