Alles Vorbei

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,,Ronja, wir sind wieder da!", rief Joachim durch das Haus und legte seine Autoschlüssel auf die Kommode im Flur. Er rief umsonst, denn ich war ja nicht mehr da. Ich war auf dem Weg zu meinem Ende...

Leon ging in das Wohnzimmer und entdeckte den Zettel. Er las ihn und ihm stockte der Atem. Er konnte es nicht fassen was dort stand und las den Brief mindestens 3-mal. Aufgebracht rief er: ,,Papa, hol schnell das Auto! Ronja macht eine Riesen-Scheiße!" Er stürmte zu seinem Vater und drückte ihm die Zeilen an den Körper. Während sein Vater lass, zog er seine Schuhe an.

,,Nein, das kann nicht wahr sein!", flüsterte sein Vater geschockt. Nun nahm Marlon den Brief und auch er riss die Augen weit auf.

,,Worauf warten wir noch? Wir müssen ein Leben retten!", sagte er und zusammen liefen sie zum Auto. Den Zettel ließen sie auf den Boden gleiten, der die Zeilen enthielt:

,,Lieber Joachim,Leon und Marlon,

Wenn ihr diese Zeilen lest, werde ich bereits unterwegs sein. Unterwegs, zum Tod meines Lebens. Ich bin in der Welt total überflüssig. Ich mache alles kaputt und in den letzten Wochen habe ich einfach zu viel falsch gemacht. Ich habe nicht nur Raban verloren, sondern auch Jimi, den ich nur als Ausgleich benutzt hatte. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Meine ganze Welt ist zerstört und untergegangen. Ich habe niemanden mehr. Ich bin vollkommen allein. Ich zanke mich auch nur noch mit euch und außerdem hätte ich euch sowieso verlassen. Ich wäre zu meinem leiblichen Vater Luke gezogen. Dann hätte ich euch genauso im Stich gelassen, wie Jimi. Ich bin einfach nicht besser als Raban.

Es liegt nicht an euch. Bitte gebt euch nicht die Schuld daran. Es war meine Schuld. Ich kann einfach nicht mehr. Die Schmerzen sind einfach zu groß. Ich bin am Boden und komme einfach nicht mehr hoch. Meine Kraft ist fort, genauso wie Raban. Es ist einfach zu viel passiert. Bitte folgt mir nicht. Die Autos werden mein Schicksal besiegeln. Ich danke euch für die schöne Zeit die ihr mir gegeben habt und für euren Zusammenhalt. Ich freue mich, das ich so eine tolle Adoptivfamilie hatte. Dafür werde ich euch noch immer und ewig danken. Ich werde stets über euch wachen.

Vielen dank!

Ronja"

Joachim und meine Brüder rasten durch die ganze Stadt. Sie wussten nicht wo mein Schicksal passieren würde. Sie fuhren dort hin, wo am meisten Autos waren. Doch egal wo sie nachsahen, ich war nicht dort. Sie fieberten umher, bis Leon rief: ,,Was ist mit der Autobahn? Es gibt einen Teil, da ist eine Brücke. Sie könnte versuchen runter zuspringen." ,,Na dann los!", sagte Marlon und Joachim gab Gas. Sie fuhren schneller als erlaubt und düsten zu der Autobahn.

Ich hingegen ging gelassen. Ich ließ meine Gedanken über alles Mögliche kreisen. Über Raban, über Jimi, über meine Adoptivfamilie und über meinen leiblichen Vater. Würden sie mich vermissen? Wer wäre wirklich traurig? War überhaupt Jemand traurig? Suchten mich Joachim, Marlon und Leon überhaupt, oder dachten sie sich; wir kommen bestimmt zu spät? Vielleicht ließen sie es ja mit Absicht geschehen. Vielleicht waren sie ja froh darüber, das ich fort ging...

Nun war ich bei meinem Ziel angekommen. Ich war auf der Brücke, die gleich über mein Leben entschied.

Ich ging zum Geländer und dachte nochmal mein Leben durch. Wie es war, als meine Eltern gestorben waren, als ich ins Waisenhaus gekommen war und eine Nacht ausgebrochen war, um Hilfe zu holen. Wie meine Lehrerin heraus gefunden hatte, das meine Telefonnummer nicht existierte und Leon mir hinterher gelaufen war, als ich mich verstecken wollte.

Dann, wie sie mich adoptiert hatten und ich die wilden Kerle 4 drehte. Wie Raban in den Wald gelaufen war und wir uns verlaufen hatten. An den Wolf, der uns in eine Grube gejagt hatte und wir fast erfroren waren. Wie Raban sich fast wegen mir umgebracht hatte und wir dann schlussendlich doch zusammen gekommen waren. Dann die Kinotour von dem 4. Teil und der Dreh von DWK5 und deren Kinotour, wo ich mich immer mehr mit Raban auseinander gestritten hatte und Jimi näher gekommen war.

Dann die Schlaftabletten. Das ständige streiten mit meinen Brüdern und zum Schluss die Einsicht davon, das ich Jimi nur betrog...

Ich hatte viel erlebt. Die ganze Zeit, war alles perfekt gewesen, bis dann der Streit mit Raban kam. Und wegen was? Gar nichts.

Ich stellte meinen Fuß auf das Geländer und kletterte hoch. Ich hielt mich an den Stahlrohren fest und dann atmete ich noch einmal tief ein und aus. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Mein Herz pochte wie wild und mir wurde schlecht und schwindelig, als ich nach unten sah.

Ich sah nochmal zum Himmel hinauf. Dann seufzte ich und zum Schluss sprang ich...

Beziehungsstress und FamiliengeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt