Das Treffen

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Am nächsten Tag war mir etwas mulmig zumute. Immerhin musste ich eine mir nicht sehr bekannte Person treffen. Viel sagen tat ich auch nicht und das fiel meiner Familie auch beim Frühstück auf. Aber erst beim Mittagessen sprachen sie es an:

,,Hast du ein Schweigegelübde abgelegt oder was ist los? Ansonsten nervst du mir doch immer die Ohren voll.", sagte Leon und grinste. Ich streckte ihm nur genervt die Zunge raus und drehte mich weg. ,,Wie, kein Widerspruch?", machte Marlon weiter. Nun wurde ich sauer und sagte: ,,Jetzt hört endlich auf! Seit doch froh das ich nichts sage." Wütend stand ich auf und ging in mein Zimmer. In letzter Zeit nervten sie total!

,,Was ist denn mit der los?", fragte Leon in die Runde doch Marlon und Joachim zuckten mit den Schultern.

Ich legte mich auf mein Bett und wartete das die Zeit verging. Ich überlegte nochmal. Vielleicht war ich auch mit Schuld. Immerhin werde ich in letzter Zeit sehr schnell eingeschnappt und wütend.

Da kratzte es wieder an meiner Tür. Ich ließ Cookie in mein Zimmer und streichelte ihn. Zusammen legten wir uns auf mein Bett und ich kuschelte mich an ihn.

,,Ach Cookie. Irgendwie ist meine ganze Welt in letzter Zeit nur noch Chaos. Das kann doch nun wirklich alles wegen Raban sein, oder?" Mein Hund fiepte nur, als hätte er mich verstanden. Wer weiß? Vielleicht tat er es ja. Ich fühlte mich in seiner Nähe irgendwie sicher. So verträumt ich war, schlief ich neben meinen Hund ein, doch ich wusste nicht, dass ich ,,beobachtet" wurde.

Meine Zimmertür war nur angelehnt und Leon wunderte sich, das es so still war. Leise lugte er durch den Spalt. Als er das Bild, -was Cookie und ich darstellten- sah, musste er lächeln. Marlon kam auch gerade nach Oben und Leon sagte leise: ,,Marlon, komm. Das musst du sehen." Leise ging auch mein anderer Bruder zu der Tür und sah in mein Zimmer. Ihm huschte nun ebenfalls ein Lächeln durchs Gesicht. ,,Die Beiden sehen echt süß zusammen aus." Der Blonde nickte.

,,Komm, lass sie schlafen.", sagte Marlon und die Beiden gingen unbemerkt wieder weg. Marlon bemerkte aber, das Leon bedrückt war. Deshalb bat er seinen Bruder in sein Zimmer. ,,Was ist denn?", fragte der Unwissende, doch Marlon bat ihn einfach, sich auf das Bett zu setzen. Erst dann fing der Braunhaarige an zu reden: ,,Leon, ich merke das etwas nicht stimmt. Was ist los?" Sein Bruder seufze. ,,Manchmal kann dein gutes Gefühl für so etwas echt nerven.", sagte er und zwang sich ein Lächeln, was ihm aber sehr misslang. ,,Naja, es ist einfach das ich finde, das sich Ronja in letzter Zeit sehr komisch verhält. Sie tickt immer so schnell aus und sieht jeden Tag so fertig aus. Ich würde ihr so gerne helfen, aber ich wüsste nicht wie." Marlon nickte. ,,Es stimmt was du sagst. Mir ist das auch schon aufgefallen, aber hey. Geb ihr eine Chance. Immerhin ist die jetzige Zeit für sie nicht gerade einfach." ,,Du meinst wegen Raban?" Der Junge nickte. ,,Ja und ich glaube das wir ihr nicht gerade helfen, wenn wir die ganze Zeit auf sie herum hacken." Leon nickte bloß. ,,Ich denke, wir müssen ihr deutlich machen, das sie mit uns reden kann und wir immer für sie da sind.", sagte dann der Blonde und sein Bruder nickte. ,,Das übernehme ich dann." Dankbar sah der Junge den Braunhaarigen an.

Ich hingegen bemerkte davon nichts und schlief einfach mal aus, doch als ich aufwachte und auf die Uhr sah, durchfuhr mich ein Schock; Es war schon kurz nach 14:00 Uhr! Zum Café brauchte ich mindestens 20 Minuten. Hoffentlich wartete die alte Dame.

Blitzschnell sprang ich aus meinem Bett und kämmte mich schnell über. Ich rannte die Treppe nach Unten, doch bei der letzten Stufe knickte ich mit dem rechten Fuß um und fiel. Schmerzen durchfuhr meinen Fuß, doch ich ließ mich davon nicht unterkriegen. Ich stand schnell wieder auf und zog meine Sachen an. Ich merkte, wie mein Knöchel anschwoll.

Als ich raus wollte, stand Cookie vor der Tür. ,,Willst du etwa mit?", fragte ich ihn und wie auf Kommando bellte er. Ich nahm also die Leine und machte ihn fest. Schnell nahm ich mein Fahrrad und raste los. Mein Hund kam ohne Probleme hinterher. Er war das mitlaufen ja inzwischen gewohnt.

Ich hatte Glück, denn als ich ankam saß Elisabeth noch am Tisch und trank Kaffee. Ich schloss mein Fahrrad ab und sah auf die Uhr. Ich hatte gute 10 Minuten gebraucht, das war ein Rekord!

Sofort setzte ich mich auf einen freien Stuhl und band Cookie an der Lehne fest.

,,Hallo, Ronja.", begrüßte sie mich, als würde ich auf die Minute pünktlich sein. ,,Hallo Elisabeth. Tut mir leid das ich zu spät bin, aber ich bin eingeschlafen und viel zu spät aufgewacht." Die Frau lächelte nur und sagte: ,,Schon gut. Wen hast du denn da mitgebracht?" Dabei deutete sie auf meinen Hund. ,,Das ist mein Hund Cookie. Er begleitet mich eigentlich überall hin.", antwortete ich freundlich und strich ihm übers Fell. ,,Welche Rasse ist er denn?" ,,Schäferhund." Dann kam ich auf das eigentliche Thema zurück. ,,Aber wir sind ja eigentlich nicht hier um über meinen Hund zu reden. Wie mir scheint, wissen sie mehr über das Medaillon." Da wurde das Gesicht von Elisabeth wieder ernst. ,,Hast du es mit?", fragte sie mich und ich nickte. Vorsichtig nahm ich es von meinem Hals und legte es auf den Tisch. Sofort nahm die Dame das Goldstück in die Hand und klappte es auf. Dann sagte sie: ,,Wie schon gesagt ist das mein Sohn Luke mit seiner Freundin Greta. Wie heißt deine Mutter denn?" ,,Ela", antwortete ich knapp. Eine Weile herrschte Stille.

Irgendwann seufze die alte Dame und sagte: ,,Ela ist seine Ex-Freundin. Ela erwartete ein Kind, doch sie hat Luke vor der Geburt verlassen, wegen einem anderen. Er hieß Marc." ,,War es ein Sohn oder eine Tochter?", fragte ich weiter. Nun hatte Elisabeth mich neugierig gemacht. ,,Eine Tochter." ,,Wo ist Ela jetzt?", hackte ich weiter nach. Wenn es stimmte was ich vermutete, dann wäre Marc nur der Freund meiner Mutter gewesen, und nicht mein Vater. ,,Sie ist tot. Vor genau 9 Jahren hatte sie einen Unfall." ,,Was für einen?" Die Frau sah mich erst an, dann antwortete sie: ,,Einen Autounfall." Einen Moment lang dachte ich, mein Herz würde aussetzen. Es war wirklich so; mein Vater war nicht tot, nein. Er lebte und hieß Luke!

Ich ließ mich nach hinten fallen. ,,Was ist?", fragte Elisabeth. ,,Ich...ich...", versuchte ich, doch es war so, als würde ein Klos in meinem Hals stecken. Dann sah ich die Dame an und vollendete den Satz: ,,Ich bin deine Enkelin und Lukes Tochter." Nun schien auch Elisabeth das Herz stehen zu bleiben. Jetzt machte auch alles einen Sinn; mir kam der Name ,Luke' so fremd vor, weil ich noch nie meinen Vater kennen gelernt hatte und das Bild konnte vor 4 Jahren entstehen, da mein leiblicher Vater noch lebte! Ich kannte keine Greta, da es die neue Freundin meines verstorben gedachten Vaters war!

Da liefen Elisabeth plötzlich Tränen über die Wange und sagte: ,,Nach all den Jahren sehe ich dich und du bist so groß. Dabei haben alle gedacht du wärst tot. Und jetzt...ganz plötzlich sitzt du hier." Sie legte ihre Hand auf meine Wange und ich ließ es geschehen. Ich war wie gelähmt, so geschockt war ich. Ich schluckte schwer. Dann fragte mich meine jetzige Oma: ,,Wo bist du gewesen?" ,,Ich wurde ins Waisenhaus gesteckt, doch dort fühlte ich mich nicht wohl, da alle Kinder geschlagen wurden." So begann ich von meinem Leben, nach dem Tod meiner Mutter, zu erzählen. Alles erzählte ich ihr und sie hörte mir aufmerksam zu. Als ich fertig war, drückte sie mich an sich. Erst war es komisch, da ich sie vor ungefähr einer halben Stunde noch nicht mal kannte, aber dann wurde mir auch bewusst, was das hieß; ich hatte einen Vater und den, ja den würde ich nun bald kennen lernen wollen!

Beziehungsstress und FamiliengeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt