Ein halbwegs normaler Tag

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Die nächsten Tage verstrichen schell und so dauerte es auch nicht lange, bis es wieder Wochenende war. Ich hatte mich mehr mit meinem Medaillon beschäftigt und es immer wieder angesehen. Mir fiel immer ins Auge, dass meine Mutter mir nicht sehr ähnelte, genauso wie mein Vater. Da fiel mir ein, dass Raban bis jetzt nur das Bild meiner Mutter raus genommen hatte. Vielleicht stand ja auch etwas bei meinem Vater drauf!

Schnell aber vorsichtig nahm ich das Bild raus und drehte es um. ,,Mit Greta am Karlsplatz Stachus", stand dort. Karlsplatz Stachus, das ist ein Platz in der Innenstadt Münchens. Leider stand hier kein Datum drauf.

Mir fiel wieder der Name ,Greta' ins Auge. Ich kannte keine Greta. Meine Mutter hieß Ela. Wenn das dann aber nicht meine Mutter war, wer war das dann? Ich muss das doch irgendwie heraus bekommen!

Ich ging aus meinem Zimmer und lief nach Unten. Dort suchte ich im Wohnzimmer nach Papa, doch ausnahmsweise sah er kein Fern. Komisch. Ich ging in die Küche, wo ich aber nur auf Marlon traf.

,,Marlon, weißt du wo Papa ist?", fragte ich meinen Bruder. Er nickte. ,,Ja, der ist mit Leon zum Arzt." Oh, nein, was hatte er diesmal angestellt?

Der Braunhaarige sah meinen Blick und grinste. ,,Um den Verband abmachen zu lassen." Ich lächelte und ging wieder. Da sah ich, das Cookie vor der Tür saß. ,,Na mein Kleiner. Möchtest du raus?" Wie auf Kommando bellte er. Ich zog mir meine Sachen an und ging mit Cookie spazieren.

Ich ging durch ganz Grünwald, bis ich zur schönen Wiese kam. Erinnerungen kamen wieder, denn das war die Wiese, wo Raban mich hingeführt hatte und wir dann zusammen gekommen sind. Nun war diese Landschaft weiß und mann sah ein paar Pfoten Abdrücke von den Waldtieren.

Mein Hund zog an der Leine und ich wusste, das er sich endlich mal austoben wollte. Da ich wusste, das er brav war und gehorchte, gewährte ich ihm den Wunsch und machte ihn von der Leine los. Sofort lief der Hund los und fegte über das schneebedeckte Gras. Manchmal blieb er stehen und wälzte sich im Schnee, was sehr lustig aussah. Bald hatte ich dann keinen Braun-Schwarzen Hund mehr, sondern einen weißen.

Plötzlich knallte es. Wahrscheinlich wurde grade nur irgendwo etwas aufgeladen, doch Cookie erschrak so sehr, das er weg lief.

,,Cookie, bleib stehen! Komm her mein Junge!", rief ich, doch er hörte nicht. Sonst gehorchte er doch immer.

Schnell rannte ich ihm hinterher. Es fiel mehr schwer, denn der Schnee lag hoch. Ich folgte der Spur, die mein Hund im Schnee hinterlassen hatte. Sie führte mich in den Wald und irgendwann kam ich dann an der vertrauten Hauptstraße an.

Panisch sah ich mich um. Wo könnte er hin gelaufen sein?

Da hörte ich jemand Fluchen. Es kam von Rechts, und als ich den Weg weiter nach Oben folgte, sah ich Raban unter seinem Fahrrad liegen. Es half nichts, ich musste ihn fragen.

Schnell ging ich zu ihm und als ich bei ihm war, sagte er: ,,Guck nicht so blöd und hilf mir lieber!" ,,Sag du mir erst, was du hier machst.", gab ich zurück. ,,Nen Mittagsschlaf weißte! Dein blöder Hund ist mir in die Quere gekommen und hat mich vom Fahrrad gerissen.", sagte der Junge giftig und innerlich musste ich lachen.

~Guter Hund. Das hat dieser Mistkerl verdient!~, dachte ich und hatte Raban schon total wieder vergessen, doch als ich wieder in die Realität zurück kam, fuhr der inzwischen fast Braunhaarige schon weg.

War mir auch egal, ich hatte ganz andere Sorgen. Schnell lief ich den Weg weiter runter. Nach einiger Zeit bemerkte ich, das ich schon fast zu Hause war. Vielleicht hatte Cookie den Weg nach Hause eingeschlagen. Sofort wurde ich schneller, aber so schnell rutschte ich auch aus. So ein Dreck! Warum immer ich?

Sofort rappelte ich mich wieder auf und ging über die Straße. Vor der Haustür wartete mein Hund auch schon Schwanzwedelnd auf mich.

,,Du hast vielleicht Nerven Hund.", sagte ich zu ihm und ging rein. Drinnen schüttelte sich mein Hund und als ich mich ausgezogen hatte, holte ich ein Duschhandtuch und wickelte Cookie ein. Als er trocken war, legte er sich ins Körbchen.

Ich ging ins Wohnzimmer, wo der Rest der Familie saß. Papa war mit Leon also wieder zurück. Ich setzte mich neben Leon auf das Sofa und starrte auf den Fernsehr. Es kam langweiliges Fußball. Mich würde es nur interessieren, wenn FC Bayern spielen würde, aber das taten sie nicht.

Als es mir dann irgendwann zu still war, fragte ich: ,,Papa, wann gehen wir das nächste Mal nach München?" Mein Vater sah mich erst verdutzt an, antwortete aber dann: ,,Heute Nachmittag, um mal einen größeren Einkaufsbummel zu machen. Wieso?" Bevor ich etwas sagen konnte, stöhnten meine Brüder auf. Sie hassten es nämlich Einkaufen zu gehen, außer vielleicht Marlon. Aber wenn Papa von einem ,größeren Einkaufsbummel' sprach, hieß es Klamotten kaufen und das mochten sie Beide nicht. Ich hingegen liebte es und gerade jetzt brauchte ich neue Sachen.

Dann antwortete ich: ,,Ach, nur so." Mit diesen Worten stand ich dann auf und verschwand aus dem Zimmer. Ich ging nach Oben in meins und nahm das Goldstück nochmal mehr unter die Lupe.

Viel konnte ich nicht erkennen, als ich sonst schon gesehen hatte.

Eine Stunde starrte ich es an, bis Papa von unten rief: ,,Wir wollen los!" Schnell hing ich mir das Medaillon um und ging nach Unten. Ich zog meine grauen Winterstiefel und schwarze Winterjacke an. Dann gingen wir ins Auto und fuhren nach München. Die Fahrt würde eine halbe Stunde dauern, also schrieb ich meinem neuen Freund:

,,Hey Jimi.

Was machst du gerade?

:-*

Ronja"

Es dauerte nicht mal eine Minute, bis die Antwort kam:

,,Hay Süße;)

Nichts Besonderes, und du?

Lieb dich :-*

Jimi"

,,Ich fahre gerade nach München. Mein Vater möchte mit meinen Brüdern und mir einen Einkaufsbummel machen. Ich weiß aber noch nicht, wann ich wieder zurück bin. Werde in der nächsten Zeit auch nicht mehr antworten, denn wir sind gleich da. Bis später!",

schrieb ich zurück und steckte das Handy weg.

,,Mit wem hast du geschrieben?", fragte Leon neugierig. ,,Jimi", war meine knappe Antwort. ,,Wieso?", nervte mein Bruder weiter. Meine Familie wusste noch nicht, das ich mit Jimi zusammen war und die ständige Ausfragerei von Leon ging mir auf'n Keks!

,,Nur so.", gab ich deshalb genervt zurück. Da das Auto hielt, stieg ich ohne ein weiteres Wort aus.

Hier waren wir nun. In München. Ich sah mich um. Es war ungewohnt so viele Leute auf einmal zu sehen, da in Grünwald meist nichts los war.

Wir gingen die Einkaufsstraße entlang und überall gab es etwas anderes zu sehen. Ich fühlte mich so, als wäre ich das Erste mal hier.

Irgendwann gingen wir dann in einen Laden. Hier wollten wir für meine Brüder etwas suchen. Am meisten brauchten sie Hosen und Pullover. Da es ein Herrenladen war, brauchte ich mich gar nicht erst umgucken. Ich guckte eher für Leon und Marlon mit und schlug etwas vor, doch meist neigten sie das ab.

Auf einmal sah ich jemanden vertrauten in den Laden kommen...

Beziehungsstress und FamiliengeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt