Showdown

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Nach dem ersten Dutzend Leichen, das seinen Weg säumte, stockte Thor. Seine Freunde taten es ihm gleich. Sie verhielten mitten in der Bewegung und schauten um sich – doch wohin sie auch blickten, starrten ihnen nur ruhige, teilnahmslose Krieger entgegen.

Helas Soldaten wehrten sich immer noch nicht!

Sie liessen sich einfach abschlachten, hielten still wie Schafe und gaben noch nicht einmal einen Laut von sich, wenn sie fielen.

«Was ist hier los?» hauchte Lady Sif atemlos.

«Was auch immer es ist: wir können doch keine Wehrlosen niedermachen.» meinte Iron Man aufgewühlt. So sehr er diese unheimlichen Kämpfer auch verabscheute... Wenn sie einfach dastanden und sich niedermetzeln liessen, konnte er unmöglich weiterhin seine Hand gegen sie erheben.

Ein wilder Wutschrei und mehrere Messer, die durch die Luft flogen und einige von Asgard verbliebenen Kriegern augenblicklich töteten, hinderten Thor an einer Antwort. Hela war heran! Und sie zauberte mit einer solchen Geschwindigkeit immer neue Waffen aus ihrem Umhang, dass die überraschten Asgardianer kaum mitbekamen, was geschah.

Thor stellte sich ihr sofort entgegen. Er liess einige seiner stärksten Blitze auf die Frau niederfahren... Doch Hela zuckte nicht einmal gross zusammen.

«Ist das alles, was du kannst?» höhnte sie und tötete fünf weitere Krieger. Fast hätte es auch Fandral erwischt... Mit einem raschen Sprung zur Seite konnte er sich gerade noch in Sicherheit bringen.

Hela funkelte Thor an und sagte: «Ich kümmere mich gleich um dich, Bruderherz. Doch zuerst mal zu euch!» Ihr Kopf fuhr herum in Richtung ihrer teilnahmslosen Soldaten. «Was ist in euch gefahren, ihr Schlappschwänze? Unter welchem Bann steht ihr? Ich befehle euch, augenblicklich aufzuwachen und zu kämpfen!»

Als keine Reaktion erfolgte, konnte es sich Tony Stark nicht verkneifen, zu sagen: «Vielleicht musst du lauter rufen... Eventuell haben sie alle Tomaten in den Ohren!»

«Sieh an, der Erdenwurm!» Die Göttin des Todes wirbelte herum und fixierte Stark aus zusammengekniffenen Augen. Fast automatisch warf sie ein Messer nach ihm... Welches natürlich an seinem Anzug abprallte. Sie stiess einen Fluch aus und zischte: «Sei's drum, um dich kümmere ich mich später!»

«Kann's kaum erwarten!» gab Tony ironisch zurück.

Das kurze Wortgeplänkel hatte Thor die Möglichkeit verliehen, zu seinem Vater hinüber zu hasten. Gemeinsam vereinten sie nun ihre Kräfte und griffen an. Bei der geballten Ladung an Blitzen und reiner Energie, die nun folgte, war sich Iron Man sicher, dass Hela zu Boden gehen würde. Das musste jeden umhauen!

Leider sah er sich getäuscht: Hela geriet zwar tatsächlich ein wenig ins Stolpern, doch sie fing sich wieder auf und schritt dann gelassen und mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen auf ihren Vater und ihren Bruder zu.

«Meine Familie!» versetzte sie sarkastisch und breitete die Hände aus. «Kommt in meine Arme!»

«Hela...» Odin, der merkte, dass Thor erneut angreifen wollte, hinderte ihn mit einer raschen Bewegung daran. Es war sinnlos, das war jetzt definitiv klar geworden. «Du bist doch hier, weil du dich an mir rächen willst. Ich liefere mich dir aus, wenn du versprichst, die Überlebenden zu verschonen.»

«Vater, nein!» schrie Thor, aber Odin bedeutete ihm mit einer herrischen Geste, still zu sein.

«Wie rührend.» Hela blieb überrascht stehen und stemmte die Hände in die Seite. «Hat vielleicht jemand ein Taschentuch? Ich fange gleich an zu weinen!»

«Ich meine es ernst, Tochter.» Odin zitterte leicht, doch seine Stimme klang fest. «Mach mit mir, was du willst, doch lass mein Volk am Leben. Alle, die noch hier sind.»

«Mein Lieber Vater...» Die Frau dehnte das Wort. «Ich werde in jedem Fall mit dir tun, was mir beliebt! Ob du dich nun freiwillig auslieferst oder nicht.» Im letzten Satz schwang eine klare, unverhüllte Drohung mit.

'Loki, wo sind sie?' zuckte es durch Starks Gehirn. 'Wir brauchen sie... Jetzt! Bitte, beeilen sie sich! Wir halten hier nicht mehr lange durch.'

Wie auf Kommando wurde hinter ihnen plötzlich das laute Brüllen des Wolfes hörbar.

Iron Man, der natürlich keine Ahnung hatte, dass Loki in diesem Tier steckte, intensivierte seine verzweifelten Gedanken. So verrückt es auch war, er hatte auf einmal die leise Hoffnung, dass er den Magier vielleicht genau so erreichen konnte wie dieser ihn. Darum wiederholte er seine Bitte, immer wieder...

...bis er auf einmal eine Antwort hörte!

'Beruhigen sie sich, Stark. Ich bin ja hier!'

Tony zuckte zusammen und drehte instinktiv den Kopf suchend in alle Richtungen. Loki war hier... Aber wo denn? Ausser den restlichen Asgardianern, Helas Heer, ihr selbst und diesem riesigen Ungetüm von Wolf sah er niemanden!

Der Wolf...

Hela ging jetzt zu ihm hin und meinte freudig: «Fenrir, mein Liebling, hast du dich schon fast satt gegessen unterwegs? Ich hoffe, du findest doch noch ein wenig Platz in deinem Magen... Es wartet hier noch das eine oder andere besondere Häppchen auf dich!»

Odin, Thor, die Grossen Drei und alle anderen Asgardianer schienen bei diesen Worten zu Eis zu erstarren. Ihre Blicke richteten sich auf das Ungeheuer, gegen das sie machtlos waren.

Auch Tony starrte den Wolf in atemlosem Schrecken an.

Doch dann fragte er sich plötzlich, ob ihn seine Sinne narrten...

Hatte ihm das Tier etwa gerade zugeblinzelt?

Loki: Versklavt!Where stories live. Discover now