Was zum Kuckuck sollte er nun mit Loki anstellen?
Vieles ging Tony in diesen Minuten durch den Kopf, und so sehr er auch versuchte, sich nicht von seinen widersprüchlichen Gefühlen beherrschen zu lassen – es gelang ihm nicht. Erinnerungen an Lokis letzten Besuch auf der Erde tauchten in seinem Kopf auf, die Szene aus Stuttgart, wo er der verängstigten Menschenmenge befohlen hatte, auf die Knie zu fallen. Das triumphierende Lächeln von ihm, als sie gehorcht hatten, zitternd vor Angst...
Selbstverliebtes elendes Scheusal!
Die Idee, die in ihm reifte, war einfach zu verlockend. Er wollte sie zwar erst von sich schieben, aber es gelang ihm nicht. Heisser Zorn, gepaart mit einer fast überragenden Schadenfreude überfiel ihn auf einmal, und ehe er recht merkte, was er tat, hörte er sich schon sagen: «Du bist jetzt also mein Sklave... Nun gut, ich weiss zwar noch nicht genau, wie deine Pflichten aussehen werden. Aber für den Anfang reicht es, wenn du vor mir auf die Knie fällst.»
Erstmals hob Loki flüchtig den Kopf und starrte ihn an. Es reichte, um zu erkennen, dass sein ohnehin schon sehr blasses Gesicht noch bleicher war und ausserdem extrem müde aussah. Auch die dunklen Ringe unter den Augen nahm Tony deutlich war. Offensichtlich ging es dem noblen Herrn da vor ihm nicht allzu gut. 'Geschieht ihm Recht,' dachte er und wollte es eigentlich auch so meinen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm ein kurzer Stich durchs Herz fuhr.
Loki rührte sich nicht, und Tony hob den Stab, den man ihm gegeben hatte, und wog ihn in den Händen. «Wie war das gleich nochmal?» murmelte er vor sich hin. «An der Spitze drehen..?»
«Schon gut,» kam die leise Antwort, und dann nahm Tony aus dem Augenwinkel heraus wahr, wie sein Gegenüber langsam zu Boden sank. Einen Moment lang glaubte er, zu träumen. Hatte Loki tatsächlich soeben getan, was er ihm befohlen hatte? Und das nur, weil er den Stab hervorgenommen und ihm damit gedroht hatte, ihn einzusetzen?
Das bedeutete dann wohl, dass das Ding genauso funktionierte, wie der Asgardianer ihm erzählt hatte! Denn andernfalls wäre es Loki sicher nicht im Traum eingefallen, vor ihm, Tony Stark, einem gewöhnlichen Sterblichen, auf die Knie zu fallen...
Stark wurde es heiss und kalt. Er merkte, dass die Hand, in der er den Stab hielt, zu zittern begann. Zum Glück hielt Loki den Kopf wieder gesenkt, sodass er das nicht mitbekam.Aber Lokis überraschende Gefügigkeit war nur die eine Seite des Schocks, den Tony soeben erlebte. Die andere Seite war seine Stimme gewesen. Auch wenn er nur zwei Worte gesprochen hatte, war es Tony so vorgekommen, als bringe der Mann kaum die Kraft zum Sprechen auf. Und seine Stimme hatte uralt geklungen – so, als würde sie aus einem Grab kommen...
Stark musste sich zwingen, daran zu denken, wer Loki war und was er getan hatte. Er bemühte sich, die Bilder aus Stuttgart und vor allem aus New York wieder aus dem Gedächtnis zu holen. Bilder von Tod, Zerstörung, Angst, Verzweiflung... und das alles verursacht von dem Mann, der nun vor ihm am Boden lag. 'Kein Mitleid!' sagte sich Tony energisch, 'fang bloss nicht an, mit dem Mistkerl Mitleid zu haben!'
«Stark?» Tony war so in seine Gedanken versunken, dass er einen Moment brauchte, um zu realisieren, dass Loki sprach. «Ich bin sicher, dass es riesigen Spass macht, mich so zu sehen, aber...» Er stockte, biss sich auf die Lippen. «Haben sie noch was anderes mit mir vor, oder soll ich es mir am Boden gemütlich machen?»
Tony starrte ihn an, neigte sich ein wenig zu ihm hinunter und starrte weiter. Loki hob das Gesicht, blickte ihm aber nicht in die Augen. Die Worte hätte man als Spott abtun können... Wenn sie nicht so absolut kraft- und tonlos geklungen hätten. So vollkommen resigniert.
Stark bemühte sich, resolut zu bleiben. "Ich möchte nur wissen, wie du dich jetzt fühlst. Jetzt, wo du derjenige bist, der im Staub liegt - und nicht wir Menschen. Na, sag schon: wie ist das so?"
Loki schloss die Augen. "Lustig natürlich, was sonst..." Wieder diese absolut kraftlose Stimme ohne auch nur einen Hauch von Spott darin.
Tony zwang seine jäh aufflammende Betroffenheit nieder und verschränkte die Arme über der Brust. "Ja, das kann ich mir vorstellen." Seine Augen verengten sich. "Eigentlich bist du ziemlich frech, wenn man's genau nimmt."
Der Mann am Boden zuckte noch nicht einmal zusammen. "Wenn sie das denken, wissen sie ja, wie sie mich bestrafen können..."
"Das werde ich, wenn du mir weiterhin solche Antworten gibst." Als Loki nun doch ganz leicht zu zittern begann, schlich sich ein grimmiges Lächeln um Starks Mund. "Aber für den Moment habe ich genug von dir. Mein Roboter wird dich jetzt in deine Räumlichkeiten bringen. Und versuch ja keine Tricks: du würdest es bereuen, glaub mir."
Er schnippte mit dem Finger, und ein Roboter auf Rädern rollte herein. Loki erhob sich langsam und musterte Tony trübe. "Hast du mich verstanden?" fragte dieser hart. Loki nickte erschöpft. "Ja, natürlich - nur zu gut."
Als er draussen war, starrte Tony Stark noch lange auf den Punkt, an dem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
YOU ARE READING
Loki: Versklavt!
FanfictionLoki landet nach den Ereignissen von Avengers bei Tony Stark - als Sklave. Die perfekte Gelegenheit zur Rache... oder? Wenn ihr die story mögt, hier sind noch andere von mir: https://www.wattpad.com/story/192582509-loki-the-dark-prince-der-dunkle-pr...