Ende gut...

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Loki hätte nicht genau zu sagen gewusst, warum er noch in Asgard blieb. Er erwartete nicht im Mindesten, dass irgendjemand nach ihm suchen würde – oder wenn, dann garantiert nicht, um ihm für seine Hilfe zu danken! So gesehen war es also schlicht verrückt, hier zu bleiben.

Trotzdem konnte er sich nicht dazu überwinden, das Reich zu verlassen. Wenigstens wollte er noch ein paar Tage warten. Sollten ihn bis dahin alle in Ruhe gelassen haben, würde er das als Zeichen werten, dass man nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn er sich vom Acker machte.

Aus diesem Grund unternahm er auch nichts dagegen, dass Heimdall ihn sehen konnte. Wenn Thor ihn mit Gewalt zurückholen wollte, sollte er sein Vergnügen haben... Er würde ihm ja auf Dauer eh nicht entwischen können!

Es war kühl in den Bergen, in die er sich zurück gezogen hatte. Aber da Kälte Loki noch nie etwas ausgemacht hatte, war die Temperatur für ihn genau richtig. Ausserdem sorgte die Schönheit der Bergwelt um ihn herum dafür, dass er wieder ein wenig zur Ruhe kam.

Er bemerkte die beiden Gestalten, die an diesem Morgen auf ihn zuflogen, sofort: ein wehend roter Umhang und ein Mann, von Kopf bis Fuss in Eisen gehüllt. Thor und Iron Man. Loki konnte nicht verhindern, dass ihm nun doch etwas mulmig wurde. Kam sein Bruder her, um ihn als Gefangenen vor Odins Thron zu schleppen?

Er atmete tief durch, versuchte ruhig zu bleiben und wartete ab.

Als die beiden gelandet waren, sprach Tony Stark als erster. Wie es seiner Art entsprach, versuchte er es zunächst mit einem lockeren Spruch: «Du meine Güte, Loki... Hätten sie sich nicht ein wärmeres Plätzchen aussuchen können?»

«Ist doch hübsch hier!» gab der Angesprochene mit einem feinen Lächeln zurück. Es verschwand jedoch gleich wieder, als er zu Thor hinübersah.

«Warum sind sie einfach abgehauen?» frage Stark weiter – hauptsächlich deshalb, um die Anspannung in sich los zu werden.

Lokis Grinsen kehrte zurück. «Ich war mir sicher, dass ihr bei der Siegesfeier auf meine Anwesenheit verzichten könnt.»

«Es gab... noch keine Siegesfeier.» liess sich Thor erstmals vernehmen. Seine Stimme klang seltsam rau. Nach einem Räuspern fuhr er fort: «Loki, wir sind hier, um dich...» Er brach ab, weil er nicht wusste, wie er das jetzt so formulieren sollte, dass sein Bruder ihm auch abkaufte, dass er es ernst meinte.

«...in Ketten zurückzubringen?» half ihm der Magier weiter. Das ironische Lächeln auf seinem Gesicht strafte den ernsten, traurigen Blick aus seinen Augen jedoch Lügen.

«Wie bitte?» Thor glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Sein Mund klaffte auf, und er starrte Loki an, als hätte dieser den Verstand verloren.

Stark hingegen war sichtlich betroffen. «Loki, um Himmels Willen... Sie haben ganz Asgard gerettet! Wie können sie da glauben, dass wir hier sind, um sie gefangen zu nehmen?»

Der Magier zuckte scheinbar gleichgültig die Schultern. «So aus reiner Gewohnheit, würde ich sagen.»

«Bruder!» Thor fand endlich seine Sprache wieder. Auf einmal begriff er – begriff er alles. Und ihm war, als würde sich sein Magen verknoten.

Loki hatte sie alle vor dem sicheren Tod bewahrt, und trotzdem war er der Ansicht, dass dies nicht zählte. Nicht bei ihm. Und so sehr der Donnergott ihn im ersten Moment auch am liebsten kräftig durchgeschüttelt hätte... Er wusste auf einmal ganz genau, warum Loki so dachte. Ja, gar nicht anders denken konnte.

«Wir sind hier, weil wir dich bitten wollen, bei der Siegesfeier, die du vorhin angesprochen hast, dabei zu sein. Als Ehrengast. Als unser aller Retter! Ich bitte dich darum, uns zu begleiten. Unser Vater bittet dich darum.» Thor sprach schnell und abgehakt. «Er... hat mir ans Herz gelegt, dich inständig zu ersuchen, an unserer Seite an dieser Feier teilzunehmen. Er... er würde sich sehr darüber freuen... sich geehrt fühlen...»

Loki: Versklavt!Where stories live. Discover now