Kapitel 6

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Kapitel 6:

Wie sich herausstellte wurden Dalia und ich komplett von dem König ausgestattet. Ob er sich damit unsere Loyalität erkaufen wollte oder einfach nur was Gutes für sein Gewissen tun wollte, konnte ich nicht sagen.

Fakt war allerdings, dass ich mich auf keinen Fall beschweren würde.

Das erste Mal seit langem besaß ich eigene Kleidung, die nur mir gehörte.

Zu der Kleidung bekamen wir abends sogar echtes, sauberes Essen, welches Dalia und ich sofort verschlangen.

Danach übergaben wir uns, da wir es nicht gewohnt waren so viel zu essen und vor allem mal genießbares Essen.

Anscheinend hatten sich unsere Mägen doch ein wenig an das Essen von Miss Evada gewöhnt.

Von unserer Herrin bekamen wir bis zum nächsten Morgen nichts mehr mit.

Am nächsten Morgen bekamen wir wieder Essen auf unser Zimmer und der Ritter starrte etwas zu lange Dalia an.

Ich konnte es ihm nicht verübeln. Sie war wirklich ein wunderschönes Mädchen. Wäre da nicht ihr Makel, hätte sie es in Adarlan sicherlich weit bringen können. Wer wusste schon, was ihre Eltern vom Beruf waren? Vielleicht waren sie adelige Leute, die sich nur die Schande eines stummen Kindes nicht geben wollten?

Dalia ignorierte jedenfalls meine Frage nach ihren Eltern.

Nachdem wir aufgegessen hatten und uns gewaschen hatten, klopfte es an unserer Tür. Jedes Mal zuckten wir zusammen, da sonst nie jemand geklopft hatte.

Der Ritter, der uns schon beide Male das Essen gebracht hatte, stand im Rahmen und bedeutete uns ihm zu folgen.

Brav taten wir es und fanden uns kurz darauf in einem Zimmer wieder, das sehr stark nach der Krankenstation des Schlosses aussah.

Zwei Frauen saßen in dem Raum. Die jüngere war über einer Schüssel gebeugt und arbeitete konzentriert an etwas, was ich nicht erkennen konnte, da ihre hellbraunen Locken die Sicht auf den Inhalt der Schüssel versperrten.

Die ältere Frau hatte die selben braunen Locken, wobei ihre in dem Feuerschein golden glänzten. Ihre Haut hatte ebenfalls einen leichten goldenen Schimmer. Alles an ihr schien zu strahlen.

„Lady Westfall," begrüßte der Ritter sie und verbeugte sich kurz vor ihr.

Ich tat es ihm schnell nach. Vor mir saß die Ehefrau von Lord Chaol Westfall und musterte uns aus ebenfalls braun-goldenen Augen. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie dem Ritter zunickte. „Hallo Njal." Selbst ihre Stimme klang wie goldenes Licht. „Ist sie das?" Ihr Blick lag nun nicht mehr länger auf uns beiden, sondern nur noch auf Dalia, die sich sichtlich unwohl fühlte, was Lady Westfall auch zu bemerken schien, denn sie winkte Dalia zu sich.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Mein Name ist Yrene Westfall. Und deiner?" sie nahm Dalias blasse Hände in ihre.

„Dalia," antwortete ich für sie, da sie nicht sprechen konnte.

Lady Westfalls Augen fixierten nun mich und es kam mir so vor, als ob sie bis auf meine Seele schauen konnte.

„Und wie ist deiner?" fragte sie nun und schenkte mir ebenfalls ein Lächeln.

„Ayla Caru," antwortete ich und knickste noch einmal, was mir ein Lachen von der jungen Frau einbrachte, die bei genauem betrachten gerade mal achtzehn oder neunzehn sein könnte.

„Lia Josefin Westfall!" donnerte Yrene Westfall und das Mädchen zuckte unmerklich zusammen. „Es wird niemand ausgelacht, der eine respektvolle Geste vollzieht, weil derjenige nicht weiß, dass wir da keinen Wert drauflegen. Also entschuldige dich gefälligst bei Ayla."

Throne of Glass- Dienerin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt