Kapitel 34

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KIAN:

Vor über einer Woche hatte der Prinz von Terrasen das letzte Mal mit Ayla Caru gesprochen. Vor über einer Woche hat er die Bombe platzen lassen, dass sie ein Valg war. Vor über einer Woche hatte er Ayla Caru in seinen Armen halten dürfen.

„Kannst du nicht mal einen Tag dein mürrisches Gesicht ablegen?" Kian funkelte seine ältere Schwester nur noch wütender und mürrischer an. Jara hatte gut reden. Sie war die perfekte Tochter für seine Eltern. Das Kind, welches jeder erwartet hatte, nachdem die Schwangerschaft bekannt gegeben wurde.

Jara war wunderschön, klug, geschickt mit Schwert und ihren Fäusten und das vielleicht wichtigste: sie hatte magische Fähigkeiten.
Kian hingegen...Er sah nicht minder gut aus und war vermutlich ähnlich intelligent aber er hatte keinerlei magische Fähigkeiten. Ab und zu erhitzte sich sein Körper von selbst und wenn er sich wirklich anstrengte und stundenlange Kopfschmerzen in Kauf nahm, konnte er auch eine Tasse Tee erhitzen. Er konnte allerdings kein Feuer entstehen lassen oder Wind herbeirufen, so wie seine Eltern und seine Geschwister.
Als Kind hatte es ihn mehr genervt, als heute. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden, dass er nicht das perfekte Kind war und es vermutlich niemals sein würde.

Jara seufzte leise und verdrehte die Augen.

Wieso nochmal hatte er geglaubt es sei eine gute Idee sich zu seiner Schwester zu setzen, um die Bücher durchzuwälzen, die seine Mutter ihm als Hausaufgabe gegeben hatte? Achja, weil es in seinem Zimmer immer noch nach Ayla roch und Jara normalerweise etwas beruhigendes ausstrahlte. Jetzt nervte ihn das aber nur noch. Also schlug er das Buch zu und erhob sich.

„Ich bin weg." Informierte er Jara, die nur die Hand zum Abschied hob. Sie studierte mal wieder die alte Sprache der Fae. Rowan hatte ihr versprochen ein Tattoo zu stechen, wenn sie die Sprache beherrschte.

Auf dem Flur war es genauso leer, wie in seinem Inneren. Seit Tagen spürte er nichts mehr. Es war, als ob sein Körper unter meterhohem Schnee begraben lag. Er kannte das Gefühl sehr gut, denn als er noch jünger gewesen war, wurde er tatsächlich mal von Schnee begraben. Seine Eltern hatten gedacht, dass eine Extremsituation ihn dazu veranlassen würde, seine magischen Fähigkeiten einzusetzen. Als ob Kian sie nur aus purem Trotz nie eingesetzt hatte.
Seit dem Tag, an dem er seine ersten Schritte gemacht hatte und stark genug war, um ein kleines Schwert zu halten, wurde er von seinen Eltern trainiert. Bis zu seinem Tod hat auch Aedion viel Zeit in das Training von Kian gesteckt, damit er eines Tages ein genauso guter Krieger wurde, wie seine Eltern.

An den Wänden ihres privaten Flures hingen unzählige Bilder von seiner Familie. Normalerweise schenkte Kian diesen kaum Beachtung, da er sie seit siebzehn Jahren anschaute und sie in- und auswendig konnte. Würde man ihm die Augen verbinden, könnte er jedes einzelne Bild aufzählen und bis ins kleinste Detail beschreiben.
Bald würde ein neues Bild hinzugefügt werden. Aelin ließ jedes Jahr zur Wintersonnenwende ein neues Familienporträt anfertigen. Kian hatte keine Lust darauf ein paar Stunden lächelnd neben seiner Familie zu stehen und darauf zu warten, dass die Künstlerin fertig wurde. Ihm war so gar nicht nach Lächeln zu mute aber bereits morgen war die Wintersonnenwende.

Morgens wurde das Porträt angefertigt und abends gab es ein rauschendes Fest. Kian war die letzten Jahre immer nur für ein paar Stunden dortgeblieben und hatte das Fest die letzten zwei Jahre nie alleine verlassen. Den armen Mädchen hatte er danach nie wieder eines Blickes gewürdigt und dennoch standen sie bei ihm Schlange.

Er war ein Arschloch und das wusste er auch aber aus irgendeinem Grund standen die Mädchen auf diesen Typen. Er hatte es nie verstanden und mittlerweile war es ihm auch egal.

Als er angefangen hatte mit Frauen zu schlafen, ging ihm das Schicksal dieser Frauen noch zu Herzen. Soweit es in seinem Zustand überhaupt möglich war, denn Kian hatte früh gelernt nichts und niemanden zu nah an einen heranzulassen.

Throne of Glass- Dienerin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt