Kapitel 35

399 19 4
                                    

NJAL:

„Kann ich mit dir reden?"
„Gib mir eine Stunde. Ich würde vorher gerne baden."
Der Prinz von Terrasen verließ mit einem Nicken den Trainingsraum.

„Bist du dir sicher?" fragte Njal, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte und er wieder mit Ayla alleine war.
Seine Freundin nickte nur. „Wir können uns nicht ewig aus dem Weg gehen." Sie lächelte ihn an, doch das Lächeln erreichte nicht ganz ihre Augen.

„Wenn er noch mehr Scheiße baut, sag Bescheid und ich erteile dem kleinen Prinzen eine Lektion."
„Danke, Njal." Ayla packte schnell ihre Sachen zusammen und verließ dann den Trainingsraum.

„Du magst meinen Bruder nicht sonderlich, oder?" Njal wirbelte zu der Prinzessin rum, die sich von ihrer Position an der Wand gelöst hatte und nun vor ihm stand.
Lyrias hellblonde Haare waren zu einem Zopf geflochten und sie trug ein rosafarbenes Kleid. Sie sah ganz hübsch aus.
„Er ist ein Idiot." Antwortete Njal und presste den Kiefer zusammen. Es gefiel ihm nicht, dass Ayla sich mit ihm treffen wollte.

Sie hatte ihm erzählt, was in der Nacht vorgefallen war. Er hatte sie gesehen. Er war schließlich bei ihr gewesen, als sie auf dem Badezimmerboden gelegen hatte. Er hatte sie ins Bett getragen und ihre Wunden versorgt. Er hatte den Tag mit ihr verbracht. Er und nicht dieser kleine Prinz.

Njal hatte sein Zeug ebenfalls zusammengepackt und verließ den Raum, doch Lyria folgte ihm.
„Kian ist schwierig aber ich glaube, dass Ayla ihm guttut."
„Aber Kian tut ihr nicht gut."
„Vielleicht."

Njal antwortete darauf nichts mehr. Lyria ist ihm die letzten Wochen wie ein kleiner Welpe hinterhergelaufen und hatte kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, um mit ihm zu flirten. Njal hatte es ihr schon öfter gesagt, dass er kein Interesse hatte, was ihr offenbar herzlich egal war.

„Lyria," begann er, bereit seine Rede ein weiteres Mal aufzusagen, doch Lyria hob nur eine Hand und stoppte ihn.
„Ich weiß. Du hast kein Interesse, ich bin zu jung, über deiner Würde bla bla bla." Sie verdrehte die blauen Augen. „Aber hier geht es mal ausnahmsweise nicht um mich."

Jetzt war Njal neugierig. Es drehte sich sonst immer alles um Lyria.
„Kian ist mein Bruder und ich liebe ihn aber ich mache mir auch sorgen. Noch nie hat er so wegen einer Frau reagiert. Ayla und er...Da ist was. Das kann ich spüren."
„Und was soll da sein?"
„Liebe. Zuneigung. Ein Band..."
„Du meinst sie sind Seelenverwandte?!" Njal wusste, dass Faes Seelenverwandte haben konnte aber Menschen? Oder Valgs? Davon hatte er noch nie gehört.

Lyria zuckte mit den dünnen Schultern.
„Ich bin ein wenig... nun ja... besessen von der Idee, dass da draußen mein Seelenverwandte ist. Meine Eltern haben sich gefunden wieso sollte ich meinen also nicht auch finden?"

Besessen traf es ganz gut. Lyria hatte ihm fast einen Monat nachgestellt, in der Hoffnung, dass er sich doch auf magische Weise in sie verlieben würde. Abgesehen, dass sie erst zwölf und er einundzwanzig und damit viel zu alt für sie war, hatte er jemand anderen.

„Und du meinst die beiden könnten Seelenverwandte sein?"
„Ich weiß es nicht. Ich würde es mir aber wünschen, da ich Ayla mag und sie etwas in Kian berührt, wovon ich dachte, es sei schon längst tot."
„Wie poetisch."
Lyria bedachte ihn mit einem Blick, bei dem man beinahe Angst bekommen könnte. Ganz wie ihre Mutter.

„Selbst wenn sie keine sind, würde ich mir wünschen, dass die beiden zueinander finden."

Njal runzelte die Stirn. Er war nicht ganz davon überzeugt. Ayla war seine beste Freundin und er würde alles für sie tun aber ihre Beziehung zu Kian fand er kritisch.
Ayla hatte jemanden verdient, der nicht so kompliziert und verkorkst war, wie Kian und der sie liebte, egal was kommen mag.

Throne of Glass- Dienerin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt