Kapitel 36

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„Du siehst aus wie eine Prinzessin." Elide hatte sich eine Hand an den Mund gepresst, als ich aus meinem Schlafzimmer in den kleinen Wohnraum trat, in dem Elide auf mich gewartet hatte.
Ihr Blick wanderte über meinen Körper und nickte anerkennend.
„Wow..."

Ich grinste die Lady von Perranth bloß an und setzte mich vorsichtig, um mein Kleid nicht zu zerknittern, auf einen der Stühle.
Sofort trat Elide hinter mich und begann meine Haare zu frisieren.

Heute Abend war die Feier zur Wintersonnenwende. Die letzten Tage hatte ein großes Durcheinander geherrscht und auch jetzt hörte ich noch geschäftige Diener über die Fluren huschen, die die letzten Handgriffe erledigen würden.

Gestern hatten Kian und ich noch eine Weile miteinander geredet. Er schien so erleichtert gewesen zu sein, dass ich ihm nicht sauer war. Ich konnte ihm aber auch nicht länger böse sein. Im Grunde hatte er mir geholfen, als er an jenem Abend mich nach den Valgs befragt hatte.
Ohne ihn hätte ich die Wahrheit niemals erfahren. Wer wusste schon, wann Aelin mir dieses kleine Detail verraten wollte.

Heute habe ich den Prinzen nicht gesehen. Die ganze Königsfamilie schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
Elide hatte mir erzählt, dass die Familie jedes Jahr ein Portrait anfertigen ließen und dafür ein paar Stunden verschwinden würden.
Njal hatte ich seit unserem Training gestern Mittag auch nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Vermutlich war er selbst mit den Vorbereitungen beschäftigt, da er als Soldat von Adarlan sicherlich mit einbezogen wird.

„Ich werde übrigens in ein paar Tagen wieder zurück nach Perranth fahren."
„Was?!" Ich wollte mich zu Elide umdrehen, doch sie hatte meine Haare und dementsprechend auch meinen Kopf so im Griff, dass ich nicht weit kam.
„Ich kann nicht für immer hier in Orynth bleiben." Erwiderte sie.

„Aber..." Ich wollte protestieren. Elide war in den letzten Wochen mein Fels in der Brandung gewesen. Sie hatte mich in Perranth schon so herzlich aufgenommen und auch hier in Orynth war sie meine Stütze gewesen.
„Du kannst mich in Perranth besuchen kommen, Ayla. Meine Tore stehen jederzeit für dich offen." Daran zweifelte ich keine Sekunde.

„Ich werde dich vermissen."
„Ich dich auch."

Sie befestigte die letzte Strähne und legte mir dann eine Hand auf die Schulter. „Ich bin mir sicher, dass du es auch ohne mich schaffen wirst."

Ich legte eine Hand über ihre und sah zu ihr hoch.
„Danke." Flüsterte ich und stand dann von meinem Stuhl auf, um zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Dort zog ich meine Schuhe an und betrachtete mich im Spiegel.
Ich sah umwerfend aus.

Elide hatte meine dunkelbraunen Haare zu einer komplizierten Hochsteckfrisur frisiert, die alleine mich schon wie eine Lady aussehen ließ.
Geschminkt hatte ich mich selbst. Auf meinen Lippen lag nur ein wenig Farbe, dafür hatte ich meine Augen schwarz geschminkt, die dadurch noch dunkler und geheimnisvoller wirkten.
Das Kleid, welches ich trug, hatte ich ebenfalls selbst geschneidert.
Als ich vor ein paar Tagen nach Stoff gefragt hatte, um mir ein eigenes Ballkleid zu schneidern, hatte niemand Fragen gestellt. Ich bin mit Elide in die Stadt gegangen und wir haben einen Tag damit verbracht Stoff auszusuchen.
Am Ende hatte ich mich für einen bordeaux roten Stoff entschieden.
Aus diesem hatte ich ein Kleid geschneidert, welches all die anderen, die ich bisher genäht hatte, in den Schatten stellte.
Das Kleid lag obenrum recht eng an, sodass mein Dekolleté wunderbar in Szene gesetzt wurde. Ab dem Bauchnabel floss der Stoff dann von meinem Körper weg und endete auf dem Boden.
An dem Punkt, wo Rock vom Oberteil getrennt wurde, befand sich ein Gürtel aus funkelnden Steinen. Es sah teuer aus, war aber recht billig. Ich hatte am Saum des Kleides noch farblich passende Spitzenranken genäht, damit es nicht all zu trist aussah.
Als Träger fungierte die Spitze ebenfalls.

Throne of Glass- Dienerin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt