Stillschweigen

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3. Kapitel der Lesenacht (23:00 Uhr)

Langsam drehte sie sich zu ihm um. Ihren Blick Richtung Boden, wartete sie darauf was er sagen würde.

Jedoch blieb er stumm. Er trat ein paar Schritte nach vorn, bis er dicht vor ihr stand und brachte sie dazu, ihn anzuschauen indem er ihr einen Finger unters Kinn legte und es vorsichtig anhob.

Verunsichert sah Hermine ihm in die Augen. Sein durchdringender Blick ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken rieseln.

"Du musst dich für gar nichts entschuldigen." Severus Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Mir tut es Leid. Ich wollte dich nicht verschrecken."

"Ich glaube dir."

"Was?" Überrumpelt von ihrer plötzlichen Aussage beäugte er sie kritisch.

"Na, ich glaube dir. Du würdest nichts tun, was ich nicht will", sie wusste nicht, weshalb sie das sagte. Aber in dem Moment indem Hermine in seine obsidianen Augen sah, wusste sie, dass er sie nicht hätte belügen können.

Sprachlos blickte er sie an. Dann schloss er sie in seine Arme.

Er erschrak etwas, als sie erneut anfing zu schluchzen. Der Professor nahm sie bei den Schultern und schob sie ein Stück von sich, so dass er sie betrachten konnte.

"Hermine, was ist denn los?"

"Es... Es tut mir so leid. Ich- Das ist alles meine Schuld", schniefte sie.

Perplex sah er sie an. "Was-"

"Ich bin so misstrauisch dir gegenüber und vertraue dir nicht richtig. Ständig lasse ich dich näher an mich ran, nur um dich dann wieder von mir zu stoßen."

"Hey, mache ich nicht genau das Selbe? Ich bin doch die böse Fledermaus, die andere nicht an sich heran lässt", stellte er belustigt fest.

Die Wirkung seiner Worte verfehlte die kleine Hexe nicht, denn sie musste tatsächlich lächeln.

"Können wir uns etwas versprechen?", wollte sie wissen.

Fragend blickte Severus sie an.

"Können wir damit aufhören uns ständig entschuldigen zu wollen?"

Der dunkelhaarige schmunzelte. "Abgemacht."

---

Die Woche verging und Severus musste wieder unterrichten. Auch Hermine machte sich am Montagmorgen auf zu ihrem neuen Job.

Nachmittags sahen sie sich auch kaum, da entweder Severus Unterricht vorbereitete oder Hermine noch Überstunden machte.

Hermine merkte die entstehende Spannung, die sich immer weiter aufzubauen schien. Sie selbst war entäuscht darüber, dass Severus sich so abzukapseln schien.

Auch am Wochenende sprach er kaum ein Wort mit ihr und verbrachte die Mahlzeiten nicht mehr mit ihr sondern aß in der großen Halle. Den Rest des Tages verkroch er sich in sein Büro oder braute einige Tränke für Madam Pomfrey im Zaubertränkeklassenraum.

Am Donnerstag der darauf folgenden Woche, hatte Severus noch immer kein Wort mit ihr gewechselt.

Die junge Frau beschloss ihn zur Rede zu stellen. Sie wusste, er wollte bei der Arbeit nicht gestört werden, doch gerade heute hatte sie schon ab Mittags frei gehabt.

Es machte sie fertig, dass er nicht mit ihr sprach. Was war nur vorgefallen, dass der Professor sich so verhielt? Hatte sie etwas falsch gemacht?

Entschlissen klopfte sie an seine Bürotür. Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie die Tür. "Ich bin nicht blöd Severus. Ich weiß das du hier bist."

Seinen Kopf über ein Stück Pergament gebeugt fragte er kühl: "Habe ich dich gebeten einzutreten?"

Die Art, wie er mit der Gryffindor sprach, gefiel ihr gar nicht. Er war so abweisend und kalt zu ihr.

Auf seine eben gestellte Frage ging sie gar nicht ein, sondern trat ein paar Schritte vor und meinte: "Ich wollte mit dir sprechen. Was ist los mit dir? Du redest nicht mehr mit mir und gehst mir aus dem Weg. Habe ich was falsches getan?"

Fast schon verzweifelt sah sie ihn an. Endlich hob auch er seinen Kopf und hörte auf zu schreiben.

Abweisend starrte er sie an. Trauer und Ratlosigkeit machten sich in Hermine breit und sie versuchte den Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter zu schlucken.

"Ich sehe keinen Grund etwas mit dir zu besprechen und jetzt geh."

"Bitte Severus. Was habe ich falsch gemacht?" Flehend sah sie den Slytherin an.

"Ich will das du gehst. Ich habe zu tun."

Hermine fühlte sich, als hätte man ihreinen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet. Severus klang fast so, wie in ihrer Schulzeit. Er war plötzlich wieder zu dem Mann geworden, der sie damals schikaniert hat.

Der Ältere hatte wieder Platz genommen und schrieb dort weiter wo er aufgehört hatte. Hermine nahm all ihren Mut zusammen und ging um sein Pult herum.

Sie legte ihre Hand auf seine und flüsterte: "Es tut mir weh, wenn du nicht mit mir sprichst."

Für einen Moment dachte sie, er würde auftauen, denn er schloss gequält die Augen. Doch dann schüttelte er ihre Hand ab und stand erneut auf.

Fast schon wütend sah er sie an. "Ich habe gesagt du sollst gehen. Bist du so schwer von Begriff?"

Verletzt guckte sie in seine Augen. Dann drehte sie sich um und lief schnurstracks aus seinem Büro.

Sie unterdrückte sie aufsteigenden Tränen, schnappte sich ihren Mantel und lief aus seinen Räumen, raus an die frische Luft.

Am schwarzen See machte sie Halt. Erst dort, als sie sicher war alleine zu sein, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.




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