11. Niall, der Kreative

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Er erzählte lang.

Ziemlich lang. Und als Louis geendet hatte, waren sie an der Unibibliothek angekommen. Doch Niall schien jetzt kein Interesse mehr daran zu haben, seine Bücher loszuwerden. Er starrte Louis an, wie einen Geist, schüttelte leicht den Kopf, dann fing er an zu grinsen und sagte: „Also, wenn man es genau betrachtet, dann ist diese Geschichte überhaupt nicht so blödsinnig, wie du das vielleicht denkst. Zumindest nicht dann, wenn man sich mit Zeitreisen auskennt."

„Tust du das denn?", fragte Louis überrascht darüber, dass Niall tatsächlich begeistert aussah.

„Natürlich tue ich das. Ich habe alles gelesen, was es über Zeitreisen zu lesen gibt", sagte Niall glücklich und schien gar nicht mehr aufhören zu können zu grinsen. „Um dir aber helfen zu können, muss ich mehr wissen, als das, was du mir schon gesagt hast."

„Aber ich kann dir nicht mehr sagen...", meinte Louis unsicher und sah schon wieder die Hoffnung schwinden. Doch Niall schien ihm nicht zuzuhören und er sagte: „Kannst du mich dorthin bringen, wo du diesen Mann gefunden hast? Ich will mir dieses Flugzeug ansehen, vielleicht kann ich dann Genaueres sagen. Wann bist du denn wieder in dem Museum?" Louis zog das Handy aus der Tasche und öffnete den Kalender. Darin stand sein Schichtplan. Morgen Abend würde er wieder arbeiten müssen.

Niall schlug vor, ihn auf der Arbeit zu besuchen, um sich das Flugzeug genauer ansehen zu können. Obwohl sich Louis nicht vorstellen konnte, was der Kunststudent mit dem Faible für Zeitreisen in dem Flugzeug finden wollte, verabredeten sie sich für den nächsten Abend.

Auf dem Weg zurück nach Hause hatte er zwar nicht wirklich das Gefühl, sonderlich viel erreicht zu haben, doch er war ein klitzekleines bisschen optimistischer, denn immerhin handelte er jetzt und mit Niall schien nun jemand an Bord zu sein, der sogar zu wissen schien, was er tat.

Sofern man an Zeitreisen glaubte, natürlich.

Als Louis die Wohnungstür aufschloss, war es still in der Wohnung. Ob Zayn schon zur Uni gegangen war? Manchmal hatte er abends einen Kurs und musste dann für einige Stunden weg. Louis knipste das Licht an und zuckte zusammen, als er Harry sah, der gerade aus der Küche taumelte. Er hatte ihn eigentlich im Bett erwartet. Noch immer war der Soldat blass und schwach. Wieso hatte er sich denn in die Küche begeben?

„Harry, was machst du denn? Du solltest ins Bett", sagte er schnell und kam auf ihn zu, denn er schien Probleme zu haben, gerade zu stehen und hielt sich am Türrahmen fest. „Ich hatte aber Hunger", murmelte Harry und blinzelte ihn langsam an. „Wieso hast du mir das denn nicht gesagt, bevor ich gegangen bin? Dann hätte ich dir doch noch was gebracht."

„Das wusste ich ja nicht. Außerdem hatte ich vorhin noch keinen Hunger", sagte Harry leise und machte einen Schritt nach vorne, nur um gegen ihn zu taumeln. Rasch packte Louis ihn an den Schultern und leitete ihn so an, damit er nicht gegen Türrahmen oder die Wand prallte. Er hatte schon genug Blessuren, da musste jetzt nichts mehr dazukommen.

Er brachte ihn wieder ins Bett und musste feststellen, dass das Fieber wohl wieder gestiegen waren. Zumindest waren die Laken komplett verschwitzt, weshalb Louis Harry erstmal in sein eigenes Bett legte, um die Bezüge zu tauschen.

„Konntest du mit diesem Zeitreisen Profi sprechen?", fragte Harry matt und sah ihm dabei zu, wie er das Bettlaken abzog.
„Ja konnte ich", ächzte Louis und wuchtete das labberige Sofakissen hoch, um den Bezug abzubekommen. Es war so weich, dass es sich kaum bewegen ließ. „Er kommt morgen mit zum Dienst und will sich das Flugzeug mal ansehen. Vielleicht entdeckt er ja was."
„Hm", machte Harry und klang dabei nicht sonderlich begeistert. „Was ist? Was hast du denn erwartet?", fragte Louis, hielt mitten in der Bewegung inne und sah Harry an, der die Schultern zuckte: „Ich weiß nicht genau. Irgendwie dachte ich, du hättest schon mehr herausfinden können." Er seufzte und sah an die Decke: „Ich will doch einfach nur wieder nach Hause..."

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