In den nächsten Tagen saß Harry viel am Fenster und beobachtete die Wolken. Seine Hoffnung, dass es endlich bald ein Gewitter geben würde, schien sich langsam wieder zu steigern. Er steckte Louis damit so an, dass auch er dem Wetter nun viel mehr Beachtung schenkte, als bisher. Ansonsten war ihm das Wetter egal gewesen, aber in der letzten Zeit sah er häufiger zum Himmel.
Wenn es wirklich bald gewittern sollte, mussten sie vorbereitet sein und auch, wenn das bedeutete, dass sie Abschied von Harry nehmen mussten, gab Louis sich Mühe, im Museum alles auszukundschaften, was es auszukundschaften gab.
Er arbeitete zwei Schichten im Museum und besah sich dabei die Airspeed Oxford noch genauer als bisher. Schließlich musste er ja sichergehen, dass sich die Drähte und der Blitzableiter auch wirklich montieren ließen.
Er wollte nicht, dass sie Harry enttäuschten, indem es wieder nicht klappte und sie womöglich ein Gewitter verpassten, weil die Drähte nicht festgemacht werden konnten, oder es ein anderes, technisches Problem gab.
Anstatt seine üblichen Runden zu laufen, verbrachte Louis die Nächte damit, nach Leitern zu suchen, die sie nutzen konnten, um überhaupt auf die Maschine klettern zu können.
Natürlich waren die Leitern im Lager und das was so vollgestellt, dass Louis allein eine Nacht brauchte, um sie freizulegen.
In der zweiten Nacht machte er sich dann daran, sie herauszubekommen, was körperlich auch nicht einfach war. Außerdem war es dort unten gruselig, weil überall Figuren von Soldaten herumstanden, die man einmal als Ausstellungsstücke genutzt hatte. Fast fühlte er sich ein wenig an die Nacht erinnert, in der Harry aufgetaucht war.
Hoffentlich passierte sowas nicht nochmal.
Was, wenn das Museum eine Art Zeitschleuse war und immer wieder Soldaten auftauchten?
Würde er dann irgendwann ein Profi in Zeitreisen sein?
Er könnte ein Reisebüro für Zeitreisen errichten. Zusammen mit Niall.
Der Gedanke amüsierte ihn und er musste kichern.
Das Lachen verging ihm allerdings recht schnell, denn die Leiter, die er aus dem Lager holen wollte, schien nicht wirklich mit ihm mitkommen zu wollen. Sie verkeilte sich, wo auch immer es nur möglich war und Louis fluchte mehrmals nicht jugendfrei. Nachdem er sich mit dem sperrigen Ding die schmale Treppe hinaufgekämpft hatte und dabei ständig im Treppengeländer hängengeblieben war, war er nassgeschwitzt und genervt.
Und froh darüber, dass es nur eine Leiter gab, die er holen musste.
Die Nacht war lau und es roch nach Sommer, als Louis hinaus auf den Hof trat, die Leiter über der Schulter und auf die Airspeed Oxford zuging. Er blieb unter der Maschine stehen und legte den Kopf in den Nacken. Die Leiter war eindeutig zu kurz. Aber er könnte versuchen, über die Luke auf das Dach des Flugzeugs zu gelangen. Also kletterte er mit der Leiter umständlich die schmale Treppe hinauf und lehnte sie dort an die Außenwand der Maschine. Jetzt könnte man hochklettern – vorausgesetzt, jemand hielt die Leiter fest. Zwar hätte Louis gerne ausgetestet, wie gut man auf das Flugzeug hinaufkam, doch das Risiko, dass die Leiter umfiel und er dort oben festsaß, war ihm dann doch zu hoch und er ließ es lieber bleiben.
Wie peinlich das wäre, wenn er jemanden anrufen müsste, der ihn wieder von dort runterholen müsste.
Um die Leiter nicht erneut aus dem Lager holen zu müssen, versteckte Louis sie in einer Abstellkammer und hoffte, dass niemand Fragen stellte, dann lief er seine üblichen Runden und wartete darauf, dass er Feierabend hatte.
Auf dem Rückweg schlief er fast ein, so müde war er heute und so geschah es, dass er vollkommen verplant an Harry vorbeiging, der ihn am Bahnhof in Cambridge erwartete. „Louis, warte doch mal!", rief er und hielt ihn am Ärmel fest. „hast du mich denn nicht gesehen?", fragte er irritiert und Louis rieb sich die Augen. „Entschuldige, ich war zu müde und ich hatte nicht damit gerechnet, dass du kommst. Wieso holst du mich denn um diese Uhrzeit ab? Bist du nicht noch müde?"
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Airspeed Oxford
FanficDie Nacht ist nicht jedermanns Sache. Louis fühlt sich im Dunkeln allerdings ganz wohl, denn da stört ihn niemand. Er ist ganz allein, als er sich in seiner Nachtschicht im Museum gemütlich in eines der alten Flugzeuge aus den 40er Jahren setzt. De...