6. Spinnt Zayn?

1.6K 339 65
                                    

Die Sonne schien ins Zimmer und es war unglaublich stickig, als Louis die Augen öffnete und sich übers Gesicht fuhr.

Was war das gestern für ein seltsamer Tag gewesen. Sein schlaftrunkenes Gehirn sponn irgendetwas Wirres zusammen und er hatte ein seltsames Bauchgefühl, das er gerade aber schlecht einordnen konnte.

Eine Mischung aus Unbehagen, Verwirrtheit und Nervosität. Gähnend streckte er sich, drehte sich auf die Seite und sah den Soldaten auf seinem Sofa liegen.

Augenblicklich saß er aufrecht im Bett.

Das war kein Traum gewesen?!

Irgendwie war er sicher, dass das alles nur ein Hirngespinst war und wenn er aufwachte, war alles wie immer.

Aber jetzt war er definitiv wach und da lag ein Mann in seinem Zimmer und schlief!

Die Pflaster auf seinem Gesicht bestätigten Louis auch, dass die Erinnerung, er hätte ihn verarztet, wahr sein musste und er rieb sich mehrfach die Augen, um sich wirklich sicher zu sein, dass er sich das nicht einbildete.

Sein Hirn versuchte krampfhaft, eine glaubwürdige Erklärung für das zu finden, was gestern passiert war, aber es gab keine.

Wieso auch?

Er hatte einen Soldaten im Flugzeug gefunden, der aus dem Jahr 1940 kam.

Das war mit nichts zu erklären, was er wusste und gelernt hatte, weil es keine Zeitreisen gab.

Das war einfach nicht möglich.

Es. War. Nicht. Möglich.

Aber der Mann, der da auf seinem Sofa lag, so klein eingerollt, wie es mit gebrochenen Rippen nur möglich war und die Decke um sich gewickelt, wie einen Schutzschild, war echt.

Louis biss sich auf die Lippe und sah Harry an. Er war noch immer blass und die Augen hinter seinen geschlossenen Lidern zuckten hin und her.

Wie es aussah, träumte er.

Er musste mit jemandem sprechen. Alleine bekam er seinen Kopf nicht sortiert. Diese Geschichte konnte er nicht für sich behalten. Nicht, weil er damit groß von sich reden machen wollte, aber er verstand es einfach nicht und sich jemandem anzuvertrauen, tat sicherlich gut. Vielleicht konnte er es sich dann selbst glauben. Außerdem war er dann sicher, dass Harry echt war, wenn auch jemand anderer ihn sehen konnte.

Noch war er sich nämlich nicht sicher, ob er ihn sich nicht einfach nur einbildete. Leise stand er auf, ging an dem schlafenden Soldaten vorbei und huschte aus dem Zimmer.

Zwar hatte er vorgehabt, Zayn eine Lüge aufzutischen, aber jetzt hatte er es sich anders überlegt. Immerhin war sein Mitbewohner Kunststudent und hatte einen freien Geist, wenn es um Bilder und Farben ging. Er hatte Fantasie und war daher nicht so verkopft wie andere. Sicherlich würde er ihm die Geschichte glauben.

Hoffentlich glaubte er ihm, sonst hielt er sich selbst für verrückt, dachte Louis und tappte leise über den Flur.

Zayn war jetzt seine erste Ansprechperson und zum Glück schon wach, als er an seine Tür klopfte.

„Zayn, kann ich dich kurz um Hilfe bitten?", fragte er leise und sein Mitbewohner hob den Kopf. Gerade war er dabei seine Tasche für die Uni zu packen und sah aus, als würde er sich gleich auf den Weg machen.

„Was gibt' s denn Louis, ich muss gleich los", sagte er und sah ihn an.

„Kannst du bitte nur kurz in mein Zimmer gucken und mir sagen, was du da siehst?", fragte Louis und wusste, dass es doof klang, aber wie sollte er sich auch anders ausdrücken?

Airspeed OxfordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt