21. Nicht mit und nicht ohneeinander

1.4K 337 103
                                    

„Es ist schon ganz schön hoch, meinst du nicht?", fragte Louis, als sie fast oben auf der Plattform angekommen waren. Es hatte fast eine halbe Stunde gedauert, weil so ein Gedrängel herrschte, doch nun hatten sie es fast geschafft und Louis war sich mit einem Mal nicht mehr ganz so sicher, ob er denn nun wirklich springen wollte.

„Natürlich ist es hoch. Es sind fünf Meter. Aber jetzt haben wir so lange gewartet. Komm, lass uns springen", sagte Harry und zog Louis nach oben. Vor ihnen war noch ein kleiner Junge dran, der ohne Probleme nach vorne an die Kante trat und ohne zu zögern sprang.

Sie waren schneller dran, als gedacht und Louis sah kurz über die Schulter. Hinter ihnen standen lauter Kinder, die alle ungeduldig darauf warteten, dass sie sprangen. Jetzt gab es kein Zurück mehr, denn blamieren wollte er sich auf gar keinen Fall. „Springen wir zusammen?", fragte er Harry, der nickte und seine Hand nahm.

„Bei Drei, okay?"

„Eins."

„Zwei."

„Drei!"

Sie sprangen.

Und es war schrecklich.

Noch im Fallen, dachte Louis, dass er das nie wieder machen würde und für sowas einfach schon zu alt war. Interessant, was einem in einer so kurzen Zeit alles durch den Kopf gehen konnte.

Sie tauchten gleichzeitig ins kalte Becken ein und das dumpfe Rauschen des Wassers in seinen Ohren war alles, was Louis hören konnte. Harrys Hand entglitt ihm und er schwamm wieder an die Oberfläche.

Der Sprung hatte sie ganz schön tief eintauchen lassen und ihm ging beinahe die Luft aus, bis er oben ankam. Am Beckenrand wischte er sich das Wasser aus den Augen und drehte sich um.

Harry tauchte ebenfalls auf und paddelte langsam und unkoordiniert auf ihn zu. Immer wieder tauchte er unter und schien Schwierigkeiten zu haben, über Wasser zu bleiben.

„Alles okay?", fragte Louis, schwamm zu ihm und zog ihn zum Beckenrand, wo Harry sich rasch festhielt.

„Jungs, ihr müsst das Sprungbecken sofort verlassen, wenn ihr gesprungen seid, ihr stellt sonst eine Gefahr für andere dar", sagte ein Bademeister, der herangetreten war und musterte Harry kritisch. „Ist mit dir alles okay, mein Junge?", fragte er.

„Ja, alles bestens...", antwortete Harry langsam und rang sich ein Lächeln ab. Louis warf ihm einen kritischen Seitenblick zu.

Etwas war eindeutig nicht in Ordnung. Was war los?

Harry stieg aus dem Becken und bewahrte Haltung, bis der Bademeister weg war. Erst dann presste er sich eine Hand auf den Brustkorb und kniff die Augen zusammen. „Ich glaube, das war keine gute Idee", sagte er leise und sah aus, als würde er sich über sich selbst ärgern.

„Am Besten gehen wir zurück zu Liam, der kann sich das ansehen", schlug Louis vor und hoffte wirklich, dass nichts Schlimmes passiert war. Er hatte gar nicht mehr an Harrys Rippen gedacht, wenn er ehrlich war, denn er hatte so fit gewirkt. Aber sicherlich war es keine gute Idee, kurz nach einem Rippenbruch vom 5er zu springen.

Liam sah das ganz genauso und schüttelte nur den Kopf, als sie zurückkamen.

„Das hätte ich euch gleich sagen können", sagte er und musterte Harry. „Tut es sehr weh?"

„Es geht. Im Wasser war es schlimmer", nuschelte Harry verlegen und wich Liams Blick aus.

„Das liegt am Wasserdruck von allen Seiten, der den Brustkorb zusammenschiebt. Also ich würde dir nahelegen, das mit dem Turmspringen erstmal sein zu lassen. Mindesten drei Wochen musst du dich wirklich schonen, Harry."

Airspeed OxfordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt