Rückblende 2

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Ich sitze im Zug auf dem Weg nach Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei. Meinen Hut habe ich ins Gesicht gezogen, um nicht mit den Jungs, die noch in meinem Abteil sitzen, reden zu müssen. Erst als der Zug langsamer wird, hebe ich den Hut etwas an. Die vier Jungs haben mittlerweile ihre Hogwartsroben angezogen. Ich fühle mich allerdings in den hohen Stiefeln und meinem Mantel viel wohler und habe daher beschlossen, dies anzubehalten.

Auf dem Bahnsteig ruft jemand: "Erstklässler zu mir bitte." Ich suche nach der Quelle der Rufe und laufe auf den großen, bärtigen Mann zu, welcher mit einer Lampe wedelt. Es erweist sich allerdings als schwer, da die anderen Schüler alle in die entgegengesetzte Richtung laufen. Als ich mich nach einem anderen Weg umschaue, sehe ich ein kleines, zerbrechliches Mädchen, das gerade von drei deutlich größeren Schülern geschubst und bedrängt wird.

Mit sicheren Schritten gehe ich auf die Gruppe zu. "Lasst mich", sagt das Mädchen mit zittriger Stimme. "Ey!", rufe ich und tippe dem Typen, der mir am nächsten steht, auf die Schulter. "Lasst sie in Ruhe!", befehle ich. Der Typ dreht sich bedrohlich zu mir um. Er ist eineinhalb Köpfe größer als ich und hat fast weiße, schulterlange Haare. Seine kalten grauen Augen blicken bedrohlich auf mich hinab, doch ich lasse mich nicht einschüchtern.

"Halt Dich da raus, Kleines", spottet er. "Lasst sie einfach", sage ich und blinzel böse zu ihm hinauf. Irgendwas an diesem Jungen zieht mich an, aber sein Verhalten im Moment, stößt mich auch ab. Wir sind hier nicht auf See, wo es heißt, dass der Stärkere den Schwächeren vernichten muss um zu überleben.

"Gibt es hier ein Problem?", fragt plötzlich die Stimme, die nach den Erstklässlern gerufen hat. "Nein", erkläre ich, nehme das Mädchen an die Hand und ziehe sie ein Stück von der Gruppe Jungs weg. "Kein Problem", höre ich vermutlich den Typen sagen, der mich gerade ‚Kleines' genannt hat. Das nächste Mal ist er dafür dran, aber ich halte mich mal zurück, weil ich nicht direkt am ersten Tag noch mehr Aufsehen erregen möchte. "Das will ich auch hoffen. Als Vertrauensschüler sollten Sie sich vorbildlich verhalten, Mister Malfoy", erklärt der große, bärtige Mann.

"Was wollten die Typen von Dir?", frage ich das Mädchen und sie zuckt kurz zusammen. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich sie anspreche. "Ähm, das war der Junge von den Malfoys mit seinen Freunden. Mein Vater ist mit seinem befreundet, daher kennen wir uns schon. Er hänselt mich immer wegen meiner Haare", erklärt sie und ich betrachte irritiert ihre Haare. Sie sind pechschwarz mit lila Spitzen und sehen eigentlich recht normal aus. "Wegen Deiner Haare?", frage ich nach, weil mir nicht klar werden will, was er gegen lila Spitzen hat. "Normalerweise habe ich Dreadlocks, aber meine Mutter zaubert sie immer für den ersten Schultag weg." Lächelnd zuckt sie mit den Schultern. "Übrigens: Danke", sagt sie noch und verschwindet dann.

Der Bahnsteig ist nun deutlich leerer, da die meisten Schüler bereits gegangen sind. Ich geselle mich zu den anderen Erstklässlern. "Hallo", lächelt mich das Mädchen neben mir an. Sie hat lange orangerote Haare und grüne Augen. Ich lächle sie auch an. "Auch neu hier?", frage ich und beginne somit ein Gespräch. Sie nickt und begutachtet mein Outfit. "Ich bin Layla", stelle ich mich vor. Vielleicht sollte ich mir wenigstens eine Freundin suchen, damit ich nicht so alleine bin. Zur Außenseiterin werde ich sowieso. "Ich bin Lily", stellt sie sich vor und reicht mir die Hand.

Plötzlich verschwimmt die Umgebung und verformt sich. Wir stehen vor einer großen Holztür, vor der wir warten sollen. Lily steht neben mir und ist immer noch ein bisschen blass von der kurzen Fahrt in den Booten. Sie ist eine richtige Landratte. Ihre Knie zittern immer noch etwas und ich greife in meine Manteltasche. Ich hole eine Tüte mit Zwieback hervor und reiche ihr ein Stück. "Hier, das hilft", sage ich und sie nimmt es dankend an.

Kaum hatte Lily das letzte Stück Zwieback runtergeschluckt, ging die Tür auf und eine große Hexe mit schwarzen Haaren und einem smaragdgrünen Umhang betritt den Raum. "Willkommen in Hogwarts", begrüßt sie uns: "Das Bankett zur Eröffnung des Schuljahres beginnt in Kürze, doch bevor Ihr nun die Halle betretet..." Sie scheint jetzt erst mal eine Rede zuhalten, in der sie erklärt, dass es vier Häuser gibt, in die wir eingeteilt werden. Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Das Haus wird in unserer Zeit in Hogwarts unsere Familie und wir können Punkte für das Haus sammeln. Wenn wir allerdings gegen die Regeln verstoßen, werden uns Punkte abgezogen.

Eine Piratin in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt