Kapitel 11

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Als ich die Augen wieder öffne, stehe ich in der Eingangshalle des Ministeriums. Ich steige aus dem Kamin und wenige Sekunden später taucht Dumbledore neben mir auf. Er läuft, ohne mich weiter zu beachten, los und ich folge ihm mit gezücktem Zauberstab. Innerlich mache ich mich auf den anstehenden Kampf bereit.

Vor einer geschlossenen Tür bleibt der Professor stehen und dreht sich zu mir um. Irritiert gucke ich ihn an. Er nickt kurz und öffnet dann schwungvoll die Tür. Ich folge ihm hindurch. Harry und Neville stehen uns am nächsten. Dumbledore läuft, ohne sie zu beachten, an ihnen vorbei. Ich bleibe kurz stehen und frage, ob alles in Ordnung ist. Neville nickt und Harry sieht Dumbledore nach. Man sieht ihm nicht an, was er gerade denkt oder fühlt. Allerdings habe ich auch keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich setze meinen Weg fort und laufe weiter die Treppen hinunter. Unsere, oder besser gesagt, Dumbledores Ankunft, haben nun auch einige Todesser bemerkt und einer versucht sogar zu fliehen. Doch Dumbledore hält ihn mit einem Schwenk des Zauberstabes auf. Es kämpfen nur noch wenige, die sich Dumbledores Erscheinen wohl noch nicht bewusst sind.

Ich versuche, mich im gehen mit einem kurzen Blick durch den Raum, zu orientieren. Dabei versuche ich einen Überblick zu bekommen, welche Todesser alle anwesend sind. Es sind insgesamt um die zehn Todesser. Unter ihnen Bellatrix Lestrange, Antonin Dolohow und Lucius. Als mein Blick auf ihn fällt, stocke ich kurz in der Bewegung. Er liegt gelähmt am Fuß einer Treppe. Anscheinend ist er diese im geschockten Zustand heruntergefallen. Kurz beobachte ich ihn und muss über seine Hilflosigkeit schmunzeln. Dann wende ich mich von ihm ab und gehe die Treppe weiter runter.

Mein Blick fällt auf Sirius, der sich mit Bellatrix auf dem Podium duelliert. Er weicht einem roten Lichtblitz aus und lacht kurz. "Komm schon, Du kannst es doch besser!" ruft er ihr zu. Provoziere sie nicht, denke ich und bleibe angespannt stehen. Unruhig beiße ich mir auf die Unterlippe. Er muss sich besser konzentrieren. Auch wenn man nur für wenige Sekunden unaufmerksam ist, kann das schon den Tod bedeuten. Das war mit eine der ersten Lektionen, die mir mein Vater früher beigebracht hat. Macht man im Kampf auch nur einen Fehler oder ist unaufmerksam, kann man durch einen gezielten Gegenangriff ausgeschaltet und, im schlimmsten Fall, sogar getötet werden.

Natürlich spielt die Umgebung auch eine große Rolle, doch auch die ist für Sirius nicht förderlich. Er steht viel zu nah am Tor zum Reich des Todes, und wenn er einmal durch den Schleier ist, kommt er nie wieder zurück. Es braucht nur einen Zauber, der ihn zurück schleudert oder ihn für kurze Zeit bewegungsunfähig macht und dann ist er tot.

In mir breitet sich ein mulmiges Gefühl aus und ich beginne, auf ihn zu zulaufen. Ab jetzt geschieht gefühlt alles in Zeitlupe. Ich springe die letzten Stufen herunter und mein Blick wandert zu Bellatrix, die zu einem weiteren Fluch ansetzt. Sirius lächelt immer noch und scheint nicht zu merken, dass ein weiterer Lichtblitz auf ihn zu fliegt. Man erkennt an der Farbe, dass es sich dieses Mal nicht um den Todesfluch, sondern den Schockzauber handelt. Trotzdem beschleunige ich meine Schritte. Jetzt scheint Sirius den Zauber entdeckt zu haben, denn seine Augen weiten sich vor Entsetzten. Doch bevor sein Lächeln erlischt, wird er getroffen und erstarrt augenblicklich.

Nochmal beschleunige ich meine Schritte und hechte über das Podium. Ich muss ihn erreichen, bevor er rücklings durch den Schleier fällt und dann im Reich des Todes ist. Mittlerweile habe ich so viel Geschwindigkeit aufgebaut, dass ich nicht mehr abbremsen kann. Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen und mein Kopf arbeitet auf Hochtouren, um einen Ausweg zu finden.

Zweifel machen sich in mir breit, die ich schnell aus meinem Kopf verbanne. Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Sirius erstarrter Körper schwingt etwas und dann bin ich da. Sofort drücke ich ihn mit meinem freien Arm an meine Brust. Entweder funktioniert mein Plan oder wir verlassen diese Welt gemeinsam.

Nun geschieht alles intuitiv und blitzschnell. Ich versuche mit Hilfe des Schwunges, den ich von meinem Sprint zu ihm habe, unseren Fall neben das Tor zu lenken. Gleichzeitig mache ich eine kurze Bewegung mit dem Zauberstab und aus seiner Spitze kommt ein großer Schwall Nebel, der Sirius, mich und das Tor sofort komplett umhüllt. Harry soll nicht sehen, wie sein Pate vielleicht stirbt. Weit entfernt höre ich Bellatrix triumphierenden Schrei und schließe nervös und aus Angst vor dem ‚Vielleicht-Tod' die Augen. Dann mache ich eine weitere kurze Bewegung mit meinem Zauberstab. Meine Atmung hat sich massiv beschleunigt und das Blut rauscht laut in meinen Ohren, so dass ich nichts weiter hören kann. Mein Kopf berührt bereits den Schleier, der das Reich des Todes von der Welt der Lebenden trennt und dann werde ich in den bekannten Schlauch gezogen.

In mir macht sich für einen kurzen Moment Erleichterung breit, da dieses Gefühl bedeuten muss, dass ich noch disapparieren konnte. Allerdings weicht das Gefühl sofort und die Nervosität nimmt wieder die Oberhand. Habe nur ich es geschafft oder konnte ich Sirius auch noch helfen? Zersplittern Sirius oder ich über den kurzen Weg und wie sollte ich uns dann heilen? Wo würden wir wieder erscheinen? Ich habe an keinen bestimmten Ort gedacht. Oder fühlt sich so ‚sterben' an? Haben wir es vielleicht doch nicht geschafft?



Eine Piratin in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt