Kapitel 17

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Ich schlage den Weg zum Hauptausgang des Bahnhofs ein. Warum ich es tue, kann ich nicht genau sagen. Wahrscheinlich ist es die Neugier, die mich treibt. Wer möchte mich wohl unbedingt sehen? Wer steht in so gutem Kontakt zu Snape, dass er davon weiß, dass Snape sich hier mit mir verabredet hat? Vielleicht ist es ja auch eine Falle, aber warum sollte Snape das tun? Ich habe ihm gerade noch meinen Respekt ausgesprochen und zugesagt, wieder als Lehrerin anzufangen.

In mir macht sich weiter die Nervosität breit, aber noch habe ich ein gutes Gefühl bei der Sache. Vielleicht warten am Nebenausgang auch die Todesser auf mich und Snape hat mich gerade vor ihnen bewahrt. Als ich durch die große Tür nach draußen in den Regen gehe, höre ich ein Räuspern hinter mir und bleibe stehen. Ich stehe noch unter dem kleinen Abdach, das vor der Tür ist und werde daher noch nicht von dem Regen getroffen.

"Layla?", fragt die Person hinter mir und mir kommt die Stimme sofort vertraut vor. Ich weiß, dass ich sie kenne, aber ich kann sie im Moment nicht zuordnen. Woher kenne ich die Stimme nur? Ich kann nicht mal sagen, ob es einer von der Seite des Ordens ist oder einer der Anhänger von Voldemort. Mir läuft ein Schauer über den Rücken als ich merke, dass die Person sich hinter mich gestellt hat.

"Ja?", frage ich und drehe mich um. Jeder Muskel ist in meinem Körper angespannt und auf eine Flucht vorbereitet. "Ich dachte, du wärst tot", antwortet die Stimme und klingt erleichtert darüber, dass sie sich geirrt hat. Die Person vor mir ist ein Stück größer als ich und hat ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass ich nicht erkennen kann, wer es ist. Ich erkenne nur, dass sie einen drei Tage Bart trägt und sehr blass zu sein scheint. Alles oberhalb des Mundes ist in den Schatten der Kapuze gehüllt.

"Wer bist du?", frage ich und mustere ihn weiter. Der Mantel, den er trägt, ist schwarz und reicht ihm bis zu den Knien. Darunter trägt er eine schwarze Hose und Lackschuhe. Mein Blick wandert zurück zu seinem Gesicht und man sieht eine fast weiße Haarsträhne aufblitzen.

"Lucius?", hauche ich und sein schmaler Mund verzieht sich zu einem leichten Lächeln. Ich lasse meinen Blick einmal über die Passanten um uns herum schweifen. "Vielleicht sollten wir nicht hier reden. Komm mit", sage ich und zucke kurz, um nach seinem Arm zu greifen, lasse es aber dann doch und gehe einfach los. Er folgt mir und wir laufen um die nächste Ecke. Hier in der Gegend gibt es ein kleines, eher unauffälliges Cafe, in dem wir ungestört reden können. Es dauert nicht lange bis wir es erreichen. Mit einem Klingeln öffnet sich die Tür und sofort umgibt mich dieser Duft nach frisch gekochtem Kaffee und gebackenen Kuchen. Ich gehe direkt auf die Treppe zu, die in das Obergeschoss führt und Lucius folgt mir. Wir setzen uns an einen Tisch in der hinteren Ecke.

Das Cafe ist noch relativ leer, weil es noch so früh am Morgen ist. Am Abend ist es nahezu unmöglich noch einen Tisch zu finden. Lucius hilft mir, wie ein Gentleman, meinen Mantel auszuziehen und hängt ihn über meinen Stuhl, den er im nächsten Moment zurück zieht und mich hinsetzen lässt. Dann geht er um den Tisch herum und zieht seinen Mantel aus. Als er mir gegenübersitzt, kann ich ihn mir genauer angucken. Seine Haare sind etwas kürzer und unordentlicher als bei unserem letzten Wiedersehen. Er hat auch mehr Falten bekommen und wirkt allgemein sehr viel älter. Unter seinen Augen haben sich tiefblaue Augenringe gebildet, aber trotzdem strahlen sie. "Du siehst scheiße aus", verkünde ich schmunzelt. "Ich weiß, hab gerade ein bisschen Stress. Aber das ist jetzt nebensächlich. Wie geht es dir? Du siehst wundervoll aus", sagt er lächelnd. "Mir geht's so la la. Warum hast du Stress? Stress mit deiner Frau oder deinem Sohn?", frage ich weiter und ignoriere sein Kompliment völlig.

Es ist schon ein großer Schritt für mich, einfach so mit ihm zu sprechen. Als ich mit der Bella Blue unterwegs war, habe ich mir eigentlich immer vorgestellt, wie ich ihn so sehr verletze, wie er es damals mit mir gemacht hat. Aber irgendwie mag ich ihn dafür noch zu sehr. Man sollte eigentlich meinen, dass so Gefühle irgendwann verblassen, je mehr Zeit verstreicht, aber irgendwie ist das nicht passiert. Obwohl ich es wirklich versucht habe. Am Anfang habe ich ihn auch wirklich gehasst für das, was er mir angetan hat, aber mittlerweile ist der Hass verblasst. Die Liebesgefühle, die ich für ihn hatte, sind jedoch geblieben.

Eine Piratin in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt