Zugverspätung
17 Minuten.
17 Minuten die ich hier nun schon warte.
17 Minuten die ich länger hätte schlafen können.
17 Minuten Zugverspätung.Genervt fahre ich mir mit den Fingern durch meine chaotischen Haare, um sie mindestens etwas in Form zu bringen, und starre auf die Anzeigetafel von Gleis 3, wo schon längst meine Zug hätte eintreffen sollen.
"Das kann doch nicht wahr sein", fluche ich leise vor mich hin, obwohl ich es auch hätte schreien können, da außer mir sowieso keiner auf diesem Bahnsteig ist. Als ich mich zum tausendsten Mal umsehen, wird mir etwas mulmig zumute. So ganz alleine auf einem verlassenen Bahnhof in aller Herrgottsfrühe zu stehen ist nicht gerade ein Traum, den ich erfüllt haben wollte. Ein kalter Luftzug fegt über das Gleis, woraufhin sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet. Kleine Schneeflocken fangen an vom Himmel zu fallen und die schon herrschende winterliche Stimmung nur noch mehr zu unterstreichen. Ich schließe meine Jacke und ziehe den Schal, der bis vorhin noch locker um meinen Hals geschlungen war, etwas enger und seufze aus.Ein greller Lichtstrahl zerreißt jedoch die Dunkelheit und holt mich so aus meinen Gedanken, als endlich mein Zug in den Bahnhof einfährt und vor mir zum Stehen kommt. Schnell nehme ich meine Tasche, welche ich während des Wartens neben mich auf dem Boden abgestellt hatte, und laufe zur nächsten Tür. Ich drücke den Knopf, der die Tür öffnet, und schlüpfe schnell hinein. Eine wohlige Wärme empfängt mich und ich seufze einmal auf. Der Zug ist fast leer und nur einzelne Plätze sind belegt, weshalb es ein leichtes ist mir einen schönen Platz am Fenster zu ergattern, noch dazu in einem Vierer. Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie zu meiner Tasche auf den Sitz neben mir. Wen soll sie schon stören?
Als damit alles sicher verwahrt ist, kuschle ich mich, so gut es nun mal in einem Zug geht, in meinen Sitz und blicke hinaus auf den verschneiten Bahnsteig. Ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen. Bald bin ich wieder bei meiner Familie. Ich habe sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.
Ein paar Strähnen meiner sowieso schon verstrubbelten Haare fallen mir nervig ins Gesicht und kitzeln mich als ich meinen Kopf gegen das Fenster lehne, doch ich mache mir erst gar nicht die Mühe sie mir hinter mein Ohr zu streichen. Sie werden mir eh wieder binnen von Sekunden vor den Augen hängen, also kann ich es auch gleich lassen.Auch wenn das Glas kalt und hart ist nehme ich meinen Kopf nicht zurück und beobachte die kleinen Schneeflocken die sich in ihrem leichten schwebenden Flug ihren Weg zum Boden suchen. Doch schnell erweist sich meine Faulheit als ziemlich dämlich als der Zug losfährt und mein Kopf mit voller Wucht gegen die Scheibe knallt. Leise fluche ich und reibe mir den Kopf. So was blödes aber auch. Warum ist das in Filmen nie so? Fahren die da nur über spiegelglatten Straßen oder was? Und warum muss eigentlich immer alles perfekt sein. Das ist doch mal die größte Lüge die man einem Teenager erzählen kann. Perfekt sein ist alles. Bist du nicht perfekt, bist du nichts! So ein Quatsch.
Während ich also versuche die Schmerzen mit einer Kopfmassage und Duschgedanken gekonnt zu ignorieren, spüre ich auf einmal Blicke auf mir. Oh nein. Bitte sag jetzt nicht jemand hat das gesehen. Man wie peinlich!
Vorsichtig schaue ich auf doch kann niemand sehen bis auf einen Typen. Er sitzt schräg gegenüber von mir alleine in einem Vierer und liest ein Buch. Jedoch ist nicht etwa das Buch, welches er gerade liest, oder sein anscheinend guter Geschmack, was Kleidung und Style anbelangt, so außergewöhnlich sondern viel mehr seine kastanienbraunen Haare. Sie waren zu einem Dutt/Zopf nach hinten gebunden und wenn man genauer hinsieht sind auch vereinzelt ein paar Locken zu erkennen. Er ist wahrscheinlich in meinem Alter und scheint sehr auf sein Äußeres zu achten. Er trägt einen braunen Wintermantel mit einem einfachen T-Shirt kombiniert, dazu eine schwarze etwas engere Jeans.
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The Christmas Room
FanficWillkommen im "The Christmas Room", wo ihr euch hinsetzen und jeden Dezembertag der Geschichte eines Schreibers von insgesamt 26 beiwohnen könnt. 🎄 | | Fröhliche Weihnachten 💖🎄