25. Türchen

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Between Worlds

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Between Worlds

Jahr des Phoenix, 7. Mond, 3, Schlosspark der Mins, Luciada, Viladjöra
„Umziehen? Was soll das heißen umziehen? Dein Vater ist König, der König dieses verdammten Landes, du kannst nicht einfach so umziehen!", Hoseoks Stimme brach beinahe vor Verzweiflung, es war jene Art von Verzweiflung, die mit einer leichten, aber pikanten Spur Zorn gespickt war. Zorn gegen alles, was diese katastrophale Verkündung ausgelöst hatte, die sich anfühlte, als würde sie den Sechzehnjährigen aus seinem Leben reißen wollen, doch nicht gegen sein Gegenüber. Niemals gegen Yoongi, in dessen Augen Flammen der Verzweiflung so hoch loderten, dass man ihre Hitze beinahe spüren konnte.

„Er war der König dieses verdammten Königreiches. Jetzt muss er fliehen, weil die Widerständler ihn sonst ermordet hätten und Mutter, Lio und mich gleich mit." Er drehte das Amulett, das er schon sein ganzes Leben lang mit sich herumtrug, zwischen seinen schmalen Fingern und Hoseok konnte beim besten Willen nicht erraten, was in seinem Kopf vor sich ging, obwohl sie sich bereits seit so vielen Jahren kannten, dass es mehr waren, als sie ohneeinander verbracht hatten.

Ein panisch überraschter Ausdruck legte sich auf sein sonst von einem strahlenden Lächeln geprägtes Gesicht, als er die Tragweite dessen begriff, was ihm sein Freund soeben eröffnet hatte. Seine Zunge brachte keine Worte des Trostes zustande und so beschränkte er sich darauf die zierliche Gestalt Yoongis in seine Arme zu schließen und sie sanft an sich zu drücken, in der Hoffnung so zumindest einen Teil der Last von seinen Schultern nehmen zu können.

„Aber durch einen Umzug bist du doch noch lange nicht aus der Welt. Und die Unruhen legen sich be-" „Nein Hoseok, genau das ist es", schluchzte Yoongi, „durch diesen Umzug bin ich aus der Welt. Und zwar für immer, für alle Zeiten bis ich zwischen diesen Menschen sterbe, die mich vielleicht als einen von ihnen sehen werden, zu denen ich aber dennoch nie gehören werde. Wir müssen in die andere Welt fliehen, Hoseok, das ist unsere einzige Chance. Und du weißt genauso gut wie ich und jeder andere Bewohner Viladjöras, dass man aus der anderen Welt niemals zurückkehren kann."

Hoseok spürte wie die Tränen des Kleineren in seiner Tunika versickerten, während seine eigenen in das mintgrüne Haar Yoongis fielen. „Hey, alles wird gut", flüsterte Hoseok sanft und hielt sein Gefühlschaos bestmöglich aus seiner samtigen Stimme fern. „Nichts wird gut", schluchzte Yoongi ungehemmt, es war, als wäre seine gut errichtete Fassade zum Einsturz gekommen, „nichts und wieder nichts, eigentlich sogar überhaupt nichts."

19.9.2012, Exil der Mins, Daegu, Südkorea
Das Portal war und blieb verschwunden. Egal was Yoongi tat und er hatte in den zwei Tagen seiner Anwesenheit in der anderen Welt schon so einiges getan, es tauchte nicht wieder auf.

Er schmiss sich auf das Bett, was seines war, aber dennoch nicht sein Bett, in dem Zimmer, was sein Vater ihm als sein Zimmer vorgestellt hatte, das aber dennoch ganz klar nicht sein Zimmer war, und weinte voller Verzweiflung in sein neues, fremdes Kissen. Es roch nach Mottenkugeln und muffigen Veilchen, kein bisschen nach Zimt und Feenstaub. Der ungewohnt kratzige Stoff des Bezugs schmiegte sich rau an die Wangen des jungen Prinzen, dem sein Königreich genommen worden war. Seine Heimat. Eigentlich sogar sein ganzes Leben. Und seinen besten Freund, für den er sein ganzes Königreich liebend gerne eingetauscht hätte.

The Christmas RoomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt