* 1. Totentag und Teufelsfeuer *

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*Pov. Kostas*


Mit langsamen Schritten und der läutenden Kirchenuhr im Rücken stampfte ich den matschigen Berg hoch.
Meine nackten Füße waren beschmiert mit Schlamm, während die eisigen Gefrierbrände an meinen Knöcheln in einem hellen Blau hervortraten. Wie gerissenes Eis war es tief an vielen Stellen meines Körpers zu bestaunen, wenn man es denn sehen wollte.

Der Wind sauste mit tiefen Tönen an mir vorbei und brachte meine zerfledderte Kleidung kurz zum fliegen. Meine kurze Jacke flatterte mir um und gegen meinen Körper und schien sich von selber von mir trennen zu wollen, doch war mir währenddessen so warm, wie damals in Italien. Die Grashalme kitzelten leicht an meinen Füßen, weshalb sie immer ein Stück über diese wegzuckten.

Die Kapuze zog ich mir tiefer ins Gesicht, während meine Hündin mir auf Schritt und Tritt folgte.
Als ich schon das Gelächter der Hexen, Vampire und anderen grausigen Gestalten vernahm, verzog ich das Gesicht.
Was machte ich überhaupt hier? Warum hatte ich mich von Annika und Becci überhaupt überreden lassen auf dieses gottverdammte Fest zu gehen? Was sollte ich als längst Toter feiern, wenn es nichts zu feiern gab?!

"Egal wie es wird, weitere Tote kann es ja wohl dort nicht mehr geben. Nicht wahr, Ivy?"
Die weiße Hündin mit den gleichen magischen Gefrierbränden hechelte mir aufmunternd zu und ich seufzte tief, während ich langsam nickte. Mit einem kurzen Lächeln strich ich der Gleichgesinnten über das eisige Fell, was sogar mich immer und immer wieder überraschte. Die einzige Art von Kälte die ich spürte und mich ein wenig Lebendig fühlen ließ.

Mit einer letzten eigenen Überprüfung, ob diese lebensrettende (oder eher Aussehen rettende) Maske noch perfekt auf meinem Gesicht saß, kletterte ich die letzten Meter des schlammigen Berges hoch, ehe sich ein Feuer über mir auftürmte, welches mir die Hitze von einem Solarsturm entgegen stieß. Ich drehte erschrocken den Kopf weg und kniff die Augen zusammen.
Auf meiner Haut schmerzte das glühend heiße Feuer und einige Schritte taumelte ich wieder zurück, während Ivy sitz machte und abwartend zu mir schaute. Ihr schien das alles keine Probleme zu bereiten. Wie sehr ich diesen Hund beneidete!
Nase rümpfend öffnete ich vorsichtig die Augen, hielt meine Hand vor mein Gesicht und sah zu dem weißen Fellbüschel.
Jaja.. du mich auch.

"Nie denken sie an die Eisgestalten. Kann ja nicht jeder die Hitze so gut vertragen", fauchte ich leise, als ich mich die paar Schritte dem Feuer entgegen, zu Ivy stellte. Noch immer nicht wirklich überzeugt, ließ ich den Ort auf mich einprasseln.

Das Teufelsfeuer in der Mitte erstreckte sich über gute Fünf Meter und stand im Zentrum von dem eigentlich winzigen Platz. Kleine Wagen mit Blutkonserven, Fleisch jeglicher Art, aber auch Hexenkräutern, Alkohol und weiteres wurde zur Verfügung gestellt. Sie alle standen auf bemoosten Pflastersteinen.  Ebenso waren hier alle möglichen Toten vertreten und mich würde es nicht wundern, wenn hier über tausende der leblosen Gestalten rumgeistern würden. 
Auch, wenn der Platz selber nicht so groß war, erstreckte sich der Berg selber noch gute Zweihundert bis Dreihundert Meter. Auf jeder kleineren Erhöhung waren mindestens ein dutzend Wesen, wovon einige Drei Meter groß waren. Auch sie hatten kleine Lagerfeuer und Ein bis zwei Stände bei sich stehen. 

Diese Feierlichkeit wurde ja ernster genommen, als ich erwartet hatte.

"Kostas, hey!", bevor ich mich auch nur der Person zuwenden konnte, schlang Annika bereits ihre Arme um mich und ihre spitzen Eckzähne blitzten dabei in einem Strahlenden Weiß hervor.
Vorsichtig erwiderte ich die Begrüßung. Nun etwas beruhigter erwiderte ich kurz die Umarmung, ehe ich sie leicht von mir weg drückte. Die Braunen Haare waren leicht mit Blut beschmiert und die Kunstbrille saß wie immer wunderbar auf ihrem Gesicht.
Gerade als wir uns losgelassen hatten, begann die Vampirin schon wieder zu erzählen, als hätten wir uns Jahrtausende nicht gesehen und zog mich derweil weiter in die Mitte von dem allem.

•Kostory• Kerzenschein - Wenn das Wachs zu Blut wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt