Kapitel 10- Neuigkeiten

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Mit angehaltenem Atem stieß ich die schwere Tür auf, die zum Esszimmer führte. Wollte ich wirklich wissen, was sich dahinter verbarg? Welche Neuigkeiten mich erwarteten? Ich wusste es nicht, nur eines wusste ich- Ich musste dadurch. Betont ruhig betrat ich den Raum und warf dem Kronprinzenpaar ein einigermaßen zufriedenes Lächeln zu. Ich wusste nicht, ob ich schon wissen sollte, dass mich etwas höchstwahrscheinlich Unerfreuliches erwartete. Wahrscheinlich nicht, sonst hätte es mir Ingrid Alexandra ja gleich schon sagen können. So machte ich gute Miene zum bösen Spiel und ließ mich mit klopfendem Herzen auf einen Stuhl sinken.

Es dauerte nicht lange, bis ich die Lage grob analysiert hatte, etwas, das ich immer tat, wenn ich nervös war. Links neben mir saß Ingrid Alexandra, der, wie mir schon vorher aufgefallen, die Neuigkeit recht unangenehm war. Es schien, als hätte sie Mitleid mit mir. Zu meiner Rechten hatte sich Sverre Magnus niedergelassen, bei dem ich auch auf den hundertsten Blick nichts ungewöhnliches feststellen konnte. Seelenruhig klimperte er auf seinem Handy. Nach einem kurzen Schulterblick konnte ich feststellen, dass er anscheinend mit seinen Freunden schrieb. Ein Prinz, der WhatsApp hatte? Nach einem kurzen Überlegen fiel mir auf, dass ich ja auch noch alle meine Accounts auf den sozialen Netzwerken hatte, mit teils etwas unvorteilhaften Fotos. Noch war ja niemand auf die Idee gekommen, mir zu sagen, ich solle sie löschen. Und freiwillig würde ich es sicherlich nicht tun.

Nun wandte ich den Blick zu dem Thronfolgerpaar. Immer wieder warf Mette-Marit mir einen mitleidigen Blick zu, der mich nur noch nervöser machte. Ungeduldig trommelte ich mit den Fingern auf der Tischplatte herum. "Kann mir jetzt bitte mal jemand sagen, was das denn jetzt bitte für schlechte Neuigkeiten sind?" Im dem Moment, indem ich die Worte aussprach, wurde mir bewusst, dass das vermutlich nicht das Schlaueste gewesen ist, das ich machen konnte, wenn ich unbedingt die Wahrheit erfahren wollte. Denn nun warf Mette ihrer Tochter mit hochgehobenen Augenbrauen einen Blick zu. "Wie war das mit dem für sich behalten?" Ingrid grinste nur leicht trotzig. "Ich habe nie gesagt, was überhaupt los ist..." "Und habe ich gesagt, dass du das..." Die Kronprinzessin unterbrach sich, als ihr Ehemann ihr ruhig eine Hand auf den Unterarm legte. Erst sah sie ihn verwirrt an, dann schien sie zu verstehen und atmete ruhig ein und aus, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.

Ich währenddessen hyperventilierte ganz dezent. Je länger die Anspannung in mir andauerte, desto größer wurde sie. Und so langsam kamen nun auch wieder meine Bedenken zum Thema "Mal einfach bei irgendwelchen fremden Royals einziehen" auf. Aber was sollte ich denn jetzt auch machen? Was passiert war, war passiert und ich konnte es jetzt eh nicht mehr ändern. Auch wenn gerade diese Hilflosigkeit das war, was mich noch nervöser werden ließ. Plötzlich hielt ich es nicht mehr aus. Alle Höflichkeitsregeln, die ich mir im Auto eingeprägt hatte und eigentlich auf keinen Fall brechen wollte, warf ich spontan über Bord. "Jetzt sagt mir doch verdammt noch einmal, was denn jetzt wirklich los ist! Ich mag ja vielleicht keine offizielle Prinzessin sein, aber trotzdem bin ich doch noch ein Mensch mit Gefühlen, den ihr scheiß Royals nicht einfach ignorieren dürft, weil ihr euch für etwas Besseres haltet!" Während meiner Schimpftirade sprang ich auf. Dass ich dabei das Glas Wasser, das neben meinem Teller stand, umwarf und kurz darauf die komplette Tischdecke durchnässt war, registrierte ich zwar, ordnete es allerdings als nicht sonderlich wichtig ein. Stattdessen war ich nur fünf Sekunden nach meinem Ausraster schon wieder davor, mir selbst eine Ohrfeige zu geben. Okay, ich war etwas jähzornig und wenn ich gestresst war, wurde diese Eigenschaft immer stärker. Okay, es ist nur menschlich, in einer solchen Situation einmal durchzudrehen. Aber doch nicht, wenn man gerade auf Zeit bei Menschen wohnte, die einen vermutlich mit einem Wink in den Kerker werfen konnten (Ging das in der heutigen Zeit überhaupt noch? Oder war das In-Den-Kerker-Werfen schon abgeschafft worden und ich hatte ein ziemlich altmodisches Weltbild. Das musste ich dringend einmal googlen...)!

Angespannt wartete ich auf die Reaktion der anwesenden Personen. Neben mir vernahm ich ein leises Kichern- Anscheinend war Sverre nun auch endlich auf mich aufmerksam geworden. Aber ich wandte den Blick nicht ab, starrte weiterhin nervös auf das Thronfolgerpaar. Wie durch Nebel nahm ich war, dass Mette ihrem Ehemann einen Blick zuwarf, den ich nicht deuten konnte. Was würde jetzt passieren? Wenn ich hier rausfliegen würde, dann.... Ja, was dann? Dann würde ich wohl in ein Kinderheim kommen- Ohne ein einziges Wort Norwegisch zu sprechen! Oder würde ich dann erst wieder nach England oder nach Deutschland geflogen werden. Und was, wenn... Herzhaftes Gelächter riss mich aus meinen Gedanken. Es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass das von Haakon und Mette kam. Verwirrt sah ich sie an. Sollten die beiden nicht eher ziemlich wütend sein? Doch Fehlanzeige. Die Kronprinzessin wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und grinste. "Eigentlich habe ich dich der Situation entsprechend ja schon ein wenig zurückhaltender eingeschätzt, aber gut..." Plötzlich wurde sie ernst. "Wie auch immer... Du hast recht. Wir sollten dir wirklich sagen, was los ist..." Sie atmete tief durch, ehe sie mir ihr Handy entgegen hielt, auf dem unübersehbar ein Zeitungsartikel zu sehen war. Und auf diesem Foto... Himmel, war das ich? Gut, ich war nun eine Prinzessin, aber das bedeute nicht, dass ich es gewohnt war, jetzt schon auf den Titelseiten großer Zeitungen zu sehen war. Aber was hatte das jetzt zu bedeuten? Verständnislos sah ich hoch, musste jedoch schlucken, als ich das Mitleid in Mettes Augen bemerkte. "Lies es dir durch". Das tue ich dann auch. Schon der erste Abschnitt reicht aus, um mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.

Skandal in Großbritannien!
Es war die Nachricht der Woche, als am Donnerstag bekannt gegeben wurde, dass Prinz William und Herzogin Kate eine uneheliche Tochter haben- Prinzessin Isabella. Gleich am Tag dieser Bekanntgabe wurde die 15-Jährige zu ihrem ersten Staatsbesuch nach Norwegen mitgenommen. Doch wie der Palast heute bekannt gegeben hat, soll alles eine einzige Lüge sein. Wie man unter anderem auf der offiziellen Instagram-Seite des Paares nachlesen kann, wurde gestern herausgefunden, dass Isabella irgendwie an die Information gekommen ist, dass William und Kate schon vor George eine Tochter zur Welt gebracht haben und sich als jene ausgegeben haben. Adele, wie ihr echter Name lautet, hat es tatsächlich geschafft, das Paar länger als eine Woche zum Narren zu halten, ehe man der Wahrheit auf die Schliche gekommen ist.


Der Tag, an dem ich zu Englands Prinzessin wurde (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt