Kapitel 14- Alles kommt ans Licht

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Ach. Du. Scheiße. Nur schwer konnte ich den Impuls unterdrücken, mich irgendwo zu verstecken. Schluckend stand ich auf. Vielleicht war es ja gar nicht Mette-Marit. Vielleicht war es ja Sverre. Oder Lykka, die irgendwie durch Telepathie doch noch von dem Referat erfahren hatte. Oder... "Ingrid, ich weiß, dass du da drin bist!" Okay. Sie war es. Na ja, wenigstens wartete sie, bis ich die Tür aufmachte und stürmte nicht einfach ins Zimmer. Das war ja schon einmal ein Anfang. Tief durchatmend huschte mein Blick zu Ingrid, die so langsam auch etwas panisch wirkte. Es blieb keine Zeit mehr, uns noch irgendeinen Plan zu überlegen. Da mussten wir wohl improvisieren- Wobei, das war letztes Mal auch nicht wirklich gut ausgegangen. Also wohl doch einfach Plan B: Die Wahrheit sagen. Auch wenn mir nicht ganz wohl dabei war und ich nicht wusste, ob ich das schaffen konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Doch dieser Herausforderung musste ich mich jetzt wohl einfach stellen.

Mette-Marit klopfte noch einmal, dieses Mal energischer. Schnell sprang ich auf. Ich hatte keine Lust darauf, von Leibwächtern aus dem Zimmer gezerrt werden. Und wenn ich schon aus dem Palast geworfen wurde, wollte ich wenigstens einen letzten Rest Würde bewahren und diesen verlassen, ohne hinausgezerrt zu werden. Doch kurz ehe ich öffnete, zögerte ich. Was, wenn die Kronprinzessin jetzt gleich sämtliche Leibwächter mitgebracht hatte, die den Befehl hatten, mich in irgendein Waisenhaus zu verschleppen?

Ok, nein. Ich kicherte leise über meine unlogischen Gedanken. Das wäre vielleicht etwas übertrieben, nur weil wir sie angelogen hatten. Und so schätzte ich sie nicht ein. Nun ja, hoffentlich lag ich da mal nicht falsch... Ehe ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, öffnete ich die Tür. Doch zu einer Begrüßung kam ich gar nicht. Mette-Marit stürmte ins Zimmer, stützte die Hände in die Hüfte und blitzte ihre Tochter an. "Ingrid Alexandra, was habe ich dir über Ehrlichkeit gesagt?" 

 "Ich hätte ja nicht einmal lügen müssen, wenn du nicht immer so scheiß Regeln aufstellen würdest, die nicht einmal Sinn ergeben!" Als nun auch Ingrid vom Bett aufsprang und ebenfalls die Hände in die Hüfte stemmte, war nicht zu übersehen, dass die beiden Mutter und Tochter waren. Allerdings hatte ich so ziemlich das Gefühl, dass das hier nicht friedlich enden würde, wenn ich nicht eingreifen würde. Gut. Ich atmete tief durch, dann stellte ich mich dazwischen. "Gut, jetzt kommen wir alle einmal..."

Ich kam nicht dazu, noch mehr zu sagen. Bei reagierten gleichzeitig auf meinen Schlichtungsversuch, allerdings nicht so positiv, wie ich es erwartet hätte. Ingrid Alexandra schob mich nur bestimmt zur Seite und trat noch einen Schritt näher auf ihre Mutter zu. Mette-Marit blitzte nun auch mich wütend an. "Du verstehst sowieso nichts davon..." Dann wandte sie sich wieder ihrer Tochter zu, während ich lieber mal einen Schritt zurückwich. Okay. Das war dann ja mal ein Schuss in den Ofen gewesen...

Als die beiden anfingen, wild aufeinander einzureden, schaltete ich auf Durchzug. Wenn ich noch ein Mal dazwischen gehen würde, würde das gar nichts bringen. Auf mich hörten die beiden sowieso nicht. Aber so konnte ich das jetzt auch nicht laufen lassen... Das brachte doch alles überhaupt nichts! Gut, ich wusste, dass ich auch selbst oft ziemlich aufbrausend war. Aber das hier... Sahen sie nicht, dass dieser Streit gerade gar nichts brachte? Ich musste etwas tun. Und es fiel mir nur eine Möglichkeit ein- Von der ich keine Ahnung hatte, ob sie funktionieren würde.

*

"Ähm... Hallo?" Zögernd betrat ich den Raum, unsicher, wie ich meine Bitte formulieren soll. Als ob er auf mich hören würde! Was hatte ich mir denn nur dabei gedacht, hierherzukommen? Er wird mir doch sowieso nicht helfen. Gut möglich, dass er mich aufgenommen hatte, damit ich nicht ins Heim musste, aber das hieß doch nicht, dass er alles stehen und liegen lassen würde, wenn ich seine Hilfe brauchte. Ich hatte doch erst ein, zweimal kurz mit ihm gesprochen. Und außerdem... Er war doch bestimmt schrecklich beschäftigt. Das war eine schlechte Idee gewesen...

Der Tag, an dem ich zu Englands Prinzessin wurde (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt