Nein. Nein, das konnte jetzt einfach nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht wahr sein. Nein... Fassungslos starrte ich die Zeitung an. Weiterlesen wollte ich nicht, das, was ich bis jetzt wusste, genügte mir schon. Ich merkte, wie ein hysterisches Lachen meine Kehle emporstieg. Adele? Ich sollte Adele heißen? Wie bescheuert war das denn? Auf einmal war mir jeglicher Appetit vergangen, obwohl mir vorhin noch das Wasser im Mund zusammen gelaufen war, als ich mir das Essen angesehen hatte. Ein Gedankenkarussell drehte sich in meinem Kopf, mit einem einzigen Gedanken als Passagier: Wie konnten sie mir das nur antun? Kurz huschten meine Gedanken zu dem Abend, als wir gemeinsam einen Plan geschmiedet hatten, uns geschworen hatten, dass wir es schaffen. War das wirklich erst einen Tag her? Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. War das alles nur eine Täuschung gewesen, reines Theater? Hatte Charles ihnen das eingeredet? Aber wann? Seit wann hatten sie mich angelogen?
Reglos verharrte ich, spürte, wie ich immer hastiger nach Luft schnappte. Na super, ein Panikanfall war ja genau das, was mir jetzt noch fehlte. Schnell zwang ich mich, ruhig ein- und auszuatmen, was zu meiner Verwunderung auch tatsächlich etwas brachte. Doch immer noch war ich nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. "Ich... Ich glaube, ich muss mich erst einmal... Wie sagt man das... Sammeln...", stammelte ich vor mich hin und ließ Mettes Handy erstaunlicherweise nicht mitgehen, sondern gab es ihr zurück. Es verwunderte mich selbst, dass ich in einer solchen Situation an so etwas denken konnte. Danach wirbelte ich auf der Stelle herum und rannte in mein Zimmer. Jetzt brauchte ich erst einmal etwas Zeit für mich.
Etwa fünfzehn Minuten später war ich, was meinen Geisteszustand anging, wieder ganz unten angekommen, völlig unfähig, mir irgendeine Strategie zu überlegen, wie ich denn jetzt bitte meine Eltern zurückbekommen sollte. Vielleicht war es dann doch keine so gute Idee gewesen, einmal den kompletten Artikel durchzulesen und mir zusätzlich noch den Instagram-Post anzusehen. Schlauer war ich dadurch allerdings auf jeden Fall nicht geworden, wenn man mal von den Klatschseiten absah, die mir prompt eine Schwangerschaft als Minderjährige unterstellten und wegen der mich der Palast selbstverständlich verstoßen musste. Leise seufzend betrachtete ich den Artikel so lange, bis die Buchstaben vor meinen Augen zu einem schwarz-weißen Wirrwarr verschwammen. Langsam schlichen sich noch weitere Gefahren in meine Gedanken. Es war abgemacht gewesen, dass ich offiziell hier bei Haakon und Mette-Marit wohnte, um mich auf meine Rolle als Kronprinzessin vorzubereiten. Was würde daraus nach dieser Ankündigung werden? Würde ich einfach so mir nichts, dir nichts vor die Tür gesetzt werden?
Schon wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, die ich jedoch entschlossen zurückdrängte. In der vergangenen Viertelstunde hatte ich schon so oft und stark geweint, dass ich es jetzt einfach nicht mehr wollte. Und außerdem ging jetzt zu allem Überfluss auch noch mein Vorrat an Taschentüchern zu Ende. Ein leises Klopfen ließ mich hochschrecken. "Wer ist da?", rief ich vorsichtshalber in die Stille des Raumes. Dem Kronprinzenpaar wollte ich mich nicht unbedingt mit verweinten Augen zeigen. Doch das musste ich nicht, den schon an der Stimme erkannte ich, wer zu mir wollte. "Ich bin es, Ingrid!" Kurzes Schweigen. "Sverre ist auch hier!" "Na, wenn das so ist..." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Die beiden waren die einzigen Royals, die mein Alter hatten. Die Erkenntnis, dass sich die beiden tatsächlich für mich interessierten, erfreute mich tatsächlich ein wenig. Vielleicht konnte ich hier ja doch noch Freunde finden...
Ein leises Knarren ertönte, als sich die Tür öffnete. "Geht's?", fragte Ingrid mitfühlend nach, sobald sie das Zimmer betrat. "Geht so..." Ich atmete tief ein, hatte aber dennoch das Gefühl, es läge ein schweres Gewicht auf meiner Brust. "Verstehe ich..." Seufzend ließ sich Ingrid neben mich aufs Bett fallen, drehte aber kurz drauf den Kopf und fragte nach: "Ich darf mich ja setzen?" Als ich nickte, fuhr sie fort. "Wenn ich mir vorstelle, dass mir das passieren würde..." Sverre stand kurz ein wenig ratlos im Raum herum, ehe auch er sich neben mich setzte. "Und was willst du jetzt machen?", hakte er nach. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Keine Ahnung... Ich glaube, ich packe erst einmal meinen Koffer und bereite mich darauf vor, mal wieder umzuziehen. Mittlerweile habe ich ja schon Übung darin... Ich versuchte mich an einem Lächeln, das jedoch kläglich misslang. "War schon, euch kennen gelernt zu haben..."
"Oh..." Ingrid stockte und strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das soll ich dir ja auch noch sagen. Darüber habe ich schon mit meinen Eltern gesprochen. Ich soll dir ausrichten, du kannst gerne so lange bei uns bleiben, wie du willst und keine öffentliche Bekanntgabe kann daran etwas ändern" "Puh... Gut, ein Problem weniger" Erleichtert stieß ich die Luft aus und konnte jetzt schon mal ein wenig freier atmen. Ein Problem war schon einmal gelöst, jetzt musste ich nur noch herausfinden, was hinter diesem Post steckte.
Als ich Ingrid und Sverre beichtete, dass ich keine Ahnung hatte, dass ich gar keine Ahnung hatte, was meine Eltern dazu bewegt hatten, so einen Post, an dem wirklich gar nichts Wahres dran war, zu veröffentlichen und dass ich noch viel weniger wusste, was ich jetzt unternehmen sollte, schwiegen beide erst einmal. Gerade rechtzeitig, ehe ich irgendeine Scheiße vor mich hin gebrabbelt hätte, brach Ingrid das unangenehme Schweigen. "Und du bist dir sicher, dass deine Eltern dahinter stecken?", gab sie nachdenklich zu bedenken. Verständnislos starrte ich sie an. "Wer denn sonst?" Kronprinz Frederik hatte damit auf jeden Fall sicher nichts zu tun- Oder doch? Mittlerweile waren in diese ganze Affäre so viele Royals involviert, dass mich eigentlich gar nichts mehr verwundert hätte. Mein leises Schmunzeln schien Ingrid zu ignorieren, doch sie sah mich nur kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an, ehe sie ihre Theorie erklärte. "Also... So weit ich weiß... Also..." Sie sah mir fest in die Augen. "Kann Charles nicht dahinter stecken?"
Ach ja. Charles. Eine ganze Stunde lang hatte ich tatsächlich vergessen, dass dieses arrogante Arschloch auch noch existierte. Fast sofort hellte sich meine Stimmung auf. Natürlich! Natürlich konnte dieser Plan nicht von William und Kate ausgehen! Fast hätte ich laut aufgelacht. Wie hatte ich nur so dumm sein und so einen offensichtlichen Tatverdächtigen übersehen können? Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Gegen Charles würde ich mithilfe meiner neuen Freunde sicherlich ankommen! Ich musste nur mit meinen Eltern telefonieren und alles würde wieder gut werden. Ich konnte es schaffen!
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Der Tag, an dem ich zu Englands Prinzessin wurde (Pausiert)
FanfictionSucht man bei Google nach der Thronfolge Großbritanniens, findet man an dritter Stelle: "HRH Prinz George Alexander Louis, Sohn von Prinz William und Herzogin Catherine" Gibt es irgendjemanden, der diese Information anzweifelt? Nein? Ich auch nicht...